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DGP 2019

Update: Biologika in der Asthmatherapie

<p class="article-intro">Biologika spielen in der Therapie des schweren Asthma bronchiale eine immer größere Rolle. Gegenwärtig sind vier, demnächst aller Wahrscheinlichkeit nach fünf Antikörper gegen unterschiedliche Ziele verfügbar. Dies gibt Raum für Präzisionsmedizin.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die nationale Versorgungsleitlinie Asthma sieht auf Stufe 5, also bei Patienten, die unter maximaler inhalativer Therapie keine ad&auml;quate Symptomkontrolle erreichen, die Vorstellung bei einem in der Behandlung schweren Asthmas erfahrenen Pneumologen vor. Dies ist die Voraussetzung f&uuml;r eine Therapie mit einem sogenannten Biologikum. Die Biologikatherapie wird in der Leitlinie explizit empfohlen, w&auml;hrend systemische Steroide nur noch in begr&uuml;ndeten F&auml;llen zum Einsatz kommen sollen.<sup>1</sup> &bdquo;Das ist neu &ndash; und das ist ein gro&szlig;er Sprung f&uuml;r die Pr&auml;zisionsmedizin bei Asthma&ldquo;, sagt Prof. Dr. Marek Lommatzsch vom Zentrum f&uuml;r Innere Medizin der Universit&auml;t Rostock. <br />F&uuml;r die Biologikatherapie stehen gegenw&auml;rtig, so Lommatzsch, drei Wirkmechanismen zur Verf&uuml;gung: Anti-IgE, Anti-IL-5 bzw. Anti-IL-5-R sowie demn&auml;chst Anti- IL-4/13. W&auml;hrend in den Gruppen der Anti-IgE- und Anti-IL-4/13-Blockade mit Omalizumab und Dupilumab jeweils eine Option verf&uuml;gbar ist, besteht bei der Anti- IL-5-Blockade mittlerweile eine gewisse Auswahl.</p> <h2>Anti-IgE: bew&auml;hrter Behandlungsansatz</h2> <p>Das bei schwerem allergischem Asthma indizierte Omalizumab ist das in der Asthmatherapie am l&auml;ngsten zugelassene Biologikum. Sein Wirkmechanismus ist allerdings komplexer, als man urspr&uuml;nglich dachte. So betont Lommatzsch, dass Omalizumab &uuml;ber den IgE-Rezeptor neben den Mastzellen auch andere Immunzellen, wie zum Beispiel die dendritischen Zellen, beeinflusst. Beispielsweise hat Omalizumab auch antivirale und antiautoimmune Eigenschaften. In der Therapie der Urtikaria, f&uuml;r die Omalizumab ebenfalls zugelassen ist, wird kein Allergienachweis gefordert. Zudem sind aus den Asthmastudien mehr als 100 Patienten ohne Allergienachweis dokumentiert, bei denen ebenfalls Verbesserungen von Exazerbationsrate, Symptomscore und Lebensqualit&auml;t erreicht wurden.<sup>2</sup> Dennoch wird laut Fachinformation f&uuml;r die Indikation ein positiver Test auf ein ganzj&auml;hrig auftretendes Aeroallergen gefordert und der Patient muss sich in einem definierten IgE-Korridor befinden. Dies sei, so Lommatzsch, f&uuml;r den Kliniker problematisch, weil es die Anwendungsm&ouml;glichkeiten einschr&auml;nkt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Pneumo_1902_Weblinks_a2-abb1.png" alt="" width="633" height="483" /></p> <h2>Anti-IL-5: Eosinophile im Fokus</h2> <p>Die Gruppe der gegen IL-5 bzw. dessen Rezeptor gerichteten Biologika ist mittlerweile mit Mepolizumab, Reslizumab und Benralizumab auf drei zugelassene Medikamente angewachsen. Lommatzsch: &bdquo;Beachtlich an diesen Antik&ouml;rpern ist, dass wir damit die Eosinophilen angreifen, die sowohl f&uuml;r das intrinsische als auch f&uuml;r das allergische Asthma von Bedeutung sind.&ldquo; Bemerkenswert an diesen drei Biologika mit vergleichbarem Wirkmechanismus ist nicht zuletzt der Umstand, dass in den Zulassungsstudien sehr unterschiedliche Eosinophilenzahlen als Einschlusskriterium herangezogen wurden, die von 150 bis 400 Zellen pro &mu;l reichen (Abb. 1). Dabei gilt: Je h&ouml;her die Zahl der Eosinophilen, desto h&ouml;her das Exazerbationsrisiko und desto gr&ouml;&szlig;er der klinische Effekt. Damit sei die Indikation beim &bdquo;schweren eosinophilen Asthma&ldquo; eine schwammige Definition. Auch werde, so Lommatzsch, nicht immer angegeben, ob die Eosinophilenzahl mit oder ohne inhalative Steroide vorliegen soll, die in hoher Dosis eine Senkung der Eosinophilen im Blut um rund 50 % bewirken.<sup>3</sup> In der Praxis k&ouml;nne man von einem Grenzwert von 300 Zellen pro &mu;l ausgehen, wobei man die Eosinophilen bestimmen sollte, bevor man die ICS-Dosis auf das laut Leitlinie geforderte Maximum erh&ouml;ht.</p> <p>Mit dem Anti-IL-4/13-Biologikum Dupilumab wird demn&auml;chst eine weitere Option in der Asthmatherapie verf&uuml;gbar sein. Dupilumab ist seit L&auml;ngerem zur Behandlung der atopischen Dermatitis zugelassen und ist in dieser Indikation nicht an einen bestimmten Biomarker gebunden. F&uuml;r die Indikation Asthma liegt zum gegenw&auml;rtigen Zeitpunkt noch keine Fachinformation vor. Laut positiver Opinion der EMA vom 1. M&auml;rz 2019 wird die Zulassung vermutlich schweres Asthma mit erh&ouml;hten Eosinophilen und/oder erh&ouml;htem fraktioniertem exhaliertem Stickstoffmonoxid (Fe-NO) betreffen. Dies entspricht den Ergebnissen der Zulassungsstudie LIBERTY, die in den erw&auml;hnten Populationen eine verbesserte Lungenfunktion, reduzierte Exazerbationsraten sowie eine Senkung des Prednisolonbedarfs fand.<sup>4, 5</sup></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: „Präzisionsmedizin bei allergischen Erkrankungen“, DGPJahrestagung 2019, 15. März 2019, München </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Asthma. 3. Auflage: https://www.leitlinien.de/nvl/asthma <strong>2</strong> Lommatzsch M et al.: Thorax 2014; 69(1): 94-6 <strong>3</strong> Lommatzsch M et al.: Thorax 2019; 74(4): 417-8 <strong>4</strong> Rabe KF et al.: N Engl J Med 2018; 378(26): 2475-85 <strong>5</strong> Castro M et al.: N Engl J Med 2018; 378(26): 2486-96</p> </div> </p>
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