
Chronischer Husten im medizinischen Alltag
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Zwei aktuelle Studien zeigen, dass chronischer Husten in allgemeinmedizinischen Praxen häufig diagnostiziert wird und in spezialisierten Zentren erhebliche Kosten verursacht. Diese sind assoziiert mit dem hustenspezifischen Gesundheitsstatus, Angst und Schwere der Symptome.
Chronischer Husten wird zunehmend als eigenständige Erkrankung angesehen, ist mit aktuell verfügbaren Therapien nur schwer behandelbar und für die Betroffenen massiv belastend. Als Ursache wird eine Hypersensitivität des Nervus Vagus gegenüber unterschiedlichen Stimuli vermutet. Obwohl die Erkrankung komplex ist, umfangreiche Diagnostik erfordert und eine therapeutische Herausforderung darstellt, ist die Anlaufstelle für viele Betroffene der niedergelassene Allgemeinmediziner. Eine britische Studie untersuchte nun die Häufigkeit von chronischem Husten unter Patienten von 350 allgemeinmedizinischen Praxen in North West London (NWL).
Die retrospektive Kohortenstudie basiert auf entpersonalisierten Daten von Individuen über 18 Jahre aus der Whole Systems Integrated Care (Discover) Datenbank, die auf Basis eines Codesystems für Erkrankungen in primärer und sekundärer Versorgung identifiziert wurden. Berücksichtigt wurden Patienten mit einer Kodierung für chronischen Husten, über mindestens acht Wochen persistierenden Husten oder Verschreibung von Medikamenten gegen Husten. Daten wurden für den Zeitraum von Jänner 2015 bis September 2019 ausgewertet. Unter mehr als zwei Millionen Personen wurde eine Kohorte von 43453 Patienten mit chronischem Husten identifiziert. Das Alter lag im Median bei 64 Jahren (41-87), 22% waren Raucher und weitere 22% ehemalige Raucher. Aus der Kohorte hatten 26% eine Asthmadiagnose, 17% eine COPD-Diagnose erhalten. Zwölf Prozent litten unter Rhinitis, 15% unter Reflux und ein Prozent unter Stressinkontinenz. Bei 31% der Kohorte wurden keine Komorbiditäten berichtet. Damit ergab sich eine Prävalenz des chronischen Hustens von insgesamt zwei Prozent. Die Kohorte bestand zu mehr als der Hälfte aus Frauen (57%), die größte Prävalenz von chronischem Husten wurde in der Altersgruppe der 65 bis 74-jährigen gefunden. Die Autoren schlagen vor, in Zukunft die Datenbanken der Primärversorgung zu nützen, um Patienten mit chronischem Husten früher identifizieren und für zielgerichtete Therapien an spezialisierte Zentren zu bringen.1
Aus der relativ hohen Prävalenz des chronischen Hustens und der Belastung, die er für die Betroffenen bedeutet, ergibt sich eine relativ starke Nutzung von Ressourcen des Gesundheitssystems. Eine weitere britische Studie untersuchte eben diese sowie deren Relation zur Schwere der Symptome, dem Gesundheitszustand, Angst und objektiver Hustenfrequenz. Es handelt sich um eine prospektive Studie konsekutiver Patienten mit chronischem Husten aus einer spezialisierten Klinik. Die Patienten wurden eingeladen eine Reihe von Tests und Fragebögen auszufüllen: Cough Severity Visual Analogue Scale (VAS), Cough-Specific Health Status Leicester Cough Questionnaire (LCQ), EuroQol EQ-5D-5L, Generalised Anxiety Disorder (GAD7). Darüber hinaus wurde ein objektives Monitoring nach dem Leicester Cough Monitor durchgeführt.
Die hustenspezifische Nutzung von Ressourcen des Gesundheitssystems wurde für jeweils zwölf Monate vor und nach der ersten Konsultation der Spezialklinik erhoben. Die Kosten wurden anhand von Daten aus den Abteilungen oder Referenzkosten des britischen Gesundheitssystems NHS berechnet. Von den 100 Studienteilnehmern waren 69% Frauen, die chronischen Husten im Median über drei (2-10) Jahre hatten. Das mittlere Alter lag bei 58 Jahren. Häufige Diagnosen lauteten refraktärer chronischer Husten (57%) und Asthma (15%). Die Patienten verursachten Kosten von durchschnittlich £1800. In einer univariaten Analyse stiegen die Kosten mit der Dauer des Hustens, Verschlechterung auf der VAS, LCQ und GAD7 sowie mit steigender Hustenfrequenz. Die Kosten waren nicht mit Geschlecht, Alter oder Lebensqualität (EQ-5D-5L) assoziiert.2
Literatur:
1 Hull J et al.: Chronic cough in routine clinical practice: a UK retrospective cohort study. ERS 2020; e-poster No. 3268 2 Cho P et al.: Healthcare utilisation in chronic cough. ERS 2020; e-poster No. 2740
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