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Die Spiroergometrie in der Pneumologie

<p class="article-intro">Die Spiroergometrie ist eine umfassende Untersuchung der körperlichen Leistungsfähigkeit und gilt als Goldstandard. Sie ermöglicht es, die für die Belastung limitierenden Faktoren zu beschreiben. Damit eignet sie sich in hervorragendem Masse, eine Dyspnoe abzuklären, Risiken abzuschätzen und therapeutische Interventionen zu planen und zu überprüfen.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Eine unklare Dyspnoe sollte durch eine Spiroergometrie abgekl&auml;rt werden.</li> <li>Je nach Fragestellung ist die pneumologische, sportmedizinische oder kardiologische Betrachtungsweise sinnvoll. Dies beeinflusst die Durchf&uuml;hrung und Auswertung.</li> <li>Die Gesamtbeurteilung beruht auf der Interpretation der Dynamik einzelner Messparameter w&auml;hrend verschiedener Ruhe- und Belastungsphasen.</li> <li>Das Hauptaugenmerk bei der pneumologischen Beurteilung liegt auf dem Gasaustausch und der Ventilation.</li> </ul> </div> <p>Die Spiroergometrie ist eine ausgezeichnete Untersuchungsmethode, um die Patienten funktionell als Gesamtorganismus zu erfassen. Es werden komplexe physiologische Funktionen der Lungen- und Gewebeatmung anhand eines einzelnen Messverfahrens erhoben. Die Lunge, das kardiovaskul&auml;re System und die Muskulatur spielen eine zentrale Rolle. Als Hauptparameter wird die Sauerstoffaufnahme (V'O<sub>2</sub>) herangezogen. Die Spiroergometrie erfasst mehrere Parameter: Herzfrequenz, Atemzugvolumen, Atemfrequenz und Atemgase werden in Beziehung zueinander, gegen&uuml;ber der Zeit und der Leistung gestellt. Damit l&auml;sst sich eine Aussage &uuml;ber die Leistungsf&auml;higkeit durch Erkennen der limitierenden Faktoren treffen. <br />Wesentlich bei der Befundung sind die Fragestellung, die Untersuchungsmodalit&auml;ten, die Patientenfaktoren und die Betrachtungsweise. Der Untersucher muss daf&uuml;r die technischen Grundlagen ebenso wie die Patientenfaktoren ber&uuml;cksichtigen. So hat die Fragestellung beispielswiese einen Einfluss darauf, ob eine Blutgasanalyse durchgef&uuml;hrt wird oder nicht. Gilt es, bei einem gesunden Probanden die Frage nach der Trainingssteuerung zu beantworten, unterscheidet sich dies wesentlich von einer pr&auml;operativen Abkl&auml;rung eines Patienten. Je nach k&ouml;rperlicher Konstitution kommen unterschiedliche Normwerte oder Berechnungsmodelle zum Tragen. <br />Im Folgenden wird auf die pneumologischen Aspekte bei der Fragestellung, der Durchf&uuml;hrung und der Auswertung eingegangen. Bez&uuml;glich der weiteren, umfangreichen Themen wird auf die weiterf&uuml;hrende Literatur verwiesen (physiologische Grundlagen, technische Ausr&uuml;stung, verschiedene Belastungsmodalit&auml;ten, Grundlagen der Auswertung inklusive Bestimmung der aeroben und anaeroben Bereiche, Normwerte). Als Standardwerke gelten im deutschsprachigen Raum das &laquo;Kursbuch Spiroergometrie&raquo; von Kroidl<sup>1</sup>, im englischsprachigen Raum die &laquo;Principles of Exercise Testing and Interpretation&raquo; von Wasserman<sup>2</sup>. Weiter kann die k&uuml;rzlich erschienene ERS-Monografie &laquo;Clinical Exercise Testing&raquo; von Palange<sup>3</sup> empfohlen werden.</p> <h2>Pneumologische Fragestellung</h2> <p>Wie eingangs erw&auml;hnt, beeinflusst die Fragestellung die Untersuchungsmodalit&auml;ten. So muss zum Beispiel bei der Frage nach einer Gasaustauschst&ouml;rung eine Blutgasanalyse durchgef&uuml;hrt werden. Die Fragestellung nach einer dynamischen &Uuml;berbl&auml;hung bedingt eine korrekte Messung der inspiratorischen Kapazit&auml;t (IC). Bei der pulmonalen Rehabilitation steht die Frage nach der Gewichtung einzelner St&ouml;rungen im Vordergrund. Dabei ist der Verlauf der verschiedenen Messparameter &uuml;ber die Belastungsphasen hinweg vordergr&uuml;ndig, die maximale Leistung r&uuml;ckt in den Hintergrund. Die maximale Leistung wiederum ist bei der (pr&auml;operativen) Risikoabsch&auml;tzung zentral. Eine korrekte Fragestellung ist somit Grundvoraussetzung f&uuml;r die Untersuchung. Die typischen pneumologischen Fragestellungen sind:</p> <ul> <li>die Frage nach einer m&ouml;glichen Ursache f&uuml;r die Wahrnehmung von Atemnot (&laquo;Dyspnoeabkl&auml;rung&raquo;)</li> <li>die pr&auml;operative Abkl&auml;rung vorwiegend bei gr&ouml;sseren thorakalen Eingriffen (Thorax- und Herzchirurgie)</li> <li>die Feststellung der Leistungsf&auml;higkeit zur Trainingssteuerung sowie bei versicherungsrechtlichen Fragestellungen</li> <li>die &Uuml;berpr&uuml;fung einer medikament&ouml;sen und chirurgischen Therapie oder einer rehabilitativen Massnahme</li> </ul> <p>Bei der Therapie&uuml;berpr&uuml;fung (Verlaufskontrolle) gilt es zu beachten, dass die Messmodalit&auml;t jener der Voruntersuchung entspricht. Zwar ist es m&ouml;glich, Fahrradund Laufbandtests zu vergleichen; bei unterschiedlicher Testanordnung muss aber in Kauf genommen werden, dass dadurch die Verlaufsmessung an Aussagekraft verliert.</p> <h2>Durchf&uuml;hrung</h2> <p>Bei der pneumologischen Untersuchung werden die &uuml;blichen spiroergometrischen Messmethoden durch eine Blutgasanalyse und die Messung der Atemlage erg&auml;nzt. Blutgasanalyse (BGA) Die BGA ist notwendig, um unter anderem die alveol&auml;r-arterielle O<sub>2</sub>-Differenz und den Totraum zu bestimmen. Sie muss zu einem ad&auml;quaten Zeitpunkt durchgef&uuml;hrt werden und orientiert sich an der Fragestellung. In der Regel ist die Entnahme in Ruhe und unter maximaler Belastung im Rahmen eines Rampenprotokolls gen&uuml;gend. Serielle Messungen bringen keinen wesentlichen Zusatznutzen. Der zus&auml;tzliche Vorteil ist, dass neben der Bestimmung des O<sub>2</sub>-Wertes die Ventilation mit einer Messung des CO<sub>2</sub> bestimmt wird und dies in Beziehung zu den endexspiratorischen Atemgasen gesetzt werden kann (vgl. unten). Ein erh&ouml;hter Gradient der Atemgase deutet auf eine pulmonale Limitierung hin. Ob eine (am hyper&auml;misierten Ohrl&auml;ppchen) arterialisierte oder arterielle Blutgasanalyse erfolgt, wird h&auml;ufig durch die vorhandene Infrastruktur vorgegeben (Laborger&auml;te, Entnahmeutensilien). Diese kann sich je nach Einrichtung (Praxis, Spital) unterscheiden. F&uuml;r die Beurteilung ist dies nicht relevant.</p> <p><strong>Messung der inspiratorischen Kapazit&auml;t (IC)</strong><br />Die physiologische Reaktion auf den vermehrten O<sub>2</sub>-Bedarf unter Belastung ist unter anderem eine Erh&ouml;hung des Atemminutenvolumens (V'E). Dies wird zun&auml;chst durch eine Zunahme der Atemzugtiefe gefolgt von einer Zunahme der Atemfrequenz erreicht. Die Zunahme der Atemzugtiefe f&uuml;hrt beim Gesunden zu einem Tiefertreten der Atemlage in Richtung Residualvolumen. Die Atemlage kann durch unterschiedliche Messmethoden bestimmt werden. Diese wird mittels Ganzk&ouml;rperplethysmografie durch die Messung des Verschlussdruckes bestimmt und entspricht der funktionellen Residualkapazit&auml;t (FRC), welche mit einer Volumenangabe (in der Regel Liter) angegeben wird. Hierf&uuml;r bedarf es einer geschlossenen Kabine. Diese M&ouml;glichkeit f&auml;llt bei der Spiroergometrie weg. Um die Atemlage dennoch bestimmen zu k&ouml;nnen, wird die IC gemessen. Die IC ist das Volumen ausgehend von einer normalen Ausatmung bis hin zur maximalen Inspiration. Das bedeutet, dass durch Subtraktion der IC von der totalen Lungenkapazit&auml;t (TLC) die Atemlage ermittelt werden kann. Aufgrund der zur Plethysmografie unterschiedlichen Messmethodik wird diese in der Regel als endexspiratorisches Lungenvolumen (EELV) angegeben. Es ist offensichtlich, dass zur Bestimmung des EELV zun&auml;chst die TLC erhoben werden muss. Die TLC wiederum wird durch die Ganzk&ouml;rperplethysmografie bestimmt und kann &uuml;bertragen werden. In diesem Falle kann das EELV ebenfalls in Liter angegeben werden. Wird zuvor lediglich die Vitalkapazit&auml;t (VC) bestimmt (unmittelbar vor der Untersuchung mithilfe eines integrierten Spirometers mittels forcierter oder langsamer Spirometrie), wird das EELV im Verh&auml;ltnis zur VC angegeben (sinkend, gleichbleibend, steigend). Das bedeutet, das EELV sollte beim Gesunden bei zunehmender Belastung im Verh&auml;ltnis zur VC (als indirekte Funktion der zunehmenden IC) sinken. Der Umstand, dass das EELV nicht stets in einer absoluten Literanzahl angegeben werden kann, f&uuml;hrt im Alltag &ouml;fters zu Unsicherheiten. F&uuml;r die Aussage einer allf&auml;lligen &Uuml;berbl&auml;hung ist dies jedoch irrelevant (Abb. 1). Bei der Frage nach einer dynamischen &Uuml;berbl&auml;hung sollte die Bestimmung der EELV in Ruhe und in regelm&auml;ssigen Abst&auml;nden w&auml;hrend der Belastungsphase erfolgen (z. B. in Abst&auml;nden von zwei Minuten). Dabei wird der Proband angewiesen, nach einer normalen Exspiration (also nach einer normalen exspiratorischen Atemexkursion) maximal tief einzuatmen, womit die IC bestimmt wird. Eine forcierte Exspiration im Sinne der forcierten Spirometrie ist nicht notwendig. Zudem f&uuml;hrt eine forcierte Spirometrie w&auml;hrend der Belastungsphase h&auml;ufig zu Unterbrechungen der Trittfrequenz bis hin zum Abbruch der Belastung. Aus diesem Grund ist die forcierte Spirometrie bei der Spiroergometrie zumindest kritisch zu beurteilen (sowohl was die Durchf&uuml;hrung als auch was die Interpretation betrifft).</p> <p>&nbsp;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Innere_1902_Weblinks_lo_innere_1902_s24_abb1_sigrist.jpg" alt="" width="800" height="466" /></p> <h2>Auswertung im Hinblick auf die pneumologischen Fragestellungen</h2> <p>Die Spiroergometrie ergibt sehr viele Messparameter &uuml;ber eine Zeitspanne mit Ruhe-, Belastungs- und Erholungsphase. Die Auswertung soll sich infolgedessen nicht nur auf die Beurteilung zu einzelnen Zeitpunkten wie beispielsweise zum Zeitpunkt VT1 (Ventilatory Threshold 1) oder bei maximaler Leistung beschr&auml;nken, sondern eine Beurteilung der gesamten Dynamik w&auml;hrend der verschiedenen Aufzeichnungsphasen umfassen. F&uuml;r die Beurteilung zu einem bestimmten Zeitpunkt eignen sich einzelne Zahlenwerte. Die Dynamik kann am besten bei der Betrachtung der verschiedenen Grafiken vorgenommen werden. Hier hat sich die grafische Darstellung nach Wasserman bew&auml;hrt. Sie wird in neun teilweise etwas modifizierten Feldern ausgewiesen. Wie die Anordnung der einzelnen Felder auf dem Untersuchungsrapport vorgenommen wird, ist dem Untersucher &uuml;berlassen (die Inhalte der verschiedenen Grafiken und damit die Aussage der Felder selbst &auml;ndert sich hierdurch nicht). Die ventilatorischen Parameter sind in den Feldern 1, 4 und 7 abgebildet. Dort l&auml;sst sich die maximale Ventilation (V'E<sub>max</sub>) ebenso wie auf dem Datenblatt ablesen. Die V'E<sub>max</sub> wird auf den individuellen Sollwert (FEV<sub>1</sub>x35, entspricht der MVV) und auch auf den Sollwert der gesunden Population bezogen. Bei Gesunden werden die ventilatorischen Reserven nicht ausgesch&ouml;pft (&laquo;breathing reserve&raquo;, BR = MVVV'E). Sie wird mit Werten von 20&ndash;30 % oder absolut 15 l*min<sup>&ndash;1</sup> als normal gewertet. Bei der Betrachtung der Inspirationsund Exspirationszeit gilt ein Verh&auml;ltnis von 40 % zu 60 % als normal. In der Spiroergometrie wird das Verh&auml;ltnis als Inspirationszeit in Bezug zur Gesamtzeit pro Atemzug angegeben, also Ti/Ttot (normal 40 %). Obstruktive St&ouml;rungen &auml;ussern sich durch einen Abfall auf ca. 30 %, restriktive St&ouml;rungen durch eine Zunahme auf ca. 50 %.<br />Wenn man die Atemgase in Beziehung zum V'E setzt, so widerspiegeln diese Atem&auml;quivalente die Effizienz der Atmung (wie viel V'E wird ben&ouml;tigt, um 1 l O<sub>2</sub> aufzunehmen bzw. CO<sub>2</sub> abzugeben). Da sich die Atemeffizienz &uuml;ber die verschiedenen Belastungsphasen &auml;ndert, werden die Zahlenwerte zum Zeitpunkt der effizientesten Atmung gewertet (tiefster Punkt der Grafen, h&auml;ufig im Bereich VT1; vgl. auch Feld 6). Bei Gesunden liegt dieser Bereich bei 25 (&plusmn; 3). Werte &gt; 35 sind sicher pathologisch. Pathologische Werte weisen sehr sensibel auf eine (spirometrisch bestimmte) Ventilationsst&ouml;rung, eine Perfusions-/ Ventilationsst&ouml;rung oder eine funktionelle St&ouml;rung hin, ohne dass dies als spezifisch f&uuml;r eine Krankheit gewertet werden kann.<br />Die Differenz der Atemgase zwischen Alveolarluft und arteriellem Blut liefert wichtige Hinweise f&uuml;r eine Gasaustauschst&ouml;rung oder eine vermehrte Totraumventilation. Ersteres wird durch die alveol&auml;r- arterielle O<sub>2</sub>-Differenz ausgewiesen. Ein Wert von maximal 20 mmHg in Ruhe und 30 mmHg unter Belastung gelten als normal. Eine Differenz von &gt; 35 mmHg unter Belastung ist sicher pathologisch und dokumentiert eine Gasaustauschst&ouml;rung. Die arterio-alveol&auml;re CO<sub>2</sub>-Differenz sollte nahe 0 mmHg sein. Eine Differenz von &gt; 5 mmHg weist auf eine vermehrte Totraumventilation hin. Beim Totraum werden ein anatomischer und ein funktioneller Teil unterschieden. Der anatomische Totraum entspricht den oberen und unteren Atemwegen. Er &auml;ndert sich ebenso mit der Atemfrequenz wie der funktionelle Totraum. Letzterer resultiert aus diversen Krankheitsprozessen, welche zu einer Verteilungsst&ouml;rung f&uuml;hren. Die Totraumventilation sollte 20&ndash;25 % der Gesamtventilation nicht &uuml;berschreiten.<br />Die wesentlichen pneumologischen Felder sind im Folgenden beschrieben (gem&auml;ss klassischer Bezeichnung der Wasserman- Grafiken). Es sei erw&auml;hnt, dass zur vollst&auml;ndigen Befundung alle 9 Felder ber&uuml;cksichtigt werden m&uuml;ssen.<br />Im Feld 4 wird das V'E gegen&uuml;ber der V'CO<sub>2</sub> aufgetragen (Abb. 2). Der schraffierte Korridor zeigt den Normalbefund. Messwerte oberhalb lassen eine Mehrventilation erkennen (Hyperventilation), darunterliegende Werte weisen entsprechend auf eine Minderventilation (Hypoventilation) hin. Da der Begriff &laquo;Hyperventilation&raquo; nach allgemeinem Sprachgebrauch eine &uuml;berm&auml;ssige Ventilation in Bezug auf die Stoffwechselbed&uuml;rfnisse beschreibt (psychische Hyperventilation), sollten in der Spiroergometrie die Begriffe der Mehrund Minderventilation verwendet werden. Eine Mehrventilation kann folglich auf einen pathologischen Prozess hindeuten (vorwiegend im kardiozirkulatorischen Bereich, wie z. B. pulmonale Hypertonie, bei Perfusions-Ventilations-Missverh&auml;ltnissen, Gasaustauschst&ouml;rungen) oder auf eine Hyperventilation psychischer Genese (welche mithilfe der Blutgasanalyse problemlos von Ersterem unterschieden werden kann). Die Mehrventilation kommt in der Steigung der Kurve zum Ausdruck (&laquo;slope&raquo;). Eine flache Steigung wird bei St&ouml;rungen der Atempumpe beobachtet (z. B. neurodegenerative und muskul&auml;re Erkrankungen, alveol&auml;re Hypoventilation anderer Ursache). Im Weiteren kommt hier der Begriff des &laquo;Intercept&raquo; (Schnittpunkt) zur Anwendung. Er beschreibt den Schnittpunkt der Tangente mit der y-Achse. Liegt dieser oberhalb des Nullpunktes (hoher Intercept), so widerspiegelt dies die erh&ouml;hten Werte f&uuml;r EqCO<sub>2</sub> (in der Regel vermehrte Totraumventilation). Damit kann die Kurve in Feld 4 eine steile oder flache Steigung und zus&auml;tzlich eine parallele Verschiebung aufweisen.<br />Das Feld 6 widerspiegelt in Bezug auf das CO<sub>2</sub> dieselben Zusammenh&auml;nge wie das zuvor Besprochene (Abb. 3). Es werden hierbei das V'E und V'CO<sub>2</sub> zum Atem&auml;quivalent zusammengefasst (EqCO<sub>2</sub> = V'E/V'CO<sub>2</sub>) und dies gegen&uuml;ber der Zeit aufgetragen. Analog wird die V'O2 in Beziehung zur V'E gegen&uuml;ber der Zeit aufgetragen. Der Verlauf ist durch eine zunehmende Effizienz der Atmung (EqO<sub>2</sub> wie auch EqCO<sub>2</sub>) von der Ruhe- zur Belastungsphase gekennzeichnet (abfallende Kurve), welches sich mit einer ineffizienteren Atmung bezogen auf den O<sub>2</sub> (VT1) beziehungsweise das CO<sub>2</sub> (VT2) gegen Ende der Belastung &auml;ndert (erneuter Anstieg der Grafen und damit muldenf&ouml;rmiger Verlauf). Damit lassen sich die Vorg&auml;nge der Atemeffizienz in diesem Feld besser als im Feld 4 erkennen. Der tiefste Punkt sollte wie oben erw&auml;hnt &lt; 25 &plusmn; 3 betragen.<br />Im Feld 7 wird das exspiratorische Atemzugvolumen (VTex) gegen&uuml;ber dem V'E aufgetragen (Abb. 4). Hier zeigt sich die Ver&auml;nderung des V'E &uuml;ber die Belastungsphase wie eingangs beschrieben: Zun&auml;chst wird das V'E durch Vergr&ouml;sserung der VTex gesteigert und erst wenn dies nicht mehr m&ouml;glich beziehungsweise nicht effizient ist, wird die Atemfrequenz gesteigert. VTex wird bis etwa 60 % der Vitalkapazit&auml;t gesteigert, die Atemfrequenz in der Regel bis 50 min<sup>&ndash;1</sup>. Diesem Umstand wird Rechnung getragen, indem man von einem Ventilationsmuster spricht. Um dies in der Grafik besser zu erkennen, werden zwei Hilfslinien zur Verf&uuml;gung gestellt. Die obere Linie (Isoplethe als Linie gleicher Zahlenwerte) entspricht einer Atemfrequenz von 20 min<sup>&ndash;1</sup>, die untere von 50 min<sup>&ndash;1</sup>. Zur Beurteilung wird der Kurvenverlauf betrachtet. Wenn sich das V'E mehrheitlich nur durch Steigerung der VTex erreichen l&auml;sst, spricht man von einem obstruktiven Ventilationsmuster, wenn es sich mehrheitlich nur durch Steigerung der Atemfrequenz erreichen l&auml;sst, von einem restriktiven Muster. Bei Letzterer liegen die Messwerte im Bereich der 50er-Isoplethe, beim obstruktiven Muster bei der 20er-Isoplethe. Diese Muster sind streng von den plethysmografischen und spirometrischen Befunden einer obstruktiven oder restriktiven Ventilationsst&ouml;rung zu unterscheiden (z. B. kann ein Patient mit COPD durchaus ein normales Atemmuster aufweisen). Die im Feld 9 gezeigten Partialdr&uuml;cke von O2 und CO2 am Ende der Exspiration (PET O2, PET CO2) werden &uuml;ber die Zeit aufgetragen (Abb. 5). PET O<sub>2</sub> und PET CO<sub>2</sub> verlaufen gegenl&auml;ufig. Zun&auml;chst wird bis zur VT1 das PET CO<sub>2</sub> zunehmen, dann konstant verlaufen, um nach VT<sub>2</sub> wieder abzufallen. Dies widerspiegelt den CO2-Anfall w&auml;hrend der aeroben Phase mit einer respiratorischen Kompensation der Laktatazidose gegen Ende der Belastung und damit dem Abfall des PET CO2. Falls eine Blutgasanalyse erfolgt, k&ouml;nnen die einzelnen Werte nachtr&auml;glich in die Grafik &uuml;bertragen werden. Hierdurch lassen sich die Differenzen der Atemgase zwischen Alveolarluft und arteriellem Blut grafisch erkennen (vgl. Zahlenwerte oben).</p> <p>&nbsp;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Innere_1902_Weblinks_lo_innere_1902_s25_abb2_sigrist.jpg" alt="" width="350" height="530" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Innere_1902_Weblinks_lo_innere_1902_s25_abb3_sigrist.jpg" alt="" width="350" height="491" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Innere_1902_Weblinks_lo_innere_1902_s25_abb4_sigrist.jpg" alt="" width="350" height="447" /></p> <h2>Zusammenfassende Beurteilung</h2> <p>Zur pneumologischen Gesamtbeurteilung ist es wichtig, die einzelnen Felder, die Blutgasanalyse und die EELV-Analyse zu ber&uuml;cksichtigen. Die Erkenntnisse werden nun durch das Zusammenf&uuml;gen der einzelnen Parameter gewonnen und so krankhafte Ver&auml;nderungen durch eine ventilatorische St&ouml;rung, eine Gasaustauschst&ouml;rung oder eine Ventilations-Perfusions-St&ouml;rung erfasst. Ebenso k&ouml;nnen kombinierte St&ouml;rungen differenziert werden. Der Befund l&auml;sst in weiterer Folge R&uuml;ckschl&uuml;sse &uuml;ber die pathophysiologischen Ver&auml;nderungen zu. Diese wiederum werden im klinischen Kontext mit der Katamnese und weiteren Befunden einem oder mehreren Krankheitsbildern zugeordnet. Zum besseren Verst&auml;ndnis soll ein Beispiel geschildert werden:<br /> Bei einer f&uuml;hrend ventilatorischen Limitierung wird sich ein obstruktives Atemmuster im Feld 7, ein fehlendes Absinken des EELV (dynamische &Uuml;berbl&auml;hung) mit eventuell sogar Anstieg des CO<sub>2</sub>-Partialdruckes in der BGA abzeichnen (am Ende der Belastung ventilatorische Insuffizienz bei Annahme einer schweren COPD; siehe auch Abb. 5). Im Feld 4 w&uuml;rde dies durch einen erh&ouml;hten Intercept die vermehrte Totraumventilation erkennen lassen, wobei bei einer steilen Steigung der Kurve zus&auml;tzlich eine pulmonalzirkulatorische Komponente angenommen werden m&uuml;sste (schwere COPD mit pulmonaler Hypertonie). Diese Ver&auml;nderungen werden in Feld 6 deutlich (erh&ouml;hte Lage der Kurven mit fehlendem Absinken der Atem&auml;quivalente unter Belastung). Im genannten Beispiel w&uuml;rde sich dies in Feld 9 nicht charakteristisch in der Kinetik oder dem a-A-CO<sub>2</sub>D erkennen lassen, da hier die Summe der Ventilations- und der Perfusionsst&ouml;rung sowie des Ventilations-Perfusions-Mismatches bei der Kurve PET CO<sub>2</sub> zum Tragen k&auml;me. Durch das Verst&auml;ndnis der einzelnen Felder ist es folglich auch m&ouml;glich, bei kardiovaskul&auml;ren oder anderen Komorbidit&auml;ten das Ausmass der pulmonalen Anteile abzusch&auml;tzen (beispielsweise zus&auml;tzliche Betablocker-Therapie, welche in den Feldern 2 und 5 erkennbar w&auml;re).<br /> Offensichtlich ist die Spiroergometrie ein hervorragendes Instrument, um komplexe Situationen wie Dyspnoe oder Polymorbidit&auml;t zu beurteilen. Alle Eventualit&auml;ten und Kombinationen k&ouml;nnen weder im vorliegenden Artikel noch in der Literatur beschrieben werden. Der Untersucher kommt deshalb nicht umhin, sich vertieft mit allen Aspekten der Spiroergometrie auseinanderzusetzen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Innere_1902_Weblinks_lo_innere_1902_s26_abb5_sigrist.jpg" alt="" width="350" height="528" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Kroidl F et al.: Kursbuch Spiroergometrie. Technik und Befundung verst&auml;ndlich gemacht. 3. Aufl. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2015 <strong>2</strong> Wasserman K et al.: Principles of Exercise Testing and Interpretation. Including Pathophysiology and Clinical Applications. Fifth edition. Lippincott Williams and Wilkins Verlag, Philadelphia, 2011 <strong>3</strong> Palange P et al.: Clinical Exercise Testing. ERS monograph. Published by European Respiratory Society, 2018</p> <p><span style="text-decoration: underline;"><strong>Abk&uuml;rzungen</strong></span></p> <table> <tbody> <tr> <td style="text-align: left;">BGA</td> <td style="text-align: left;">&nbsp;</td> <td style="text-align: left;">Blutgasanalyse</td> </tr> <tr> <td style="text-align: left;">CO<sub>2</sub></td> <td style="text-align: left;">&nbsp;</td> <td style="text-align: left;">Kohlendioxid</td> </tr> <tr> <td style="text-align: left;">EELV</td> <td style="text-align: left;">&nbsp;</td> <td style="text-align: left;">End-exspiratorisches Lungen-Volumen</td> </tr> <tr> <td style="text-align: left;">EqCO<sub>2</sub></td> <td style="text-align: left;">&nbsp;</td> <td style="text-align: left;">Atem&auml;quivalent f&uuml;r Kohlendioxid</td> </tr> <tr> <td style="text-align: left;">EqO<sub>2</sub></td> <td style="text-align: left;">&nbsp;</td> <td style="text-align: left;">Atem&auml;quivalent f&uuml;r Sauerstoff</td> </tr> <tr> <td style="text-align: left;">FRC</td> <td style="text-align: left;">&nbsp;</td> <td style="text-align: left;">Funktionelle Residualkapazit&auml;t</td> </tr> <tr> <td style="text-align: left;">IC</td> <td style="text-align: left;">&nbsp;</td> <td style="text-align: left;">Inspiratorische Kapazit&auml;t</td> </tr> <tr> <td style="text-align: left;">MMV</td> <td style="text-align: left;">&nbsp;</td> <td style="text-align: left;">Maximal Voluntary Ventilation</td> </tr> <tr> <td style="text-align: left;">O2</td> <td style="text-align: left;">&nbsp;</td> <td style="text-align: left;">Sauerstoff</td> </tr> <tr> <td style="text-align: left;">PET</td> <td style="text-align: left;">&nbsp;</td> <td style="text-align: left;">Partialdruck End Tidal</td> </tr> <tr> <td style="text-align: left;">TLC</td> <td style="text-align: left;">&nbsp;</td> <td style="text-align: left;">Totale Lungenkapazit&auml;t</td> </tr> <tr> <td style="text-align: left;">VC</td> <td style="text-align: left;">&nbsp;</td> <td style="text-align: left;">Vitalkapazit&auml;t</td> </tr> <tr> <td style="text-align: left;">V'CO<sub>2</sub></td> <td style="text-align: left;">&nbsp;</td> <td style="text-align: left;">Kohlendioxidabgabe</td> </tr> <tr> <td style="text-align: left;">V'E</td> <td style="text-align: left;">&nbsp;</td> <td style="text-align: left;">Atemminutenvolumen</td> </tr> <tr> <td style="text-align: left;">V'O<sub>2</sub></td> <td style="text-align: left;">&nbsp;</td> <td style="text-align: left;">Sauerstoffaufnahme</td> </tr> <tr> <td style="text-align: left;">VT</td> <td style="text-align: left;">&nbsp;</td> <td style="text-align: left;">Ventilatory Threshold</td> </tr> <tr> <td style="text-align: left; vertical-align: top;">VTex</td> <td style="text-align: left;">&nbsp;</td> <td style="text-align: left;">Exspiratorisches Atemzugvolumen<br />(Tidalvolumen)</td> </tr> </tbody> </table> </div> </p>
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