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Chancen der Qualitätsentwicklung in der stationären Versorgung
Jatros
Autor:
Margarita Amon, MSc
Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz, Wien<br> E-Mail: margarita.amon@sozialministerium.at
Autor:
Univ.-Prof. Ing. Dr. Gerhard Stark
Ärztlicher Direktor der Ordensprovinz Barmherzige Brüder<br> Facharzt für innere Medizin/ Angiologie/Intensivmedizin, Wien<br> E-Mail: gerhard.stark@bbprov.at
30
Min. Lesezeit
14.03.2019
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<p class="article-intro">Das System A-IQI basiert auf dem Beschluss der Gesundheitskommission 2011. Es nutzt Indikatoren zur Ermittlung von Au älligkeiten und das Peer-Review-Verfahren zur Identifi kation von Optimierungspotenzial.</p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Das System A-IQI wird in enger Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlichen Gesellschaften betrieben.</li> <li>A-IQI kann direkt Änderungen im LKF-System erwirken.</li> <li>Hoher Umsetzungsgrad der vorgeschlagenen Maßnahmen durch Einbezug aller Entscheidungsträger in den Peer- Review-Prozess.</li> <li>Veröffentlichung von Qualitätsdaten auf zwei Ebenen: Expertinnen und Experten (jährlicher A-IQI-Bericht); Bürgerinnen und Bürger (www.kliniksuche.at).</li> </ul> </div> <p>Durch A-IQI können Schwachstellen in der gesamten Behandlung ( Strukturen, Prozesse, medizinische Themen) identifiziert werden. Die IQI werden in Österreich, Deutschland und der Schweiz angewandt. Dies ermöglicht einen Dreiländer-Vergleich der Ergebnisse.</p> <h2>Organisation</h2> <p>Entscheidungen über Indikatoren, Peer- Review-Verfahren und die Weiterentwicklung des Systems an sich werden in der A-IQI-Steuerungsgruppe getroffen. Die Entwicklung und Weiterentwicklung der Indikatoren finden im Wissenschaftlichen Beirat unter Einbeziehung von Expertinnen und Experten aus den Wissenschaftlichen Gesellschaften statt. Dem Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz, der Abteilung für Qualität im Gesundheitssystem, Gesundheitssystemforschung, obliegt die Organisation des Systems.</p> <h2>Indikatoren</h2> <p>Die Qualitätsindikatoren werden anhand von Krankheitsbildern oder Operationen gebildet. Sie beinhalten ein breites Spektrum von häufigen Standardbehandlungen bis zu hochkomplexen Eingriffen und Krankheitsbildern. Derzeit werden sie in der Version 5.1 verwendet. Datengrundlage für die Berechnungen der A-IQI ist die Routinedokumentation der Krankenhäuser (Leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierung, LKF).<br /> Im Bereich der Lunge sind die drei Themenbereiche Pneumonie, COPD und thoraxchirurgische Eingriffe abgebildet. Ein Auszug aus den Indikatoren findet sich in Tabelle 1.<br /> Um die beiden Krankheitsbilder besser abzubilden, wurden 2017 Änderungen im LKF-System vorgenommen:</p> <ul> <li>Pneumonie: Unterscheidung zwischen „community-acquired pneumonia“ und „hospital-acquired pneumonia“</li> <li>COPD: Einstufung nach FEV<sub>1</sub></li> </ul> <h2><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Pneumo_1901_Weblinks_jatros_pneumo_1901_s19_tab1.jpg" alt="" width="600" height="784" /></h2> <h2>Peer-Review-Verfahren</h2> <p>Die Bearbeitung der einzelnen Themengebiete in Peer-Review-Verfahren erfolgt nach jährlich festgelegten Schwerpunkten. Bisherige und kommende Themenschwerpunkte:</p> <ul> <li>2013: Herzinfarkt, Pneumonie, Schenkelhalsfraktur</li> <li>2014: Cholezystektomie, Schlaganfall</li> <li>2015: Hysterektomie, Hernienoperation, Hüftendoprothesenrevision, Linksherzkatheter</li> <li>2016: Gefäßchirurgie, Herzchirurgie, Urologie</li> <li>2017: kolorektale Operationen, Operationen an der Lunge, Intensiv/Beatmung</li> <li>2018: hüftgelenknahe Frakturen</li> <li>Derzeit: Magenoperationen</li> <li>2020: Pneumonie, COPD, Herzinsuffizienz</li> </ul> <p>Die einzelnen Verfahren werden im Krankenhaus von externen, unabhängigen, erfahrenen und geschulten Primarärztinnen und -ärzten (Peers) durchgeführt. Das Peer-Review-Team besteht aus drei bis fünf Peers aus unterschiedlichen Fachrichtungen und bewertet die zentral ausgewählten Fälle anhand von definierten Kriterien. Das Herzstück des Verfahrens sind die gemeinsame Diskussion der Einzelfälle mit den Primarärztinnen und -ärzten vor Ort und anschließend eine gemeinsame Festlegung von Verbesserungsmaßnahmen. Im darauffolgenden Abschlussgespräch sind auch alle weiteren Entscheidungsträger (Gesundheitsfonds, Krankenanstaltenträger) vor Ort.<br /> Jedes Jahr im Herbst werden die gesamten Ergebnisse aus den Verfahren im Peer- Review-Follow-up gemeinsam mit allen Entscheidungsträgern, Betroffenen und Wissenschaftlichen Gesellschaften diskutiert und bundesweite Verbesserungsmaßnahmen festgelegt.<br /> Dies ist ein Auszug der medizinischen Verbesserungsmöglichkeiten aus dem Schwerpunkt Operationen an der Lunge (Jahr 2017):</p> <ul> <li>präoperative Optimierung des Ernährungszustandes bei Tumorpatientinnen und -patienten</li> <li>multidisziplinäre, präoperative Risikoevaluierung in nachweisbarer Form</li> <li>vermehrt VATS, auch bezüglich vermehrter Rethorakotomien</li> <li>Erarbeitung von „standard operating procedures“ (SOPs)</li> <li>postoperatives Management, z. B. Intubation postoperativ, Aufenthaltsdauer in der Intensivstation, Notwendigkeit des zentralen Venenkatheters und Dauerkatheters, Häufigkeit des postoperativen Röntgens, Zeitpunkt für Drainentfernung</li> <li>Schmerzmanagement</li> <li>Antibiotikamanagement</li> <li>Mindestfrequenz der Beurteilung des Schmerzempfindens der Patientinnen und Patienten mittels VAS- oder NRSSkala an Frequenz der Analgetikagabe anpassen</li> </ul> <h2>Monitoring</h2> <p>Um die Nachhaltigkeit von A-IQI zu gewährleisten, werden folgende Fragestellungen mithilfe eines Monitorings abgearbeitet:</p> <ul> <li>Wie ist der Umsetzungsgrad der vorgeschlagenen Peer-Review-Maßnahmen? (Maßnahmen-Monitoring)</li> <li>Wie wirksam sind diese vorgeschlagenen Peer-Review-Maßnahmen? (Ergebnis- Monitoring)</li> </ul> <p>Das Maßnahmen-Monitoring basiert auf den standardisierten Protokollen aus den einzelnen Peer-Review-Verfahren, welche alle vereinbarten Verbesserungsmaßnahmen mit Umsetzungszeitrahmen beinhalten. Der Umsetzungsgrad und die genaue Art der Umsetzung sind Teil des Maßnahmen- Monitorings.<br /> Eine wesentliche Frage neben dem Grad der Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen ist, wie sich das Qualitätsindikatoren- Ergebnis eines Krankenhauses nach einem Peer-Review-Verfahren entwickelt. Genau dieser Fragestellung widmet sich das Ergebnis- Monitoring, das diese Entwicklung des ursprünglichen Qualitätsindikatoren- Ergebnisses über mehrere Jahre beobachtet. Dies ist nur in Verbindung mit dem Maßnahmen-Monitoring sinnvoll.<br /> Beispiel für das Monitoring zum Schwerpunktthema 2012 Schenkelhalsfraktur:</p> <ul> <li>Maßnahmen-Monitoring: Es wurden in den 16 Peer-Review-Verfahren insgesamt 85 Maßnahmen vereinbart, von denen bisher 78 umgesetzt wurden. (Umsetzungsgrad 92 %)</li> <li>Ergebnis-Monitoring: In 8 Krankenhäusern ist das Ergebnis bereits „nicht auffällig“ bzw. „nicht signifikant auffällig“. In 2 Krankenhäusern wird das Krankheitsbild aufgrund eines geänderten Versorgungsauftrages nicht mehr behandelt. In 4 Einrichtungen wurde aufgrund des gleichbleibenden „statistisch signifikanten Ergebnisses“ 2017 ein Re- Peer-Review-Verfahren durchgeführt.</li> </ul> <h2>www.kliniksuche.at</h2> <p>Ziel ist es, die Bevölkerung in Vorbereitung auf einen Krankenhausaufenthalt über eine neutrale Plattform mit verständlich aufbereiteten Informationen bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen. Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige sollen in der Lage sein, in Eigen verantwortung zu agieren und sich bestmöglich auf einen bevorstehenden Krankenhausaufenthalt vorzubereiten. Die Informationen auf kliniksuche.at werden aus den Krankenhausroutinedaten (LKF), aus den Daten der Plattform „Qualitätsberichterstattung“, die in regelmäßigen Abständen von allen Krankenhäusern mit Informationen befüllt wird, und den Daten des österreichischen Spitalskompasses generiert. Folgende Informationen sind aktuell abrufbar:</p> <ul> <li>Informationen zu Leistungen & Diagnosen,</li> <li>Informationen zu Abteilungen & Ambulanzen</li> <li>Informationen zu Krankenhäusern</li> </ul> <p>In „Leistungen & Diagnosen“ sind derzeit 32 Themengebiete, das sind zwei Drittel aller Operationen, beinhaltet und sie werden regelmäßig erweitert. Die Darstellung und Bewertung erfolgen je Krankenhaus in den folgenden Kategorien:</p> <ul> <li>Anzahl Fälle</li> <li>Kriterien für den Aufenthalt</li> <li>Allgemeine Kriterien</li> </ul> <p>In „Anzahl Fälle“ wird die Anzahl an durchgeführten Operationen/Eingriffen pro Jahr für den ausgewählten Behandlungsanlass ausgewiesen und im Bundesvergleich bewertet. Datenquelle ist die Leistungsdokumentation (LKF) der Krankenhäuser. In der Kategorie „Kriterien für den Aufenthalt“ werden je nach Behandlungsanlass eine oder mehrere Kennzahlen ausgewiesen (Verweildauer in Tagen, Operationstechnik, Tagesklinikanteil). In der Kategorie „Allgemeine Kriterien“ wird die Frage beantwortet, ob und wie viele bestimmte Instrumente zur Qualitätssicherung im jeweiligen Krankenhaus zur Anwendung kommen. Datenquelle ist die „Qualitätsberichterstattung“ der Gesundheit Österreich GmbH. 2019 werden die Themen Herzinfarkt, hüftgelenknahe Frak tur, Linksherzkatheter, Prothesenrevisionen und OP an der Lunge ergänzt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Pneumo_1901_Weblinks_jatros_pneumo_1901_s19_abb1.jpg" alt="" width="600" height="310" /></p></p>
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<p>bei den Verfassern</p>
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