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Inhalationstherapie in der Pädiatrie

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<p class="article-intro">Das Einbringen von Medikamenten in die Lunge stellt uns besonders bei jungen Patienten mitunter vor eine große Herausforderung. Die Berücksichtigung einiger Variablen kann jedoch eine erfolgreiche Inhalation begünstigen.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Falls ein Kind weint, schreit oder sich wegdreht, war der Inhalationsvorgang nicht effizient und er muss wiederholt werden.</li> <li>Nicht alle Medikamente sind f&uuml;r Ultraschallvernebler geeignet.</li> <li>Im Zweifelsfall (Fehlen ad&auml;quater &Uuml;berpr&uuml;fungsmethoden) ist das Dosieraerosol mit Vorschaltkammer dem Pulverinhalator vorzuziehen.</li> </ul> </div> <p>Die Atemwege der Lunge unterliegen physikalischen Gesetzen, die &ndash; je nach Alter eines Kindes, Art der Erkrankung, Komorbidit&auml;ten und Mitarbeit des Patienten &ndash; weiteren Varianzen unterliegen k&ouml;nnen. Die Inhalationsmedikamente selbst erfordern je nach Form der Verabreichung und Inhalatortyp ebenso unterschiedliche Einatemtechniken. Das Wissen um diese Variablen ist f&uuml;r die behandelnde Person essenziell, damit dem Kind und der Bezugsperson die f&uuml;r sie am besten geeignete und wirkungsvollste Inhalation vermittelt werden kann.</p> <h2>Partikelgr&ouml;&szlig;e</h2> <p>Um ein Medikament gut in die gew&uuml;nschten Lungenareale (Segmentbronchien und kleiner) einbringen zu k&ouml;nnen, sollten die Partikel zwischen 2 und 5&mu;m gro&szlig; sein; das ist etwa 20- bis 30-mal kleiner als der Durchmesser eines menschlichen Haares. Damit die Partikel gut den Wirkungsort erreichen, m&uuml;ssen sie wie Seifenblasen in die Lunge hineingleiten, da sie sonst, bei zu hoher Geschwindigkeit, an der Bronchialwand und an den Bifurkationen anprallen. Die optimale Geschwindigkeit wird durch die unterschiedlichen Inhalationstechniken je nach Ger&auml;t und Medikament erreicht.</p> <h2>Medikation</h2> <p>Grunds&auml;tzlich kann man die Medikamente in drei Gruppen unterteilen: Die Bronchien erweiternde Medikation (wie Betamimetika, Muskarinrezeptorantagonisten); Sekretolytika (Kochsalzl&ouml;sungen in unterschiedlichen Konzentrationen und sonstige sekretverfl&uuml;ssigende Medikamente) und schlie&szlig;lich die Kortikosteroide und Antibiotika.</p> <p>Die Inhalation sollte auch, wenn alle drei Komponenten notwendig sind, entsprechend der Reihenfolge:</p> <ol> <li>T&uuml;r &ouml;ffnen,</li> <li>Sekret verfl&uuml;ssigen (als Basis f&uuml;r eine sekretf&ouml;rdernde Atemtherapie),</li> <li>freie Bahn f&uuml;r weitere Helfer (die somit tiefer in die Lunge eindringen k&ouml;nnen) erfolgen.</li> </ol> <h2>Verabreichungsformen</h2> <p>Zur Inhalation stehen folgende Verabreichungsformen zur Verf&uuml;gung: Feuchtinhalation (&uuml;ber Kompressor-, Mesh-, Ultraschallvernebler und &auml;hnliche) und Trockeninhalation. Dazu z&auml;hlen Dosieraerosole (Spray) mit Vorschaltkammer (Spacer) und Trockenpulverinhalatoren, die in unterschiedlichsten Ausf&uuml;hrungen auf dem Markt erh&auml;ltlich sind (z.B. Blister-, Kartuschen-, Kapselinhalatoren etc.).</p> <h2>Inhalation beim S&auml;ugling</h2> <p>Da Trockenpulverinhalatoren eine bestimmte Einatemkraft oder einen definierten Einatemsog verlangen, stehen beim S&auml;ugling nur die Feuchtinhalation und die Inhalation mit einem Dosieraerosol zur Verf&uuml;gung.</p> <p><strong>Feuchtinhalation</strong><br /> Die g&auml;ngigste Feuchtinhalationsform ist die mit dem Kompressorvernebler. Da S&auml;uglinge &uuml;ber die Nase atmen, ist eine Maskeninhalation notwendig. Die Hersteller bieten bei S&auml;uglingsinhalatoren einen Babywinkel an, der eine &ouml;konomische Inhalation im Liegen und im Sitzen erm&ouml;glicht. Bietet ein Hersteller unterschiedliche Verneblerd&uuml;sen an, ist f&uuml;r S&auml;uglinge immer die D&uuml;se mit dem feinsten Nebel zu w&auml;hlen.</p> <p>Inhalationstechnik beim S&auml;ugling:</p> <ul> <li>Inhalation mit Maske und Babywinkel</li> <li>zuerst im Liegen oder am Arm</li> <li>sp&auml;ter im Sitz</li> <li>dichter Sitz der Maske</li> </ul> <p>Ideal verl&auml;uft das Inhalationsman&ouml;ver, wenn das Kind ruhig atmet. Schreit es, weint es oder dreht es sich von der Maske weg, kann das Inhalat nicht in die Lunge gelangen und die Inhalation ist nicht erfolgreich.</p> <p>Tipp: Geben Sie dem Kind vor der Inhalation die Maske und den Inhalator zum Spielen und Begutachten in die H&auml;nde, dies kann die Angst vor der Maske nehmen und die Inhalation f&uuml;r das Kind tolerabler machen. Inhalationstechnik ab dem ca. 4. Lebensjahr (Umstellung von Maske auf Mundst&uuml;ck):</p> <ul> <li>aufrechter Sitz</li> <li>Mundst&uuml;ck umschlie&szlig;en, mit Z&auml;hnen darauf bei&szlig;en</li> <li>tiefe Ruheatmung</li> <li>evtl. Nasenklemme</li> <li>Nutzen der Unterbrechertaste (wenn vorhanden), um die Inhalation noch effizienter zu gestalten</li> </ul> <p><strong>Inhalation mit einem Dosieraerosol</strong><br /> Das Aerosol tritt aus der Kartusche mit ca. 70&ndash;100km/h aus. Es ist nicht m&ouml;glich, diese Geschwindigkeit mit einer suffizienten Einatmung zu koordinieren, deshalb sollten auch Erwachsene die Inhalation eines Dosieraerosols unbedingt mit einem Spacer durchf&uuml;hren.</p> <p>Der Spacer bremst die Geschwindigkeit des Aerosols ab, und der Patient kann die respirablen Partikel mit einer langsamen Einatmung in die Lunge gleiten lassen. Weiters erm&ouml;glicht der Spacer eine bessere Trennung des Medikaments vom Tr&auml;gerstoff, wodurch die Inhalation noch effektiver wird. Kinder bis zum 3. bzw. 4. Lebensjahr inhalieren mit einem Spacer mit Maske.</p> <p><em>Inhalationstechnik</em></p> <ul> <li>Dosieraerosol sch&uuml;tteln</li> <li>Spacer mit Maske fest auf das Gesicht dr&uuml;cken</li> <li>Hub abgeben</li> <li>je nach Spacergr&ouml;&szlig;e 5&ndash;10 Atemz&uuml;ge abwarten</li> <li>Sollten mehrere H&uuml;be verordnet worden sein, den Vorgang wiederholen. Nicht 2 Spr&uuml;hst&ouml;&szlig;e in die Kammer abgeben. Die Partikel sto&szlig;en sich ab und werden an die Kammerwand geschleudert.</li> </ul> <p>Tipp: Vorschaltkammern werden zu den verschiedensten Modellen angeboten. F&uuml;r S&auml;uglinge ideal sind Modelle mit einem gut erkennbaren Ein- und Ausatemventil, um den Atemzug des Kindes beobachten zu k&ouml;nnen. Ebenso w&auml;re eine Kammer, die sich nicht elektrostatisch aufl&auml;dt, empfehlenswert. F&uuml;r gr&ouml;&szlig;ere Kinder gibt es Modelle mit akustischem Feedback.</p> <p><strong>Trockenpulverinhalation</strong><br /> Sobald ein Kind ein gezieltes Einatemman&ouml;ver sicher durchf&uuml;hren kann, wird gerne ein Trockenpulverinhalator verordnet, da man im Gegensatz zum Aerosol nur ein Ger&auml;t ben&ouml;tigt. Um die richtige Inhalationstechnik zu schulen, bieten einige Hersteller Trainingsger&auml;te mit akustischem Feedback an. Weiters gibt es Schulungsger&auml;te, an denen man die Einatemwiderst&auml;nde der g&auml;ngigsten Pulverinhalatoren einstellen kann.</p> <p><em>Inhalationstechnik</em></p> <ul> <li>neben dem Inhalator ausatmen</li> <li>Mundst&uuml;ck mit den Lippen umschlie&szlig;en, ruhig und tief einatmen</li> <li>den Inhalator vom Mund nehmen und bis 10 z&auml;hlen</li> <li>langsam ausatmen</li> </ul> <p>Tipp: Nach der Inhalation mit einem Kortisonpr&auml;parat unbedingt den Mund aussp&uuml;len, um eine Soorbildung zu vermeiden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Pneumo_1701_Weblinks_jatros_pneumo_1701_s33_tab1.jpg" alt="" width="1419" height="367" /></p> <p>Zusammenfassend kann gesagt werden, dass mehrfache Schulungen empfehlenswert sind, um eine optimale Handhabung zu gew&auml;hrleisten.</p></p>
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