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Jahresversammlung der SGP 2019

Rare Daten über E-Zigaretten zur Raucherentwöhnung

<p class="article-intro">E-Zigaretten sind mittlerweile weit verbreitet und werden auch als Mittel zur Raucherentwöhnung angepriesen. Dazu gibt es aus medizinischer Sicht jedoch noch viele offene Fragen, Daten sind rar. Die vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützte ESTxENDS-Studie der Universitäten Bern, Lausanne und Genf prüft nun die Effektivität, Sicherheit und Verträglichkeit von nikotinhaltigen E-Zigaretten zur Tabakentwöhnung.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>F&uuml;r die Nikotin-Ersatztherapie (Nicotin Replacement Therapy, NRT) im Rahmen der Tabakentw&ouml;hnung wurden bisher vor allem Kaugummis und Pflaster eingesetzt. Ein entscheidender Nachteil der NRT-Produkte ist die im Vergleich zur Zigarette deutlich verz&ouml;gerte Freisetzung des Nikotins. Eine Ausnahme bildet der Nikotin-Mundspray, dessen Wirkung bereits nach ca. 5 Minuten eintritt.<sup>1</sup> &laquo;Ein grosser Nachteil des Sprays ist aber, dass Nikotin sehr scharf ist und deshalb im Mund brennt&raquo;, sagte Prof. Dr. med. Reto Auer vom Berner Institut f&uuml;r Hausarztmedizin (BIHAM) der Universit&auml;t Bern. &laquo;Das schr&auml;nkt die Anwendbarkeit des Sprays ein.&raquo;<br /> Im Unterschied zu den NRT-Produkten liefern E-Zigaretten (&laquo;electronic nicotine delivery systems&raquo;, ENDS) in kurzer Zeit hohe Dosen an Nikotin und kommen damit der Zigarette sehr nahe.<sup>2</sup> Neuere Produkte schneiden in dieser Hinsicht besser ab als &auml;ltere.<sup>2</sup> Dies macht ENDS interessant f&uuml;r die Raucherentw&ouml;hnung. Ob sie daf&uuml;r geeignet sind und welche Risiken mit der Inhalation der neuen Produkte verbunden sind, ist aber nach wie vor ungekl&auml;rt. Der Einsatz von ENDS zur Raucherentw&ouml;hnung wurde zwar in verschiedenen Studien, zumeist Querschnitts- oder Beobachtungsstudien, untersucht, deren Aussagekraft ist aber beschr&auml;nkt. &laquo;Um eine Aussage dazu machen zu k&ouml;nnen, ben&ouml;tigen wir mehr randomisierte kontrollierte Studien&raquo;, sagte Auer.<br /> Eine k&uuml;rzlich im &laquo;New England Journal of Medicine&raquo; erschienene randomisierte kontrollierte Studie mit 886 Teilnehmern zeigte, dass in der ENDS-Gruppe signifikant mehr Personen eine einj&auml;hrige Rauchabstinenz erreichten als in der NRT-Gruppe (18 % vs. 9,9 %; RR: 1,83; 95 % CI: 1,30&ndash;2,58; p &lt; 0,001).<sup>3</sup> Von den Personen, die ein Jahr lang keine Zigaretten mehr rauchten, benutzten in der ENDS-Gruppe 80 % weiterhin die E-Zigarette, w&auml;hrend in der Kontrollgruppe nur 9 % weiterhin eine NRT verwendeten. Es besteht deshalb die Bef&uuml;rchtung, dass aufgrund der immer besseren Imitation der Zigarette, mehr Personen von den ENDS abh&auml;ngig werden. &laquo;Wir sprechen dann nicht mehr von einer Nikotin-, sondern von einer Tabakabstinenz &raquo;, so Auer.<br /> Aus diesem Grunde ist es wichtig, sich &uuml;ber die Inhaltsstoffe der ENDS Gedanken zu machen. Eine Studie, die die Inhaltsstoffe von Vaporizern und &laquo;Heat-not-burn &raquo;-Zigaretten untersucht hat, kommt zum Schluss, dass das kanzerogene Potenzial der ENDS im Allgemeinen niedriger ist als jenes herk&ouml;mmlicher Zigaretten, wobei Vaporizer besser abschneiden als &laquo;Heat-not- burn&raquo;-Zigaretten.<sup>4</sup><br />Was die gesundheitlichen Effekte angeht, zeigte die o. g. NEJM-Studie, dass die Raucherentw&ouml;hnung mit ENDS die Inzidenz respiratorischer Symptome wie Husten und Schleimbildung st&auml;rker reduzierte als die Vergleichsbehandlung mit NRT.<sup>3</sup> Noch unklar sind die Effekte der ENDS auf das kardiovaskul&auml;re System.</p> <h2>Studienteilnehmer gesucht</h2> <p>Die durch Forscher initiierte und mit Unterst&uuml;tzung des Schweizerischen Nationalfonds durchgef&uuml;hrte Studie ESTxENDS (<strong>E</strong>fficacy, <strong>S</strong>afety and <strong>T</strong>oxicology of <strong>E</strong>lectronic<strong> N</strong>icotine <strong>D</strong>elivery <strong>S</strong>ystems as an aid for smoking cessation: The ESTxENDS multicentre randomized controlled trial) der Universit&auml;ten Bern, Lausanne und Genf soll dazu beitragen, offene Fragen zur Tabakentw&ouml;hnung mit E-Zigaretten zu kl&auml;ren.<br /> &laquo;F&uuml;r die Studie werden noch Teilnehmer gesucht&raquo;, so Auer, der als Studienverantwortlicher fungiert. Haben sie Patienten, die &auml;lter als 18 Jahre sind, seit mindestens einem Jahr f&uuml;nf oder mehr Zigaretten pro Tag rauchen und in den n&auml;chsten drei Monaten mit dem Rauchen aufh&ouml;ren m&ouml;chten? Dann wenden Sie sich an eines der Studienzentren (Bern: rauchstoppstudie@ insel.ch; Lausanne: etudetabac@hospvd. ch; Genf: etudetabac@hcuge.ch) oder informieren Sie sich unter www.estxends. ch.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Pneumologie, 9. und 10. Mai 2019, Montreux </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Kraiczi H et al.: Single-dose pharmacokinetics of nicotine when given with a novel mouth spray for nicotine replacement therapy. Nicotine Tob Res 2011; 13: 1176-82 <strong>2</strong> Hajek P et al.: Nicotine delivery to users from cigarettes and from different types of e-cigarettes. Psychopharmacology 2017; 234: 773-9<strong> 3</strong> Hajek P et al.: A randomized trial of e-cigarettes versus nicotine-replacement therapy. N Engl J Med 2019; 380: 629-37 <strong>4</strong> Stephens WE: Comparing the cancer potencies of emissions from vapourised nicotine products including e-cigarettes with those of tobacco smoke. Tob Control 2017 [epub ahead of print]</p> </div> </p>
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