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Krisenintervention zu Hause

Home-Treatment-Modelle in der Schweiz

Selbst in Akutphasen müssen psychisch Erkrankte nicht unbedingt in stationäre Behandlung aufgenommen, sondern können in ihrer vertrauten Umgebung betreut werden. Was in vielen anderen europäischen Ländern bereits zu einer wichtigen Säule der psychiatrischen Versorgung zählt, beginnt sich in der Schweiz erst zu etablieren.

Home Treatment zur Krisenintervention und Akutbehandlung für psychische Erkrankungen wird von deutschsprachigen und internationalen Versorgungsleitlinien aufgrund überzeugender wissenschaftlicher Evidenz zur Implementierung in allen Versorgungsregionen empfohlen.1,2 Home Treatment kann bei mindestens gleicher Wirksamkeit stationäre Behandlungen verkürzen oder ersetzen, führt zu weniger Behandlungsabbrüchen, höherer Zufriedenheit bei Patienten und Angehörigen sowie geringeren Behandlungskosten.3

Während in anderen europäischen Ländern, intermediäre psychiatrische Behandlungsangebote bereits seit vielen Jahren etabliert sind und entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen und Finanzierungsgrundlagen bestehen, ist eine Implementierung in der Schweiz bis heute nur im Rahmen von regionalen Modellprojekten mit Sonderfinanzierungen möglich. Home Treatment wird von interprofessionellen Behandlungsteams durchgeführt, bietet tägliche Hausbesuche und eine Erreichbarkeit rund um die Uhr.

In der Schweiz existieren verschiedene Modelle, die sich in drei Hauptkategorien einteilen lassen:

  • Home Treatment zur Krisenintervention, stationsersetzend oder -verkürzend, durch ein eigenständiges Team.

  • Poststationäre Übergangsbehandlung zur Verkürzung stationärer Aufenthalte und zur Vermeidung von Wiedereintritten.

  • Home Treatment im Rahmen eines integrierten Versorgungsangebots: Ein interprofessionelles Team bietet Krisenintervention stationär, aufsuchend, tagesklinisch und ambulant an, je nach Bedarf der Patienten.

In dieser und den kommenden Ausgaben werden wir Ihnen jeweils eines dieser Angebote aus der Schweiz vorstellen.

1 Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN). S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen. Berlin: Springer, 2018 2 National Institute for Health and Care Excellence (NICE): Psychosis and schizophrenia in adults: prevention and management. London: National Institute for Health and Care Excellence, 2014 3 Murphy SM, Irving CB, Adams CE, Waqar M: Crisis intervention for people with severe mental illnesses. Cochrane Database Syst Rev 2015; 12(12):CD001087

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