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Ein noch wenig bearbeitetes Feld der Psychiatrie

Expat-Familien: Entwicklungspsychiatrische und psychotherapeutische Aspekte

<p class="article-intro">Die Arbeitswelt ist zurzeit einem massiven Wandel ausgesetzt. Neue Technologien ermöglichen zusehends flexiblere Arbeitsmodelle und der steigende Grad an Vernetzung weicht die Bindung vieler Arbeitnehmer an einen spezifischen Arbeitsort auf. Häufige Orts- und Arbeitswechsel sind in bestimmten Branchen mittlerweile Realität. Dies bringt neue Herausforderungen für die Versorgung von Personen mit psychiatrischen Erkrankungen.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Einf&uuml;hrung und Problematik</h2> <p>Die Definition und Betreuung von Risikogruppen stellen einen wichtigen (sozial-) psychiatrischen Ansatz dar, der insbesondere f&uuml;r Familien mit Kindern von Bedeutung ist. F&uuml;r die spezifische Population der sogenannten Expats zeigen sich neben sicher vorhandenen Schutzfaktoren oder protektiven Prozessen besondere, auf den ersten klinischen Blick schwer erkennbare Risikofaktoren.<br /> In diesem Kontext ist der entwicklungspsychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgungsrealit&auml;t bisher praktisch- klinisch wie wissenschaftlich wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden. Systematische Recherchen bei Medline (in den letzten 5 Jahren z. B. nur 6 Artikel f&uuml;r &laquo;Expatriate &raquo; and &laquo;Psychiatry&raquo;), PsychIndex, research gate oder Google-Scholar f&ouml;rdern nur einige wenige und zumeist auf den amerikanischen und asiatischen Bereich bzw. auf Milit&auml;r- und Diplomatenkonstellationen zielende Ergebnisse zutage.<br /> Die psychotherapeutische und entwicklungspsychiatrische Versorgung von sogenannten Expats geh&ouml;rt zu den wenig bearbeiteten und gering ausgebauten Gebieten in Psychiatrie und Psychotherapie. Die relativ kurze Aufenthaltsdauer im Gastland, die hohe Fokussierung auf berufliche und Arbeitsaspekte, aber auch das relative Alter der Expats sind hier ebenso Gr&uuml;nde wie die Angst vor Stigmatisierung, versicherungstechnische Fragen und nicht zuletzt sprachlich-kulturelle Hindernisse. Anhand typischer Fallbeispiele aus der Schweiz wird ein spezielles Angebot dargestellt, das sich den Schwierigkeiten von Expat-Familien und ihren minderj&auml;hrigen Kindern vor allem mit dem Fokus auf Lernund Leistungsst&ouml;rungen, ADHS, Angst, Anpassungsst&ouml;rungen und Depression widmet. M&ouml;gliche Ausbau- und Optimierungspotenziale in diesem Bereich werden dargestellt.</p> <h2>Definitionen</h2> <p>Der in der Wirtschaftswelt gebr&auml;uchliche Begriff Expat definiert sich bei Wikipedia (22.10.2019) so:<br /> &laquo;Eine klassische Definition des Expats bezieht sich auf &ndash; zumeist hochqualifizierte &ndash; Fachkr&auml;fte, die durch ihren Arbeitgeber f&uuml;r begrenzte Zeit ins Ausland entsandt werden, um in Zweigstellen oder ausgelagerten Projekten zu arbeiten. Wesentliche Merkmale sind dabei die Befristung (meist ein bis f&uuml;nf Jahre), die Entsendung durch eine Organisation sowie die Aufrechterhaltung der Bindungen an das Heimatland bzw. an das entsendende Unternehmen. Das Ziel der entsendenden Organisation ist h&auml;ufig Know-how-Transfer, Verbesserung der Kommunikation und Wunsch nach Kontrolle. Aus Sicht der Expatriates steht oft die berufliche oder pers&ouml;nliche Entwicklung im Vordergrund. Erfolgt die Initiative zum Auslandsaufenthalt nicht von einem Unternehmen, sondern von der jeweiligen Person selbst, wird in wissenschaftlichen Publikationen von selbstinitiierter Expatriation (self-initiated expatriation) gesprochen. Diese F&uuml;hrungskr&auml;fte werden als &lsaquo;ausl&auml;ndische F&uuml;hrungskr&auml;fte in lokalen Organisationen&rsaquo; (FELO &ndash; Foreign Executives in Local Organizations) bezeichnet.&raquo; F&uuml;r die hier diskutierte Thematik wird praktischerweise nicht zwischen den Gruppen unterschieden.</p> <h2>Allgemeine und spezifische Risikokonstellationen</h2> <p>Nationale und multinationale Unternehmen mit Firmensitz(en) in grenznahen (Basel, Lausanne/Vaud) oder zentralen Regionen der Schweiz (Z&uuml;rich, Zug etc.) bzw. Metropolen mit diversen internationalen Organisationen und Firmensitzen (Wien, Z&uuml;rich) besch&auml;ftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus vielen Nationen. In der Schweiz arbeitet jeder vierte Arbeitnehmer f&uuml;r ein multinationales Unternehmen. Diese m&uuml;ssen im Rahmen ihrer beruflichen Entwicklung und T&auml;tigkeit u. U. kurzfristig den Arbeits- und damit meistens auch den Wohnort wechseln oder werden von ausl&auml;ndischen Filialen versetzt. Meist betrifft diese Thematik Menschen in der Altersstufe zwischen 25 und 40 Jahren, die sich gleichzeitig in einer (fr&uuml;hen) Familienphase befinden.<br /> Die Expatriierung betrifft nicht nur den jeweiligen Arbeitnehmer, sondern h&auml;ufig auch seine nahen Angeh&ouml;rigen und zumeist minderj&auml;hrigen Kinder. W&auml;hrend &uuml;ber Migrationspopulationen und Fl&uuml;chtlinge seit vielen Jahrzehnten intensiv geforscht wird und auch Kinder und Jugendliche aus binationalen Verbindungen als Risikogruppe bekannt sind, gibt es erstaunlich wenig Literatur und klinische Erfahrungsberichte aus dem Bereich der Expats, seien diese nun international oder national. Tabelle 1 skizziert die grunds&auml;tzlichen empirischen Unterschiede zwischen Expats und anderen Klientengruppen.<br /> In der Schweizer Versorgungsrealit&auml;t zeigen sich Expat-Familien mit klassischen Migrationsproblemen, zumeist aber Familien mit latenten depressiven und phobischen St&ouml;rungsbildern, mit neuropsychologischen Auff&auml;lligkeiten wie ADHS und Teilleistungsst&ouml;rungen, aber auch mit Pers&ouml;nlichkeitsst&ouml;rungen. Bei mangelnder Diagnostik und Intervention besteht insbesondere im Kindes- und Jugendalter die Gefahr der Chronifizierung und der Behinderung von Entwicklungsaufgaben.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Neuro_1905_Weblinks_lo_neuro_1905_s45_tab1_bilkehentsch.jpg" alt="" width="550" height="343" /></p> <h2>Problematik in Praxis und Klinik</h2> <p>In drei psychotherapeutisch und entwicklungspsychiatrisch orientierten Gemeinschaftspraxen (Praxisgemeinschaft am Kunsthaus, Z&uuml;rich; Praxisgemeinschaft f&uuml;r Verhaltenstherapie, Baar; Praxis f&uuml;r Psychotherapie am Obertor, Winterthur) konnten seit 2015 im Rahmen spezialisierter, auf Expats zugeschnittener Angebote (circa 100 Klientenfamilien pro Jahr), die sich meist durch Mund-zu-Mund-Propaganda mitteilten, typische St&ouml;rungsbilder (geh&auml;uft auf Achse 1 und Achse 5 des MAS) gefunden werden:</p> <ol> <li>Anpassungsst&ouml;rungen mit depressiver St&ouml;rung (F43.25)</li> <li>Phobische St&ouml;rungen (F40.x)</li> <li>Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivit&auml;tssyndrome (F90.x)</li> <li>Pers&ouml;nlichkeitsst&ouml;rungen, insbesondere vom &auml;ngstlich-vermeidenden und vom narzisstischen Typus (F6xx)</li> <li>Suchterkrankungen bei hohem psychosozialem Funktionsniveau (F1xx)</li> <li>Mangelnde elterliche Aufsicht und Steuerung durch das berufliche Engagement der Eltern bzw. durch die kulturelle und sprachliche Isolierung der Eltern</li> <li>Abweichende Elternsituation (Dekompensation der Eltern, Depressivit&auml;t der Mutter, Streit zwischen den Eltern)</li> </ol> <p>Der Leidensdruck, der jeweils zur Vorstellung f&uuml;hrte, r&uuml;hrte vor allem von der zweiten Generation, also den sich in anderer Weise als die Eltern integrierenden Kindern und Jugendlichen der Familien. Elterlicherseits fanden sich oft eine Art &laquo;neglect&raquo; und eine Bagatellisierung.<br /> Die klinische Praxis zeigte, dass sich die Familien meistens nicht viele substantiierte Fragen stellen, bevor sie in die Schweiz ziehen. Der intellektuelle und emotionale Fokus liegt auf dem Beginn der neuen Arbeit, eine ggf. notwendige kulturelle Anpassung wird selten aktiv hinterfragt. Die Mehrheit der Familien w&auml;hlt nicht absichtlich die Schweiz und hat meistens kaum Kenntnisse &uuml;ber das Land. Es handelt sich oft um die Suche nach einer finanziellen Sicherheit mit hoher Lebensqualit&auml;t. Viele Familien haben bereits vorher ausserhalb ihres Herkunftslandes gewohnt und betrachten einen erneuten Umzug als eine bekannte &laquo;Kleinigkeit&raquo;. In den meisten Konstellationen (mehr als 80 % ) handelt es sich erfahrungsgem&auml;ss um eine m&auml;nnliche Expat-Person, die die Ehefrau (teilzeitbesch&auml;ftigt, prim&auml;r Hausfrau) und die minderj&auml;hrigen Kinder mitbringt.<br /> Ein weiterer zu ber&uuml;cksichtigender Punkt ist eine unklare Situation vieler Expat- Familien, die zun&auml;chst ihren Aufenthalt in der Schweiz auf einige Jahre planen, dann aufgrund der Arbeitssituation oder anderer Faktoren l&auml;nger bleiben als geplant, aber wegen der fehlenden Integration und der mangelnden Bem&uuml;hungen um diese (Sprache, Freundeskreis) keine zufriedenstellende Anpassung an hiesige Verh&auml;ltnisse erreichen. Es entsteht bei vielen Expats und ihren Familien gewissermassen &laquo;ein Leben auf Abruf&raquo;, mit dem einige besser und andere schlechter zurechtkommen. Dies belastet die betroffenen Personen ebenso wie die Angeh&ouml;rigen.</p> <h2>Schulische Systeme als Kulminationspunkt</h2> <p>In der Realit&auml;t kollidieren insbesondere die unterschiedlichen Schulsysteme und die innerhalb der OECD-L&auml;nder hochgradig unterschiedliche Maturit&auml;tsquoten (in der Schweiz 20 % , in anderen L&auml;ndern bis zu dreimal h&ouml;her) sowie die spezifische Sprachbarriere zum Hochdeutschen/ Schweizerdeutschen.<br /> Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen wird in Privatschulen untergebracht. Der Unterricht erfolgt meistens in englischer Sprache und ist f&uuml;r die Familie mit hohen Kosten verbunden. Die kognitive und emotionale Dissonanz der Bezugspersonen und der Familie besteht darin, dass die Eltern ein vordergr&uuml;ndiges Sicherheitsgef&uuml;hl bekommen, indem eine internationale Schule mit Renommee ein integriertes Angebot bietet (Unterricht, Interesse f&uuml;r das Kind, Aktivit&auml;ten). Die Kinder und Jugendlichen erleben aber im Gegensatz zu den Eltern eine Subkultur, die mit der schweizerischen Realit&auml;t wenig zu tun hat (kaum Schweizer als Mitsch&uuml;ler, anderes System als die &ouml;ffentliche Schule, kein Schweizerdeutsch als Sprache).</p> <h2>Zwei typische Kasuistiken</h2> <p><strong>Fall 1</strong><br /> Eine Familie aus Frankreich mit Wurzeln in Israel. 2 Kinder, 2 und 4, die Mutter ist mit dem 3. Kind schwanger. Keine Deutschkenntnisse. Sehr angespannte Paarsituation mit Gewalt durch den Vater gegen die Mutter. Starke Impulsivit&auml;t beim Vater, Ablehnung der Behandlung. Schweres ADHS mit Dissozialit&auml;t bei der 4-j&auml;hrigen Tochter, soziale Isolierung der Mutter, Traumatisierung und Depression. Mangelnde elterliche Aufsicht durch den Vater (von 6.00 bis 21.00 Uhr abwesend, Arbeit am Wochenende sowie Gamesucht). Nach diagnostischer Phase Ablehnung der Medikation und Wunsch nach Coaching durch die Mutter. Abbruch auf Befehl des Vaters. In einem zweiten Schritt erneute Behandlung der Tochter und Kontaktaufnahme mit dem Vater. Motivationsaufbau bei der Mutter gegen die Gewalt, Vermittlung von Handlungsm&ouml;glichkeiten. Bearbeitung des Loyalit&auml;tskonflikt bei der Tochter und bei der Mutter. Erneuter Abbruch.</p> <p><strong>Fall 2</strong><br /> Schweizer-amerikanische Familie. Die Mutter ist aus den USA mit Wurzeln in Afrika. Der Vater hat die Mutter in den USA kennengelernt. 2 Kinder, 13 und 15. Umzug in die Schweiz. Integrationsschwierigkeiten bei der Mutter, kulturell und sprachlich, Entt&auml;uschung und Frustration. Der 15-j&auml;hrige Sohn entwickelt eine starke dissoziale St&ouml;rung. &Uuml;berforderung der Eltern, Ablehnung der Behandlung beim Sohn. Daher Begleitung der Eltern und Behandlung des Sohnes &laquo;aus der Ferne&raquo;. Schritt f&uuml;r Schritt jedoch mehr Stabilit&auml;t und letztendlich dank Integration in die &ouml;ffentliche Schule R&uuml;ckgang der Dissozialit&auml;t.</p> <h2>Interventionsans&auml;tze</h2> <p>Aufgrund des zumeist hohen allgemeinen psychosozialen Funktionsniveaus bleibt eine Fr&uuml;herkennung seelischer oder entwicklungsneurologischer St&ouml;rungen oft aus. Da in den meisten F&auml;llen eine ambulante Diagnostik v&ouml;llig ausreicht und eine station&auml;re Diagnostik und Therapie schweren Sonderf&auml;llen vorbehalten bleiben, k&ouml;nnte eine regionale Netzwerkbildung, auch unter Einbezug der schulpsychologischen Dienste, in diesem Bereich n&uuml;tzlich sein. Bei den Expat-Klienten stehen weniger allgemeine Risikofaktoren (Multifinalit&auml;t) im Vordergrund, wie sie f&uuml;r psychiatrische Erkrankungen bekannt sind, sondern eher aus der sehr spezifischen famili&auml;ren Situation heraus erwachsende typische Rahmenbedingungen (Equifinalit&auml;t), die bei der Therapie- und Interventionsplanung zu ber&uuml;cksichtigen sind.</p> <h2>Spezifische Interventionen</h2> <p>Ist einmal eine ausf&uuml;hrliche entwicklungspsychiatrische Diagnostik beim Kind oder Jugendlichen und seiner Familie erfolgt, so folgen die &uuml;blichen therapeutischen Ans&auml;tze den allseits akzeptierten Leitlinien und bed&uuml;rfen gewisser Adaptationen an die sprachliche, kulturelle oder soziale Situation der Familie sowie an den begrenzten Aufenthaltsraum und die begrenzten Zeiten, in denen therapeutische Interventionen &uuml;berhaupt durchgef&uuml;hrt werden k&ouml;nnen. In erster Linie besteht die Intervention aus Psychoedukation &uuml;ber die Funktionalit&auml;t der Symptomatik bei den Kindern. Die Eltern involvieren sich auf unterschiedliche Weise, je nach Kultur und Herkunft (hyperinvolviert bis gar nicht im Sinne eines &laquo;Reparaturauftrages&raquo;). In den meisten F&auml;llen gibt es eine Klagephase bei den Eltern (hoher Stress, mangelnde Integration, soziale Isolierung, Eheprobleme, Missverst&auml;ndnis der Problematik des Kindes) mit dem Wunsch nach einer sehr ausf&uuml;hrlichen Abkl&auml;rung mit rascher Behandlung. Die Kompetenzen der Behandler werden genau gepr&uuml;ft. Eine hohe kulturelle und sprachliche Anpassung wird von diesen schlicht erwartet, ebenso eine ausgepr&auml;gte Flexibilit&auml;t bei der Terminabmachung sowie eine gute Erreichbarkeit. Es ist f&uuml;r die Eltern meistens sehr schwierig zu verstehen, dass die aktuelle Situation (beruflich, geografisch, kulturell) f&uuml;r die Entwicklung ihres Kindes nicht optimal ist.<br /> Die Familie wird in der diagnostischen und therapeutischen Resonanz meistens als stark besch&auml;ftigt, belastet und nicht selten als traumatisiert erlebt. Die klinische Exploration des Kindes/Jugendlichen sowie eine wohltuende und empathische Haltung sind sehr zentral, um seine Bed&uuml;rfnisse zu verstehen. Sp&auml;ter geht es darum, Copingstrategien mit der Familie zu erarbeiten, im Sinne einer assimilativen (Ver&auml;nderung der Situation) bzw. akkommodativen Bew&auml;ltigung (Anpassung).<br /> Auch stellt sich die Frage nach der Organisation einer Weiterbehandlung am n&auml;chsten Arbeitsort bzw. am &laquo;eigentlichen &raquo; Heimatort. In diesem Kontext zeigen sich dann doch die Unterschiede in den Versorgungssystemen, beispielsweise in Kanada, Frankreich, England oder den USA, sowie in den dort g&uuml;ltigen Versicherungssystemen. Etwas einfacher gestaltet sich die Situation bei Innerschweizer &laquo;Binnen- Expats&raquo;, bei denen die Fortsetzung einer ad&auml;quaten Therapie allein schon aufgrund der guten Versorgungslage gew&auml;hrleistet ist. Hier spielen dann auch regionale Versorgungsbesonderheiten und Versorgungsgepflogenheiten eine wichtige Rolle.</p> <h2>Expat-Situationen bei TherapeutInnen</h2> <p>Auch therapeutische Berufe zeichnen sich durch Flexibilit&auml;t und ausbildungsoder arbeitsbedingte Ortswechsel aus. Die AutorInnen dieses Beitrags haben Eltern aus der Deutsch-Schweiz, der franz&ouml;sischsprachigen Schweiz, aus Deutschland und den USA, sie haben in der Schweiz, in &Ouml;sterreich, Norwegen, D&auml;nemark und Deutschland gearbeitet und geh&ouml;ren in gewisser Weise zu den oben erw&auml;hnten &laquo;self-initiated expatriates&raquo;. F&uuml;r eine empathische und die Ressourcen aktivierende Grundhaltung mag dies ebenso n&uuml;tzlich sein wie die konkrete Kenntnis administrativer oder schulischer Problemkonstellationen, auch f&uuml;r die unmittelbare Akzeptanz und das Arbeitsb&uuml;ndnis ist ein Expat- Status der Therapeutin oder des Therapeuten n&uuml;tzlich.</p> <h2>Zukunftsausblick</h2> <p>Auch wenn Telearbeit, AI, VR, virtuelle B&uuml;ros, Skype und andere Kommunikationstechniken den unmittelbaren physischen Kontakt in der Arbeitswelt partiell ersetzen, so ist doch im Zuge der Globalisierung und weiteren Vernetzung nicht mit einer Abnahme der Zahl von Expats und ihren spezifischen psychosozialen und psychiatrischen Problemen zu rechnen.<br /> In diesem Kontext w&auml;re es ratsam, spezifische Versorgungsangebote regional, national und sp&auml;ter multinational zu entwickeln, um dieser &ndash; an sich leistungsf&auml;higen und weitgehend gesunden &ndash; Risikopopulation die entsprechenden Angebote zu machen. Eine solide multiaxiale kinderund jugendpsychiatrische Diagnostik k&ouml;nnte je nach Fall bereits am Ausgangsort der Familie erfolgen, &Uuml;berweisungen und Weiterbehandlungen k&ouml;nnten koordiniert werden und damit k&ouml;nnte eine im Einzelfall notwendige Behandlungskette installiert werden. Voraussetzung daf&uuml;r ist, dass sich Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Schulverantwortliche und TherapeutInnen, letztlich aber die Familien selbst, die mit einem minderj&auml;hrigen und ggf. besonders vulnerablem Familienmitglied in ein anderes Land ziehen, der Verantwortung dabei bewusst werden.</p> <p><br />Die Autoren danken Frau Prof. Dr. med. Kerstin von Plessen, Chef&auml;rztin Kinder- und Jugendpsychiatrie, CHUV, Lausanne, f&uuml;r ihr Mitwirken und den wertvollen Input zu diesem Expertenbeitrag.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei den Verfassern</p> </div> </p>
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