
Chronischer Husten ist nicht immer trocken
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Eine britische Gruppe charakterisierte eine Kohorte von 400 Patienten mit refraktärem chronischem Husten und fand, dass dieser Husten bei rund einem Fünftel der Betroffenen erheblich produktiv ist, ohne dass der Produktion von Sputum eine Lungenerkrankung zugrunde liegen muss.
Chronischer Husten dürfte die Folge einer Übererregbarkeit von vagalen Afferenzen in den Atemwegen sein. Bei einer nicht zu unterschätzenden Zahl von Betroffenen präsentiert sich chronischer Husten jedoch als produktiver Husten mit beträchtlicher Sputumproduktion. Dies werde von den Patienten als belastend und bedrohlich erlebt, so Dr. Jenny King von der University of Manchester. Dennoch findet das Phänomen in der Literatur kaum Erwähnung. Die Erfahrung zeige, dass produktiver refraktärer chronischer Husten besonders schwer zu managen ist, wenn auch zu dieser Frage die publizierte Evidenz weitgehend fehle.
Um etwas Klarheit in dieser Frage zu schaffen, führte eine Gruppe der University of Manchester retrospektive Analysen von Patientenakten neu zugewiesener Patienten an einer Spezialambulanz durch. Alle Daten von Patienten, die zwischen Jänner und Dezember dieser Ambulanz zugewiesen worden waren, wurden auf Anzeichen von produktivem chronischem Husten ausgewertet. Dieser war definiert durch mehr als einen Teelöffel Auswurf pro Tag.
Insgesamt wurden Daten von 401 Patienten analysiert, von denen 89 (21,7 %) produktiven chronischen Husten angaben, 69,7 % waren Frauen mit einem mittleren Alter von 51 Jahren. In der grossen Mehrzahl (75,3 %) wurden in CT und Lungenfunktionstest keine Hinweise auf zugrunde liegende Lungenkrankheiten gefunden. Rund ein Drittel der Kohorte berichtete von Auswurf in grösseren Mengen, entsprechend ungefähr einem Eierbecher oder mehr. Dabei waren in der überwiegenden Zahl (73,4 %) keine Bronchiektasien vorhanden. Drei Viertel der Patienten gaben an, dass der Hustenreiz bei ihnen im Hals entstehe. In 21 Fällen wurde eine Bronchoskopie durchgeführt, die in mehr als der Hälfte zu einem klinisch bedeutsamen Ergebnis führte.
Therapieversuche wurden unter anderem mit Opioiden, Azithromycin oder Sprachtherapie durchgeführt. Bei allen Patienten mit einer Ausnahme führten die Therapieversuche zu einer Verbesserung der Symptomatik. King: „Wir wissen jetzt, dass Patienten mit refraktärem chronischem Husten auch dann signifikante Mengen von Sputum aushusten können, wenn keine Lungenerkrankung zugrunde liegt. Hinsichtlich der Demografie unterscheidet sich diese Gruppe nicht von Patienten mit trockenem chronischem Husten. Diese Arbeit soll ein erster Schritt in der Charakterisierung dieses Phänotyps sein. Zukünftige Arbeiten müssen diese vergessene Patientengruppe berücksichtigen, damit evidenzbasierte Therapieentscheidungen getroffen werden können.“
Quelle:
King J et al.: Productive cough, a forgotten phenotype of refractory chronic cough. ERS 2021, PA 1941