© Karin Kaiser/MHH

Dank Spende für drei Jahre finanziert

Innovatives Versorgungsprojekt für Menschen mit Schizophrenie

Die Betroffenen wählen selbst zwischen mehreren Therapieangeboten aus. Das Projekt soll die Lebensqualität erhöhen und den Behandlungserfolg verbessern.

Bei der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Schizophrenie geht die Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) neue Wege: Bei dem ambulanten Versorgungsprojekt „Take Five For Life“ suchen sich die Patientinnen und Patienten ein für sie passendes Therapieangebot aus. Dabei können sie zwischen fünf Möglichkeiten wählen: Sport-, Kunst-, Musiktherapie, psychologische Gruppenpsychotherapie oder Behandlung in der Poliklinik. „Wir wollen herausfinden, ob sich durch individuellere Maßnahmen die Lebensqualität erhöht und der Behandlungserfolg verbessert“, erklärt Projektleiter Prof. Dr. Tillmann Krüger. Eine bereits bestehende medikamentöse Therapie setzen die Teilnehmenden parallel zu dem Projekt fort. Für das Projekt sucht die Klinik noch Teilnehmende. Eine private Spende in Höhe von 500000 Euro ermöglicht das dreijährige Projekt.

Dinge tun, die Freude bereiten

Die Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung aus der Gruppe der Psychosen. Sie tritt in Phasen auf. Die Betroffenen leiden dann beispielsweise unter Halluzinationen und Wahnvorstellungen, hören Stimmen oder fühlen sich verfolgt. Schätzungen zufolge ist etwa ein Prozent der Bevölkerung in Deutschland von Schizophrenie betroffen. Die Erkrankung ist eine große Belastung für die betroffenen Menschen und ihr soziales Umfeld. „Ambulant versorgte Patientinnen und Patienten sind sozial oft schlecht integriert und fühlen sich einsam“, sagt Prof. Krüger. „Viele sind zudem antriebslos und empfinden kaum Lebensfreude.“ Genau dort setzt das Versorgungsprojekt „Take Five For Life“ an. Es ist für Menschen gedacht, die eine akute Krankheitsphase hinter sich haben. Sechs Monate lang sollen sie einmal pro Woche eine 90-minütige Therapiestunde erhalten, in der sie etwas tun, was sie gerne machen, was ihren Interessen entspricht und was ihnen Freude bereitet.

Untersuchungen des Belohnungssystems

„Es ist ein Zusatzangebot zur Standardbehandlung, das dazu beitragen soll, die Therapieziele besser zu erreichen“, erläutert die Doktorandin und Projektkoordinatorin Saskia Hamers. Das Team um Prof. Krüger möchte herausfinden, ob sich mit selbst gewählten Maßnahmen das Wohlbefinden der schizophrenen Patientinnen und Patienten verbessern lässt – und in der Folge auch das Risiko erneuter Krankenhauseinweisungen sinkt. Darüber hinaus ist „Take Five For Life“ mit weiteren Forschungsaspekten verknüpft. Saskia Hamers untersucht in ihrer Doktorarbeit die neuronalen Mechanismen der Schizophrenie. Dabei geht es um das Belohnungssystem im Gehirn. Mithilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) untersucht sie die Hirnstruktur und die Hirnaktivität von schizophrenen und gesunden Probandinnen und Probanden und vergleicht sie miteinander. „Ich möchte Erkenntnisse darüber gewinnen, wie Schizophrenie das Belohnungssystem beeinträchtigt und welche Auswirkungen das auf die Lebensqualität und auf das Erleben von Freude und Sexualität haben kann“, erläutert Saskia Hamers.

Projekt finanziert sich aus Spende

© Karin Kaiser/MHH

„Take Five For Life“ – gemeinsam zu einem besseren Behandlungserfolg

„Take Five For Life“ ist dank einer privaten Spende in Höhe von 500000 Euro für drei Jahre möglich geworden. Der anonyme Spender hat einen Sohn, der an einer Schizophrenie erkrankt ist, die langsam fortschreitet und kaum therapierbar ist. Die persönlichen Erfahrungen und das Wissen um die begrenzten Therapiemöglichkeiten der Schizophrenie haben den Wunsch entstehen lassen, die Versorgung und Forschung mit einer Spende zu unterstützen. Das Projekt „Take Five For Life“ schien dem Spender dafür sehr geeignet. (red)

Medienmitteilung der Medizinischen Hochschule Hannover vom 15. Februar 2023

Back to top