
Abstimmungskampagnen setzen Minderheiten unter Stress
Eine Studie der Universität Zürich zeigt, dass Abstimmungskampagnen die Gesundheit betroffener Personen negativ beeinflussen können.
Zürich. Wie wirkte sich die nationale Abstimmungskampagne zur Gleichstellung der Ehe 2021 auf das Wohlbefinden der LGBTIQ+-Gemeinschaft aus? Einer Studie der Universität Zürich (UZH) zufolge führte der Wahlkampf zu einem signifikanten Anstieg der Stresshormone, auch bei Verbündeten. «Politische Kampagnen gegen die Rechte von LGBTIQ+ können bei bereits stigmatisierten Personen die Erfahrungen von Diskriminierung, Ablehnung und Entfremdung von der Mehrheitsgesellschaft weiter verstärken», erklärte Erstautorin Léïla Eisner vom Psychologischen Institut der UZH. Die Forschenden fanden heraus, dass sowohl LGBTIQ+-Personen als auch ihr Umfeld aus cisgender heterosexuellen Familien und Freund:innen während des Wahlkampfs signifikant höhere Werte von biologischen Stressmarkern wie Cortisol und Cortison in Haarproben aufwiesen als vor und nach dem Wahlkampf. Die selbst wahrgenommene Stressbelastung stieg jedoch bei keiner der beiden Gruppen über den genannten Zeitraum an. Grund dafür könnte laut Studienautor:innen sein, dass das wahrgenommene Stresserleben in dem Zeitraum durch viele andere Faktoren beeinflusst und beispielsweise mit dem wahrgenommenen Stresserleben in Bezug auf die Covid-Pandemie, Belastungen auf der Arbeit oder zu Hause verglichen wurde. Während die Kampagne also laut Studie durchaus Spuren in den biologischen Stressmarkern hinterliess, spielten Personen die Belastung im Fragebogen möglicherweise herunter.
Die Forschenden schliessen aus den Studienergebnissen, dass sich die Argumente und Aussagen des Nein-Lagers negativ auf die biologischen Stresswerte von LGBTIQ+-Personen und ihren Verbündeten auswirkten. Dieser Effekt wurde jedoch abgemildert, wenn LGBTIQ+-Personen die unterstützenden Aussagen der Ja-Kampagne wiederholt wahrnahmen. «Die Kampagne für die Ehe für alle konnte offenbar dazu beitragen, die gesundheitlichen Folgen der Diskriminierung zu verringern. Allerdings zeigen die Daten unserer Studie auch, dass ein solches Engagement nicht immer nur konfliktfrei war», meinte dazu Ko-Studienleiterin Tabea Hässler, ebenfalls vom Psychologischen Institut der UZH. Dies zeige, wie wichtig ein fairer Umgang miteinander für eine bessere Gesundheit von Minderheiten sei. Die Studie wurde von einem Forschungsteam der Universitäten Zürich, Princeton (USA) und Montréal (Kanada) durchgeführt, das im Zuge der Untersuchungen mehrere hunderte Personen vor, während und nach der nationalen Abstimmung 2021 befragte sowie biologische Daten anhand von Haarproben sammelte.
SERVICE: Publikation
Quelle: News der UZH
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