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ÖGP 2018: „Pearls of infectious diseases“

Kein Licht am Ende des Tunnels

<p class="article-intro">Wir berichten über einen 79-jährigen, fiebernden Patienten, der mit Verdacht auf Abszessformation supra- und subdiaphragmal zur operativen Sanierung an unsere Abteilung transferiert wurde.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Anamnese</h2> <p>Der Patient wurde bereits seit mehr als einem halben Jahr aufgrund von rezidivierenden Fiebersch&uuml;ben in einem ausw&auml;rtigen Krankenhaus behandelt. In einer Computertomographie (CT) im Rahmen der initialen Durchuntersuchung zeigte sich eine zystische Raumforderung supra- und subdiaphragmal mit fraglichen Verkalkungen. Diese wurde bereits mehrfach punktiert &minus; anamnestisch handelte es sich um putrides Punktat. Radiomorphologisch und laborchemisch bestand zum Zeitpunkt der &Uuml;bernahme an unsere Abteilung der hochgradige Verdacht auf eine Abszessformation im Bereich des Lig. falciforme hepatis bei deutlich erh&ouml;hten Entz&uuml;ndungswerten. An relevanten Vorerkrankungen sind eine isch&auml;mische Kardiomyopathie mit Vierfachstentimplantation und stark reduzierter Linksventrikelfunktion, ein Diabetes mellitus Typ 2 sowie eine chronische Niereninsuffizienz erw&auml;hnenswert.</p> <h2>Chirurgische Therapie und Rezidiv</h2> <p>Der subdiaphragmale Abszess konnte im Rahmen einer laparoskopischen Operation er&ouml;ffnet und drainiert werden, es entleerte sich Eiter. Zus&auml;tzlich fand sich ein Fistelgang nach supradiaphragmal reichend mit kalkdichten Elementen, welche teils mit der Fasszange geborgen und zur histologischen Untersuchung eingeschickt werden konnten.<br /> In einer Kontroll-CT am 12. postoperativen Tag wurde die Diagnose eines Seroms mit Differenzialdiagnose einer erneuten Abszessformation gestellt. Klinisch war eine Besserung eingetreten, der Lokalsitus war unauff&auml;llig und die Entz&uuml;ndungswerte sinkend. Unter Annahme eines postoperativen Seroms wurde der Patient mit Terminen zur regelm&auml;&szlig;igen ambulanten Nachkontrolle nach Hause entlassen. In s&auml;mtlichen Wundabstrichen wurde nur Staphylococcus aureus nachgewiesen. Die postoperative Wundheilung verlief zun&auml;chst unauff&auml;llig. Der Befund der CTVerlaufskontrolle war ebenfalls zufriedenstellend. Dennoch wurde der Patient f&uuml;nf Monate postoperativ mit einem Lokalrezidiv und systemischen Entz&uuml;ndungszeichen erneut eingewiesen. Die CT des Thorax mit Fistelf&uuml;llung (Abb. 1) zeigte ein Abszessrezidiv supradiaphragmal lokoregion&auml;r; Ausma&szlig; und Gr&ouml;&szlig;e entsprachen dem pr&auml;operativen Befund, waren jedoch deutlich dichter und inhomogener und kaum abgrenzbar vom Perikard. Im Rahmen der operativen Revision best&auml;tigte sich der Verdacht auf ein epigastrisches Lokalrezidiv. Radiologisch auff&auml;llige perikardiale Verkalkungen legten den Verdacht auf eine abgelaufene tuberkul&ouml;se Perikarditis nahe. Bei einer anschlie&szlig;enden explorativen Thorakotomie fanden sich die kalkigen Ver&auml;nderungen des Perikards im Bereich des rechten Herzohrs bis ins perikardiale Fettgewebe reichend und erh&auml;rteten den Verdacht auf eine tuberkul&ouml;se Vorgeschichte. Eine erneute genaue Anamnese ergab keinen Hinweis auf eine Tuberkulose, jedoch eine Endokarditis als Vorerkrankung.<br /> Bei anschlie&szlig;enden ambulanten Kontrollen beobachteten wir ein Wechselspiel von spontaner Abheilung der Wunde und immer wieder Lokalrezidiven mit erneuten Fistelbildungen. Die rezidivierenden Fistelbildungen konnten auch in weiteren CT-Kontrollen, unter anderem mit Fistelf&uuml;llungen, nachgewiesen werden, sodass eine erneute Revision mit Fistelausschneidung unter Methylenblau-Anf&auml;rbung und anschlie&szlig;ender lokaler Unterdrucktherapie mittels VAC<sup>&reg;</sup>-Therapie geplant wurde. Ziehl-Neelsen- F&auml;rbungen und mehrfache PCR auf Tuberkulose waren alle negativ. In weiteren Wundabstrichen wurde lediglich wiederholt Staph. aureus nachgewiesen. Dennoch bestand weiterhin der Verdacht auf eine Wundheilungsst&ouml;rung bedingt durch atypische Keime, sodass zus&auml;tzlich spezifische Tests eingeleitet wurden. Quantiferon zeigte sich negativ, ebenso die spezifischen Untersuchungen auf atypische Mykobakterien.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Pneumo_1901_Weblinks_jatros_pneumo_1901_s30_abb1_vogl.jpg" alt="" width="250" height="225" /></p> <h2>Therapieversuch mit Antibiotika</h2> <p>Wegen des starken klinischen Verdachts und bis dato frustraner Therapieversuche wurde interdisziplin&auml;r entschieden, auch ohne Keimnachweis eine Langzeit-Antibiotikatherapie gegen atypische Erreger mit Cotrimoxazol und Levofloxacin f&uuml;r mehrere Monate zu beginnen. Auf Clarithromycin wurde aufgrund der kardialen Vorerkrankungen verzichtet. Die Medikamente konnten im Herbst letzten Jahres abgesetzt werden; der Patient war bis zur letzten Kontrolle im J&auml;nner dieses Jahres rezidiv- und beschwerdefrei.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei den Verfassern</p> </div> </p>
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