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PneumoUpdate 2016

Neues zur Pneumonie

<p class="article-intro">Im Rahmen des 13. PneumoUpdates in Igls wurde nicht nur die neue Leitlinie für die Therapie der ambulant erworbenen Pneumonie präsentiert, sondern auch das durchaus sehr individuelle Spektrum im Management schwerer Pneumonien behandelt. </p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Neue CAP-Leitlinie 2016</h2> <p>&bdquo;Das k&uuml;rzlich herausgegebene Update 2016 zur Pr&auml;vention und Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie (CAP) stellt eine komplette Umstrukturierung der vorherigen Leitlinien dar&ldquo;, informierte PD Dr. Martin Kolditz, Fachbereich Pneumologie, Medizinische Klinik I, Universit&auml;tsklinikum Dresden. Diese S3-Leitlinie wurde u.a. in Kooperation des Kompetenzzentrums CAPNETZ und der &Ouml;sterreichischen Gesellschaft f&uuml;r Pneumologie (&Ouml;GP) herausgegeben.<sup>1</sup></p> <p><strong>Ambulante Therapie</strong><br /> Patienten, die nach klinischer Einsch&auml;tzung des Arztes stabil erscheinen und auf die folgende Kriterien zutreffen, k&ouml;nnen ambulant behandelt werden:</p> <ul> <li>CRB-65 = 0,</li> <li>SaO<sub>2</sub> &gt;90 % ,</li> <li>keine Hinweise auf instabile Komorbidit&auml;ten, sofern nicht Komplikationen vorliegen oder soziale Faktoren eine station&auml;re Aufnahme erforderlich machen.<sup>1</sup></li> </ul> <p><strong>Intensivierte Therapie/Notfall</strong><br /> Alle Patienten mit mehr als zwei Minor-Kriterien oder mit einem Major-Kriterium sollen als akuter Notfall behandelt werden und bed&uuml;rfen eines umgehenden intensivierten Managements. Au&szlig;erdem sollen Patienten mit instabilen Komorbidit&auml;ten oder mehr als einem Minor-Kriterium intensiviert &uuml;berwacht werden. Dazu sollen Vitalparameter und Organfunktion bis zur klinischen Stabilit&auml;t regelm&auml;&szlig;ig reevaluiert werden.<sup>1</sup></p> <p><strong>Kardiovaskul&auml;re Komplikationen</strong><br /> Insbesondere alle Patienten mit kardialer Komorbidit&auml;t sollen ein symptombezogenes kardiales Monitoring erhalten. Bei hospitalisierten Patienten mit vorbestehender kardiovaskul&auml;rer Indikation f&uuml;r Acetylsalicyls&auml;ure (ASS) soll ASS im Rahmen der Pneumonie fortgef&uuml;hrt oder begonnen werden. Bei hospitalisierten Pa&shy;tienten ohne vorbestehende kardiovas&shy;kul&auml;re Indikation f&uuml;r ASS, aber mit kar&shy;diovaskul&auml;ren Risikofaktoren kann ASS erwogen werden (z.B. 300mg/d f&uuml;r 1 Monat).<sup>1</sup></p> <p><strong>Wahl und Dauer der Therapie</strong><br /> Bei Nachweis von Pneumokokken als urs&auml;chlichem Erreger sollte mit Penicillin behandelt werden, sofern keine Unvertr&auml;glichkeit oder Allergie vorliegt (Tab. 1). Patienten mit bakteri&auml;mischer Pneumokokkenpneumonie sollten Penicillin G intraven&ouml;s erhalten. &bdquo;Bei Vorliegen einer Niereninsuffizienz soll die erste Gabe der antimikrobiellen Therapie in voller Dosierung erfolgen. Die Therapiedauer betr&auml;gt im Regelfall 5&ndash;7 Tage bei ambulant oder hospitalisiert behandelter CAP, nicht l&auml;nger als 7 Tage bei schwerer CAP. Voraussetzung ist eine klinische Stabilisierung f&uuml;r mindestens zwei Tage. Eine l&auml;ngere Therapie sollte bei Empyem, Abszess und poststenotischer Pneumonie durchgef&uuml;hrt werden.<sup>1</sup> <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Pneumo_1603_Weblinks_Seite20.jpg" alt="" width="783" height="790" /></p> <h2>Management schwerer Pneumonien</h2> <p><strong>NIV</strong><br /> &bdquo;Ein Therapieversuch mit NIV bei schweren Formen der CAP ist bei Patienten mit COPD unter Beachtung der Kontraindikationen und Abbruchkriterien sowie bei Patienten mit Immunsuppression gerechtfertigt&ldquo;, meint PD Dr. Thomas M&uuml;ller, Pneumologie der Klinik und Poliklinik f&uuml;r Innere Medizin II, Universit&auml;tsklinikum Regensburg. Absolute Kontraindikationen f&uuml;r die NIV sind fehlende Spontanatmung bzw. Schnappatmung, fixierte oder funktionelle Verlegung der Atemwege und gastrointestinale Blutung oder Ileus. &bdquo;Die Beatmungsziele sollten bei der protektiven Beatmung t&auml;glich festgelegt werden &ndash; wir laufen Gefahr, dass wir viel zu aggressiv beatmen und dadurch die Lunge sch&auml;digen&ldquo;, warnt M&uuml;ller und empfiehlt folgende Richtwerte: PaO<sub>2</sub> = 65&ndash;75mmHg, O<sub>2</sub>-S&auml;ttigung = 88&ndash;92 % , PaCO<sub>2</sub>: richtet sich nach dem pH-Wert (&gt;7,25).</p> <p><strong>PEEP</strong><br /> Zahlreiche individuelle Patientenfaktoren beeinflussen die Setzung des positiven endexspiratorischen Druckes (PEEP), wie etwa PaO<sub>2</sub>/FiO<sub>2</sub>, PaCO<sub>2</sub>, Volumenstatus, Rechts- bzw. Linksherzinsuffizienz, Dauer des Lungenschadens, regionale oder globale &Uuml;berbl&auml;hung (COPD, Emphysem), K&ouml;rpergewicht (Adipositas permagna), Luftlecks (Pneumothorax) sowie die Genese des Lungenschadens. &bdquo;Je nach Ursache des akuten Atemnotsyndroms (ARDS, Anm.) wird die Intensit&auml;t der PEEP eingestellt. Welche PEEP bei welchem Patienten angewendet wird, ist individuell unterschiedlich&ldquo;, so M&uuml;ller. Das Motto lautet: beste Lungencompliance (Beatmung mit der kleinsten Lungenamplitude m&ouml;glich) und bester PaO<sub>2</sub>, ohne dass die Sauerstofftransportkapazit&auml;t und die H&auml;modynamik beeintr&auml;chtigt werden.</p> <p><strong>Spontanatmung</strong><br /> &bdquo;Immer wieder h&ouml;ren wir, dass Patienten m&ouml;glichst spontan atmen sollen. Aber je l&auml;nger kontrolliert beatmet wurde, umso schneller sinkt die Kraft des Zwerchfells. Durch eine fr&uuml;he Spontanatmung werden zwerchfellnahe dorsale Atelektasen rekrutiert, das Ventilations-Perfusions-Verh&auml;ltnis wird verbessert, die Sedierung kann herabgesetzt werden und das Outcome ist insgesamt besser&ldquo;, stellt M&uuml;ller fest. &bdquo;Eine Spontanatmung kann aber kontraproduktiv sein, wenn der trans&shy;pulmonale Druck bei Spontanatmung ansteigt.&ldquo; Dies gilt auch bei ausgedehnten Atelektasen und Konsolidierungen, bei schwerem Kapillarleck und septischem Schock, bei inspiratorischer Obstruktion, Hyperventilation sowie bei begleitender Herzinsuffizienz und bei ausgepr&auml;gter Patienten-Ventilator-Dyssynchronie. &bdquo;Zu den klinischen Hinweisen z&auml;hlen Schwankungen des Zentralvenendrucks inspiratorisch/exspiratorisch, interkostale Einziehungen, starke Atemanstrengungen und Tachypnoe bzw. Dyspnoe&ldquo;, erg&auml;nzt M&uuml;ller.</p> <p><strong>Adjuvante Verfahren</strong><br /> &bdquo;Mithilfe adjuvanter Verfahren soll die Beatmungsaggressivit&auml;t reduziert werden&ldquo;, stellt M&uuml;ller klar. Ein Beispiel ist die Bauchlagerung bei schwerem ARDS.<sup>2 &bdquo;Sie ist m&ouml;glich, wenn es zu einer signifikanten Verbesserung der Oxygenierung kommt. Wesentlich sind dabei aber die Anpassung der Ventilation und das Achten auf Druckulzera, Tubusverlegung und Dislokation von Thoraxdrainagen, und daf&uuml;r ist Erfahrung notwendig.&ldquo; Aus diesem Grund lautet die Empfehlung: nicht bei leichtem ARDS, sondern nur fr&uuml;hzeitig bei schwerem ARDS (cave: u.a. schwerstes ARDS, Leberinsuffizienz und Adipositas permagna).</sup></p> <p><strong>ECMO</strong><br /> Eine extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) ist akut indiziert bei Limitierung des Gasaustausches, dazu z&auml;hlen akute lebensbedrohliche Hypox&auml;mie, akute Hyperkapnie mit lebensbedrohlicher respiratorischer Azidose und eine Begrenzung des Beatmungsdruckes durch h&auml;modynamische Instabilit&auml;t. &bdquo;Au&szlig;erdem ist eine ECMO bei ventilatorinduzierter Lungendestruktion wie Barotrauma oder Volutrauma in Erw&auml;gung zu ziehen&ldquo;, so M&uuml;ller weiter. &bdquo;Die ECMO soll den Gasaustausch sichern und die Beatmungsaggressivit&auml;t reduzieren.&ldquo;</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Ewig S et al: Pneumologie 2016; 70(3): 151-200; <a href="http://www.AWMF-online.de" target="_blank">www.AWMF-online.de</a> <br /><strong>2</strong> Gu&eacute;rin C et al: N Engl J Med 2013; 368(23): 2159-68</p> </div> </p>
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