
Wie Sport bei Chemotherapien helfen kann
Krebstherapien lösen oft Nervenschädigungen aus, die bei Betroffenen zu bleibenden Beschwerden führen können. Ein Team von Forschenden an der Universität Basel zeigt, wie einfaches Training helfen kann.
Basel. Als wäre die Diagnose Krebs allein nicht schon Herausforderung genug, kämpfen Betroffene nicht selten mit unterschiedlichsten Beschwerden, die die Therapien mit sich bringen. Letztere sind in den vergangenen Jahren immer besser geworden. Viele Krebsmedikamente, von der Chemotherapie bis zu modernen Immuntherapien, greifen neben den Tumorzellen aber mitunter auch die Nerven an. So treten bei manchen Therapien Schmerzen, Gleichgewichtsstörungen, Taubheitsgefühle, Brennen oder Kribbeln auf. Diese Symptome können Patient:innen belasten, vor allem, wenn sie nach der Krebstherapie bestehen bleiben. Expert:innen sprechen in diesen Fällen von Chemotherapie-induzierter peripherer Neuropathie, kurz CIPN.
Ein Forschungsteam um die Sportwissenschaftlerin Dr. Fiona Streckmann von der Universität Basel und der Deutschen Sporthochschule Köln zeigt nun, dass ein spezifisches Training begleitend zur Krebstherapie den Nervenschäden in vielen Fällen vorbeugen kann. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal JAMA Internal Medicine veröffentlicht.
Die Studie umfasste 158 Krebspatient:innen, die eine Therapie mit Oxaliplatin oder Vinca-Alkaloiden erhielten. Die Forschenden liessen die Krebspatient:innen während ihrer Chemotherapie zweimal wöchentlich 15- bis 30-minütige Trainingseinheiten absolvieren. Das Auftreten von Nervenschäden konnte dadurch um 50 bis 70 Prozent reduziert werden, wie ein Vergleich über fünf Jahre mit einer Kontrollgruppe zeigte, in der die Patient:innen kein derartiges Training absolvierten. «Das Potenzial körperlicher Aktivität wird enorm unterschätzt», folgert Studienleiterin Streckmann. Das Training erhöhte zudem die subjektiv empfundene Lebensqualität, machte ungünstige Reduktionen der Krebsmedikamentendosis weniger notwendig und verringerte die Sterblichkeit bis zu fünf Jahre nach der Chemotherapie. Am meisten profitierten die Teilnehmenden vom sensomotorischen Training, also dem Gleichgewichtstraining auf instabilem Untergrund, heisst es weiter.
Ein weiteres Argument dafür seien die geringen Kosten des Trainings, betonen die Forschenden. Daher arbeite man derzeit an einem Leitfaden für Spitäler, um das Training als begleitende Massnahme zur Krebstherapie in die klinische Praxis zu bringen. Zudem läuft seit 2023 eine Studie an sechs Kinderspitälern in Deutschland und der Schweiz, die das Training als Massnahme gegen CIPN auch in der Kinderonkologie prüfen soll. (ehs)
Quelle: Medieninformation Universität Basel
Service: Studie
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