
Alarmierend viele Jugendliche haben psychische Probleme
Eine neue UNICEF-Studie untersuchte die psychische Gesundheit Jugendlicher aus der Schweiz und Liechtenstein. Die Ergebnisse sind besorgniserregend.
Genf. Mehr als ein Drittel der 14- bis 19-Jährigen in der Schweiz und in Liechtenstein sind von psychischen Problemen betroffen. Die grössten Risikofaktoren sind dabei schwierige Familienverhältnisse, ein tiefer sozioökonomischer Status, schlechte Kindheitserfahrungen sowie chronische Leiden. 47,1 Prozent bewerteten ihre psychische Gesundheit ausserdem schlechter als vor der Pandemie. Das zeigt eine neue Studie, die von Wissenschaftler:innen der Unisanté im Auftrag der UNICEF durchgeführt wurde.
Demnach haben 17 Prozent der Jugendlichen mit Anzeichen einer Angststörung und/oder Depression bereits versucht, sich das Leben zu nehmen. Davon haben sogar 48 Prozent mehrere Suizidversuche unternommen. Insgesamt gaben acht Prozent aller Befragten an, dass sie versucht haben, sich das Leben zu nehmen. Gleichzeitig bleiben Jugendliche mit ihren Problemen oft alleine: 29,1 Prozent der Befragten gaben an, mit niemandem über ihre Probleme zu sprechen. Weniger als die Hälfte sucht ein Angebot der psychosozialen Versorgung auf, um Hilfe zu erhalten. Nur drei Prozent wenden sich an Fachleute aus dem Gesundheits- oder Bildungsbereich.
UNICEF Schweiz und Liechtenstein legten aufgrund der Studienergebnisse nun konkrete Handlungsempfehlungen vor: Präventionsprogramme müssen junge Menschen bereits früh erreichen und darauf abzielen, Schutzfaktoren zu stärken und neben Fachkräften des Gesundheitswesens auch Erwachsene im direkten Umfeld der Jugendlichen einzubeziehen. Des Weiteren müsse durch eine verstärkte Aufklärungsarbeit das Stigma rund um psychische Gesundheitsdienste abgebaut werden. Angebote müssen für und mit Jugendlichen erstellt werden. Sie sollten leicht zugänglich sein und über ausreichende Kapazitäten verfügen. Und: Stetiges Monitoring ist laut UNICEF essenziell. Die Situation von Jugendlichen und ihre psychische Gesundheit sollten regelmässig und über die Pandemie hinaus erhoben werden. Das Monitoring sollte zudem die Nutzung der Angebote psychosozialer Dienste einschliessen.
Die Studie, die von UNICEF mit Unterstützung der Z Zurich Foundation und Zurich Schweiz in Auftrag gegeben wurde, wurde zwischen Frühjahr und Sommer 2021 von Wissenschaftler:innen der Unisanté durchgeführt. Das Ziel: Risiko- und Schutzfaktoren für die psychische Gesundheit von Jugendlichen in der Schweiz und Liechtenstein zu ermitteln. Insgesamt haben 1097 Personen zwischen 14 und 19 Jahren teilgenommen. (red)
Quelle: UNICEF Schweiz
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