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ADHS-Medikation reduziert Verletzungsrisiko

<p class="article-intro">ADHS ist die am häufigsten diagnostizierte neurobiologische Entwicklungsstörung. Die weltweite Prävalenz wird auf 5 % der schulpflichtigen Kinder geschätzt.<sup>1</sup> Die mit ADHS verbundenen Hauptsymptome und Komorbiditäten bergen eine immense Last für die Betroffenen, ihre Familien und die Gesellschaft. Einer der Faktoren, die dazu beitragen, ist die Assoziation mit einem erhöhten Risiko für unbeabsichtigte Verletzungen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Ein internationales Forscherteam untersuchte in einem systematischen Review bzw. einer Metaanalyse publizierte und unpublizierte Daten zu diesem Thema. Es wurde darin zum einen der Zusammenhang zwischen ADHS und dem Risiko f&uuml;r unbeabsichtigte k&ouml;rperliche Verletzungen bei Kindern und Jugendlichen (&bdquo;Risikoanalyse&ldquo;) quantifiziert und zum anderen die Wirkung von ADHS-Medikamenten auf dieses Risiko beurteilt (&bdquo;Medikamentenanalyse&ldquo;).<sup>2</sup><br /> F&uuml;r die Risikoanalyse wurden Studien &uuml;ber geschlechtskontrollierte Odds-Ratios (OR) oder Hazard-Ratios (HR) kombiniert, die den Zusammenhang zwischen ADHS und Verletzungen einsch&auml;tzen. Die zusammengefassten OR (28 Studien, 4 055 620 Personen ohne und 350 938 mit ADHS) und HR (4 Studien, 901 891 Personen ohne und 20 363 mit ADHS) lagen bei 1,53 (95 % CI: 1,40&ndash; 1,67) beziehungsweise 1,39 (95 % CI: 1,06&ndash;1,83).<br /><br /> F&uuml;r die Medikationsanalyse wurden Metaanalysen von Studien durchgef&uuml;hrt, bei denen die Verzerrung durch Indikation vermieden wurde (vier Studien mit einer selbstkontrollierten Methode und einer anderen Methode, um das Risiko &uuml;ber Zeit und Gruppen zu vergleichen [Differenz-von-Differenzen-Methode]). Die gepoolte Effektgr&ouml;&szlig;e betrug 0,879 (95 % CI: 0,838&ndash;0,922) (13 254 Personen mit ADHS).<br /><br /> Diese Studie liefert metaanalytische Evidenz, dass ADHS bei Kindern und Jugendlichen signifikant mit einem erh&ouml;hten Risiko f&uuml;r unbeabsichtigte Verletzungen assoziiert ist. Zudem wurde durch selbstkontrollierte Studien gezeigt, dass ADHS-Medikamente zumindest kurzfristig eine sch&uuml;tzende Wirkung haben. Die Autoren bewerten diese Ergebnisse als klinisch und gesundheits&ouml;konomisch h&ouml;chst relevant.<br /><br /> Sie betonen unter anderem, dass die Erkenntnisse wichtig seien, um eine Risiko-Nutzen-Abw&auml;gung zur Entscheidung, die Therapie zu starten, zu stoppen oder fortzusetzen, durchf&uuml;hren zu k&ouml;nnen. Das Absetzen der Medikation w&auml;hrend des Sommers ist immer noch h&auml;ufige Praxis<sup>3</sup>, da ADHS manchmal nur als Problem in Zusammenhang mit schulischen Leistungen identifiziert wird. Gerade in dieser Zeit, in der es weniger Struktur und &Uuml;berwachung gibt, ist das Risiko f&uuml;r unbeabsichtigte Verletzungen jedoch besonders hoch.<sup>4</sup> Daher sollte die Praxis des Absetzens der ADHS-Medikation in den Sommerferien aufgrund der Studienergebnisse reevaluiert werden. Zumindest, so die Autoren der Studie, sollten Kliniker, wenn sie die m&ouml;glichen Vorteile des Absetzens der ADHS-Medikation in Bezug auf Appetit, Schlaf, Stimmung und andere Aspekte besprechen, auch das erh&ouml;hte Verletzungsrisiko thematisieren. (red)</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Polanczyk GV et al.: Int J Epidemiol 2014; 43: 434-42 <strong>2</strong> Ruiz-Goikoetxea M et al.: Neurosci Biobehav Rev 2018; 84: 63-71 <strong>3</strong> Ibrahim K, Donyai P: J Atten Disord 2015; 19: 551-68 <strong>4</strong> Peden M et al.: World Report on Child Injury Prevention 2008. World Health Organization, Geneva, Switzerland</p> </div> </p>
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