Demenz Meets – eine europäische Bewegung wächst stark

Demenz Meets vereint Angehörige und Betroffene in einer kraftvollen Bewegung und verändert den Umgang mit Demenz. Dieses Social-Franchising-Pionierprojekt verbreitet und verankert in urbanen Zentren in Europa die Veranstaltungsreihen Demenz Meets und verbindet sie mit den entsprechenden Online-Foren. Es resultieren zeitgemäße Veranstaltungen, die für einen menschlichen und integrierenden Umgang mit Demenzkranken stehen und das Thema Demenz enttabuisieren.

Demenz nimmt zu. Demenz kann nicht geheilt werden. Demenz ist ebenso tabuisiert wie anspruchsvoll. Sie ist der „Elefant im Raum“ in unserer Gesellschaft.

Die demografische Entwicklung macht eine Auseinandersetzung unserer Gesellschaft mit Demenz immer wichtiger. Der Alzheimer Europe Report 2020 zeigt auf, dass sich die Anzahl der Menschen mit Demenz in den Jahren 2018 bis 2050 verdoppeln wird. Allein in der EU sprechen wir von rund 14,3 Mio. betroffenen Menschen. Damit einher gehen über 42 Mio. Angehörige, welche die betroffenen Menschen betreuen und pflegen. Doch Angebote für Betroffene und Angehörige fehlen gänzlich oder verharren in alten Strickmustern. Es gibt keine krankheitsspezifische Beratung und Begleitung. Wird eine Diagnose gestellt, werden Betroffene oft allein gelassen – und das ist, nebst der Stigmatisierung der Krankheit, ein weiteres großes Problem.

Leichte Stunden zu einem schweren Thema

Eine Umfrage unter pflegenden Angehörigen, durchgeführt von Alzheimer Europe im Jahre 2017, zeigte Folgendes: Demenz wird in der Gesellschaft weiterhin stigmatisiert. Zudem ist das Bewusstsein, selbst bei Fachkräften des Gesundheits- und Sozialwesens, nach wie vor schwach ausgeprägt. Dies schafft Barrieren, die zu schlechteren Ergebnissen führen. Es entstehen zum Beispiel Schwierigkeiten bei der Diagnosestellung oder mangelnde Bereitschaft der Betroffenen, Hilfe zu suchen oder sich auf die Ärzte einzulassen. Dieser Einblick in die Herausforderungen von Demenzerkrankung macht klar, wie wichtig es ist, die Öffentlichkeit und Fachkräfte des Gesundheits- und Sozialwesens für die Volkskrankheit und insbesondere in Bezug auf die Bedeutung einer rechtzeitigen Diagnose von Demenz zu sensibilisieren.

Hier setzt Demenz Meets an: Seit 2014 führen wir Zusammenkünfte in urbanen Zentren für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen durch. In zeitgemäßen und bereichernden Formaten vereinen wir jeweils rund 150 Teilnehmende. Betroffene tauschen sich auf Augenhöhe aus. Wir ermöglichen einen offenen Dialog zwischen Ärzten, Pflegenden, Angehörigen und Betroffenen, den es sonst nicht gäbe. Auf dem Marktplatz präsentieren Fachspezialisten und Institutionen ihr Angebot, während auf der Bühne Betroffene und Angehörige ihre Geschichten und Erfahrungen teilen. Unter dem Motto „Leichte Stunden zu einem schweren Thema“ bietet die Veranstaltung Raum für Begegnung, Austausch und Vernetzung – unkompliziert, persönlich und herzlich.

Demenz Meets bringt viele Elefanten zum Tanzen

Wir von der LINDEN 3L AG aus Bern in der Schweiz haben im Jahr 2020 die Marke Demenz Meets als karitatives Projekt übernommen. Bis dahin hat ein kleiner Kreis engagierter Menschen in ehrenamtlicher Arbeit Demenz Meets organisiert. Die Reichweite war begrenzt. Wir sind angetreten, um über die Demenz Meets eine Bewegung von Angehörigen und Betroffenen aufzubauen, die zum Lautsprecher wird für neue Wege der Integration von Menschen mit Demenz in unserer Gesellschaft. Wir tun dies, indem wir mit einem Social Franchising ein Pionierprojekt gestartet haben: So, wie man im Franchising-System ein McDonalds-Restaurant ohne Mühe eröffnen kann, können seit dem letzten Jahr Interessierte ein Demenz Meet organisieren. Wir bieten einen kompletten Werkzeugkasten mit Know-how, Informationen und Vorlagen. Von der Gründung eines Vereines über Projektmanagement bis hin zur Last-Info-Mail. Gastgeber können in ihrer Stadt ohne Vorkenntnisse und mit kleinem Aufwand bereichernde persönliche Momente gestalten – offline wie auch online.

Mit dem Geist des Miteinanders unterstützt das Social Franchising das Wachsen der Bewegung, sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland und Österreich. Die Bewegung Demenz Meets ist einzigartig und hat Einfluss in der Gesellschaft. Sie steht für einen neuen Umgang mit Demenz.

© Sandra Blaser/LINDEN 3L AG

Bei einem Demenz Meet können Betroffene und Angehörige ihre Geschichten und Erfahrungen mit der Community teilen

Nebst den Veranstaltungen pflegen und managen wir europaweit die größte Community zum Thema Demenz in den sozialen Medien: Auf Facebook zählen wir über 10000 Mitglieder, zusätzliche 1500 Mitglieder in drei verschiedenen Facebook-Gruppen zum Thema Demenz sowie die wachsende Community der einzelnen Social-Franchising-Organisatoren. Diese Community trägt dazu bei, dass eine neue Ära im Umgang mit Demenz in unserer Gesellschaft etabliert wird. Die lokalen Organisationskomitees bilden das Rückgrat der Bewegung und halten die lokalen Communitys zusammen.

Unsere Vision für einen enttabuisierten, inklusiven Umgang

Wir stellen uns eine Zukunft vor, in der Demenz kein Tabu ist und Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen ermutigt werden, über ihre Situation, ihre Zweifel und ihre Hoffnung zu sprechen. Die aktive und unmittelbare Einbindung der Betroffenen und Angehörigen fördert deren soziale Teilhabe und vernetzt sie sowohl untereinander als auch mit Fachleuten und Pflegenden. In der Demenz-Meet-Community sind Menschen stolz darauf, Teil einer wachsenden Bewegung zu sein und sich für ein inklusives Miteinander zu engagieren.

Gemeinsam werden wir zu einer mutigen und kraftvollen Stimme rund ums Thema Demenz – sowohl gesellschaftlich als auch politisch (vgl. hierzu das Schweizer demenzmanifest.ch ). Lustvoll über Demenz reden? Man darf nicht nur, man muss. Online und offline.