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Highlights des 14th Central European Lung Cancer Congress

<p class="article-intro">2014 fand der Central European Lung Cancer Congress (CELCC) in Wien vom 29. 11. bis 2. 12. und damit am Ende des „Lung Cancer Awareness Month“ statt. Der Schwerpunkt des diesjährigen Kongresses lag neben der molekularen Diagnostik und den zielgerichteten Therapien vor allem auch im Bereich der Implementierung des Screenings und der Entwicklung von länderübergreifenden Kooperativen und auf einem speziellen chinesisch-zentraleuropäischen Symposium.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Key Points</h2> <ul> <li>Screening von Lungenkrebs: Die Modalit&auml;ten zur Erh&ouml;hung der Effizienz und Hintanhaltung m&ouml;glicher negativer Effekte sind in Ausarbeitung.</li> <li>Eine Verst&auml;rkung der Kooperation von zentraleurop&auml;ischen Regionen mit hohem Raucheranteil in der Bev&ouml;lkerung soll die Pr&auml;vention, Diagnostik und Therapie des Lungenkarzinoms verbessern.</li> <li>Die aktuelle Forschung konzentriert sich auf die Entwicklung von zielgerichteten Therapien auch in anderen Histologien wie dem Plattenepithelkarzinom, dem kleinzelligen Karzinom oder auch dem Mesotheliom.</li> </ul> </div> <h2>Lungenkrebsscreening</h2> <p>Diese wissenschaftliche Sitzung wurde durch Helmut Prosch (AKH Wien) mit der Vorstellung und Diskussion der Daten zum National Lung Screening Trial (USA 2011) eingeleitet. Unter Einschluss von 50.000 Teilnehmern konnte dieses erstmals nachweisen, dass durch Screening mittels Low-Dose-CT eine Reduktion der Mortalit&auml;t bei Lungenkrebs um 20 % und eine Reduktion der allgemeinen Mortalit&auml;t in der gescreenten Population um 6,75 % erreichbar sind. 3 Jahre nach der Publikation ist einer Umfrage nach das Screening in Hochrisikogruppen innerhalb der USA weitgehend implementiert. In Europa sind vergleichbare Studien noch im Laufen und die Haltung ist konservativer, da die Studie auch weitere Fragen aufgeworfen hat und potenzielle negative Effekte vermieden werden m&uuml;ssen. Dies sind die Punkte, die zur Diskussion stehen:</p> <ol> <li>M&ouml;glichkeiten einer weitergehenden sinnvollen Patientenselektion durch Definition des Risikos (Alter, Raucheranamnese, Beruf, famili&auml;re Disposition, Komorbidit&auml;ten).<sup>1</sup> Im National Lung Screening Trial (NLST) waren Personen mit einem gesch&auml;tzten Risiko zwischen 2 und 20 % eingeschlossen. Aktuell wird ein neues Modell zur Risikoabsch&auml;tzung in der laufenden britischen Studie (UKLS) angewendet und nur Personen mit einem gesch&auml;tzten Risiko von mindestens 5 % , innerhalb der n&auml;chsten 5 Jahre an einem Bronchialkarzinom zu erkranken, werden eingeschlossen. Es wird erwartet, dass damit die Pr&auml;valenz von Lungenkarzinomen in der gescreenten Population deutlich erh&ouml;ht werden kann.</li> <li>Management von gefundenen Knoten z.B. durch Verfeinerung der radiologischen Kriterien: Das Risiko f&uuml;r einen malignen Herd, der weiterer Diagnostik bedarf, ist abh&auml;ngig von der Gr&ouml;&szlig;e, der Dichte und dem klinischen Verhalten, ein solcher war in 2 % der F&auml;lle detektierbar.<sup>2, 3</sup></li> <li>Verbesserung der nicht invasiven Diagnostik vor Einbindung der Chirurgen mit Video-assistierter Thorakoskopie (VATS); generell werden eine interdisziplin&auml;re Diskussion sowie ein multimodales Vorgehen empfohlen.</li> <li>Ein potenzieller Schaden durch die kumulative Strahlendosis</li> <li>Belastung der Patienten, auch durch das Auffinden von wahrscheinlich benignen Knoten, das damit verbundene Zuwarten und weitere radiologische Kontrollen</li> <li>Kosteneffizienz: Dazu gibt es bisher nur ungen&uuml;gende Daten (NEJM 2014; 371(19): 1769).</li> <li>Umgang mit Nichtrauchern in Regionen, wo die Inzidenz in dieser Gruppe hoch ist, z.B. in China</li> </ol> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Onko_1501_Weblinks_Seite65.jpg" alt="" width="967" height="438" /></p> <p>Vertreter aus Tschechien, Ungarn und Deutschland berichteten dann &uuml;ber ihre spezifischen Erfahrungen. Als positiver Aspekt wurde die Rolle des Screenings zur Erkennung asymptomatischer F&auml;lle hervorgehoben und ein Prescreening mittels Lungenfunktion vorgeschlagen. Au&szlig;erdem finden sich indirekte Vorteile wie ein exaktes Staging durch die invasive Diagnostik und die Erh&ouml;hung der Wahrnehmung des Problems Lungenkrebs vor allem in den zentraleurop&auml;ischen L&auml;ndern mit einem hohen Raucheranteil.<br /> So wie die drei bereits abgeschlossenen europ&auml;ischen negativen Studien (MILD, DANTE, DLCST) sind auch jene noch im Laufen befindlichen &bdquo;underpowered&ldquo;, um bez&uuml;glich der Reduktion der Mortalit&auml;t ein signifikantes Ergebnis zu liefern. Es wird aber erwartet, dass durch ein Pooling der Daten die Evidenz unterst&uuml;tzt wird und viele offene Fragen beantwortet werden k&ouml;nnen.<br /> Als zuk&uuml;nftiges gemeinsames Projekt wurde die &bdquo;Central European Lung Cancer Screening Task Force&ldquo; vorgestellt. Dabei geht es darum, Regionen mit einer hohen Lungenkrebsinzidenz zu involvieren, um die Mortalit&auml;t zu senken und an vorderster Front bei Screening und Pr&auml;vention mitzuarbeiten. Es sollen eine Infrastruktur mit Zentren erh&ouml;hten Umsatzes aufgebaut, ein standardisiertes CT-Screening mit Vorgaben f&uuml;r die Vorgangsweise bei entdeckten L&auml;sionen und eine Definition f&uuml;r Risikogruppen etabliert werden. Damit verbunden sind auch Raucher-Entw&ouml;hnungsprogramme sowie ein Lungenkrebsregister, Schulungsprogramme, internationale Kooperation und Forschungsprojekte.</p> <h2>Chinesisch-zentraleurop&auml;isches Symposium</h2> <p>In dieser Session wurde besonders auf die Situation in China eingegangen, wo das Bronchialkarzinom in der Mortalit&auml;t an erster Stelle der Krebserkrankungen steht und in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme der Inzidenz gezeigt hat. Im Gegensatz zu den westlichen L&auml;ndern sind hier neben den Rauchern auch mehr Nichtraucher betroffen, ein Ergebnis der hohen Feinstaubbelastung in der h&auml;uslichen Umgebung (offenes Feuer, Passivrauch) und in den gro&szlig;en St&auml;dten. Wie auch in den westlichen L&auml;ndern hat das Adenokarzinom als histologischer Subtyp das Plattenepithelkarzinom &uuml;berholt, aus vergleichbaren Gr&uuml;nden. Ein bedeutender Unterschied besteht in der Inzidenz von EGFR-Mutationen, diese finden sich bei unselektionierten Patienten in 28 % der F&auml;lle, bei klinisch selektionierten Gruppen von Chinesen (Nieraucher, Adeno-Ca) findet man sie in bis zu 75 % , die Rate an ALK-1-Rearrangements ist mit ca. 5 % auch etwas h&ouml;her als in unseren Regionen. Dementsprechend spielen die Implementation von Mutationstestungen und die zielgerichtete Therapie in China eine vorherrschende Rolle. Die chinesische Regierung hat Programme zur Tabakkontrolle und zur Kontrolle der Luftverschmutzung gestartet, bei 600.000 neuen F&auml;llen pro Jahr wird von den Kollegen aber auch eine rasche Umsetzung einer fl&auml;chendeckenden Mutationstestung und standardisierter klinischer Management-Protokolle durch die behandelnden &Auml;rzte gefordert.<br /> Abschlie&szlig;end erfolgte noch eine Vorstellung der in China durch die 2007 gegr&uuml;ndete &bdquo;Chinese Thoracic Oncology Group&ldquo; (CTONG) abgeschlossenen und laufenden Studien. In der Liste finden sich bekannte z.T. auch internationale oder panasiatische Projekte wie IPASS, OPTIMAL und FASTACT-2. Diese und weitere Studien in verschiedenen Settings untersuchen vor allem die Rolle und Wirksamkeit von EGFR-TKI, in Zukunft werden auch weitere, dzt. noch ungew&ouml;hnliche Targets (PIK3CA, MET, ALK/ROS1, <em>KRAS, NRAS, BRAF</em>) mit einbezogen.</p> <h2>Lungenkrebs in Zentraleuropa</h2> <p>Die Sitzung wurde mit der &bdquo;Petr Zatloukal Memorial Lecture&ldquo; von Jean Klastersky, dem ehemaligen Direktor der MASCC (Multinational Association for Supportive Care in Cancer), eingeleitet. Er betonte die hervorragende Rolle der supportiven und palliativen Therapie in der Behandlung des Lungenkarzinoms. Diese Ma&szlig;nahmen sind sehr vielf&auml;ltig und sollten besser definiert und auch monitiert werden. Er stellte auch heraus, dass ein wahrer Fortschritt im Kampf gegen den Lungenkrebs nicht nur durch die Entwicklungen im Bereich der zielgerichteten Therapie, sondern vor allem durch Pr&auml;vention und supportive Therapie zu erreichen ist.<sup>4, 5</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Onko_1501_Weblinks_Seite66.jpg" alt="" width="647" height="380" /></p> <p>Tatjana Cufer berichtete dann &uuml;ber das Lungenkrebsregister in Slowenien, eines der &auml;ltesten Register weltweit. Es wird seit 1950 gef&uuml;hrt und basiert auf der Bev&ouml;lkerung. Es wird ein j&auml;hrlicher Report erstellt und alle 5 Jahre publiziert, die letzte Auswertung erfolgte 2010. Entsprechend ihrer Erfahrung empfiehlt sie spitalsabh&auml;ngige Register, da sie f&uuml;r die Evaluierung besser geeignet sind und rascher aktualisiert werden k&ouml;nnen. Es findet sich ein hoher Anteil an Patienten im metastasierten (51 % ) oder lokal fortgeschrittenen (25 % ) Stadium, histologisch ist das Adenokarzinom vorherrschend, die molekulare Diagnostik gut implementiert und die &Uuml;berlebensdaten f&uuml;r fr&uuml;he und fortgeschrittene Stadien sind vergleichbar mit jenen in randomisierten Studien. Als Beispiel f&uuml;r die Auswertungen wurde die Rate an Mutationen genannt, wobei sich in Slowenien ein Anteil von 13 % mit aktivierender EGFR-Mutation und von 5 % ALK-Rearrangement findet, was z.B. auch den Verh&auml;ltnissen in &Ouml;sterreich und Tschechien entspricht, wie Maximilian Hochmair und Juraj Kultan in ihren Pr&auml;sentationen zeigen konnten.<br /> <br /> Auch Tschechien f&uuml;hrt ein Lungenkrebsregister, wobei ca. 6.500 F&auml;lle pro Jahr registriert wurden, mit steigender Inzidenz, vor allem bei Frauen. In der OECD-Statistik f&uuml;r jugendliche Raucher liegt Tschechien an zweiter Stelle hinter &Ouml;sterreich. In der Diskussion wurde die Aktivit&auml;t unserer Nachbarn anerkannt, da es in Westeuropa keine vergleichbaren Register gibt. Daher wurden im Rahmen der &bdquo;Central European Initiative Against Lung Cancer&ldquo; kooperative Forschungsprojekte zu diesem Thema vorgestellt. Es handelt sich dabei um die &ouml;sterreichische Registrierungsstudie f&uuml;r NSCLC mit EGFR-, ALK- oder ROS1-Mutationen von Martin Filipits sowie die Datensammlung &uuml;ber das Management von Stadium-III-Patienten von Milada Zemanova (CZ) und Karin Dieckmann (AT).</p> <h2>State of the Art</h2> <p>In den weiteren Sessions wurden zu den Themen Rolle und Anspr&uuml;che der Pathologie, lokal fortgeschrittenes und metastasiertes NSCLC, Mesotheliom und kleinzelliges N. bronchi umfassende Reviews zum State of the Art und zu den Entwicklungen in der n&auml;heren Zukunft dargestellt und diskutiert. Auch dabei war die Suche nach pr&auml;diktiven Biomarkern zur Optimierung der Patientenselektion und damit Erh&ouml;hung der Wirksamkeit der Therapien das vorherrschende Thema.<br /> Insgesamt war der Kongress in der Vorweihnachtszeit gut besucht und hat in der kurzen Zeit viele interessante Aspekte behandelt.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: OWS, 2. Interne Abteilung, Sanatoriumstraße 2, 1140 Wien<br/> Quelle: Translational Lung Cancer Research 2014; 3(5) (online ISSN 2226-4477) </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Kovalchik SA et al: Targeting of low-dose CT screening according to the risk of lung-cancer death. N Engl J Med 2013; 369(3): 245-54<br /><strong>2</strong> www.acr.org/Quality-Safety/Resources/LungRADS<br /><strong>3</strong> Manos D et al: The Lung Reporting and Data System (LU-RADS): a proposal for computed tomography screening. Can Assoc Radiol J 2014; 65(2): 121-34<br /><strong>4</strong> Klastersky JA: Supportive care is a constant state of changing: we need to adjust for it. Curr Opin Oncol 2014; 26(4): 371<br /><strong>5</strong> Hui et al: Definition of supportive care: does the semantic matter? Curr Opin Oncol 2014; 26(4): 372-379</p> </div> </p>
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