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Telemedizin: Schweizer Know-how für Österreich?

Die grösste österreichische Krankenversicherung sucht einen privaten Partner für den Betrieb eines flächendeckenden Telemedizin-Angebots. Umgesehen hat man sich auch in der Schweiz.

Wien/Basel. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK), mit mehr als sieben Millionen Versicherten die zentrale öffentliche Krankenversicherung Österreichs, will eine breite Telemedizin-Lösung aufbauen und im Rahmen eines Public-Private-Partnership-Modells führen. Die Idee: Telemedizinische Angebote sollen niedergelassene Ärzt:innen entlasten und eine Versorgung in Randzeiten garantieren, um Krankenhäuser zu entlasten. Jetzt werden Bieter gesucht – und die könnten auch aus der Schweiz kommen. «Wir haben uns in einer europaweiten Markterkundung angesehen, was es gibt, und daraus auch unsere Schlüsse gezogen», sagt ÖGK-Obmann Peter McDonald im «Wochenbulletin»-Gespräch. «Wir wollen uns der Expertise des Marktes bedienen, aber wir wollen das aus einer eigenen Einrichtung der Sozialversicherung heraus machen. Klar ist aber, dass es in der Hand der ÖGK bleiben wird.»

Als erste Ausbaustufe ist ein Angebot im Fachbereich Allgemeinmedizin vorgesehen. In einem weiteren Ausbauschritt sind aus heutiger Sicht die Dermatologie, die innere Medizin sowie die Kinder- und Jugendheilkunde als weitere medizinische Fachgebiete für die telemedizinische Behandlung geplant. Zudem ist nicht ausgeschlossen, zukünftig auch nichtärztliche Gesundheits- und Sozialberufe zur Erbringung nichtärztlicher Leistungen miteinzubeziehen. Abgewickelt werden soll dies durch die Rechtsform eines eigenen Ambulatoriums. Das Angebot soll in Zukunft allen Anspruchsberechtigten aller Krankenversicherungsträger in Österreich zur Verfügung gestellt werden.

Der oder die Partner sollen die umfassenden technischen wie organisatorischen Dienstleistungen zur Bereitstellung eines österreichweiten telemedizinischen ärztlichen Angebots liefern. Im Ambulatorium werden dann wohl auch eigene Ärzt:innen beschäftigt sein, welche die telemedizinische Versorgung übernehmen. Die ÖGK hält eine Mehrheitsbeteiligung an der Betriebsgesellschaft, heisst es in den Ausschreibungsunterlagen. Diese Betriebsgesellschaft soll in weiterer Folge das selbstständige Ambulatorium für Telemedizin betreiben und als Rechtsträgerin des telemedizinischen Angebots Vertragspartnerin der Patient:innen und der Ärzt:innen sein. «Der Auftragnehmer übernimmt eine zentrale Rolle im Aufbau und im Betrieb des Ambulatoriums sowie für Aufbau und Betrieb/Bereitstellung (und ggf. Weiterentwicklung) der Telemedizin-Plattform/des telemedizinischen Angebots. Dazu gehören insbesondere folgende Aufgaben: Betriebsführung und Management des Ambulatoriums; Personalmanagement und -planung; Organisation des Qualitätsmanagements; Organisation der Terminplanung; Vertragsmanagement; Abrechnung; Aufbau der Telemedizin-Plattform; laufende Wartung der Telemedizin-Plattform; laufender Betrieb der Telemedizin-Plattform; User-Support; Weiterentwicklung/IT-Change-Management.»

Nach der Markterkundung soll es jetzt rasch gehen: Bis 2. Juli sollen die Angebote vorliegen, am 1. April 2026 soll die Umsetzung starten. Geplant ist eine Vereinbarung für acht Jahre. «Aus heutiger Sicht wird vorgesehen sein, dass bestimmte Leistungsteile separat kündbar sein werden (wie insbesondere die Betriebsführung und das Management des Ambulatoriums bzw. die Bereitstellung und der Betrieb der Telemedizin-Plattform)», heisst es in der Ausschreibung. (rüm)

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