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Asthma bronchiale: neue Daten zu Biologikatherapien
Jatros
Autor:
Reno Barth
30
Min. Lesezeit
12.07.2018
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<p class="article-intro">Zu Dupilumab und Tralokinumab wurden beim Kongress der American Thoracic Society (ATS) aktuelle Studiendaten präsentiert und publiziert. Während Dupilumab eine signifikante Reduktion des oralen Steroidbedarfs bei schwerem Asthma ermöglichte, verfehlte Tralokinumab einen weiteren primären Endpunkt.</p>
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<p class="article-content"><p>Dupilumab ist ein vollhumaner monoklonaler Antikörper, der an die Alpha-Untereinheit des Interleukin-4-Rezeptors und des Interleukin-13-Rezeptors bindet und dadurch die biologischen Effekte der Zytokine Interleukin-4 und Interleukin-13 blockiert. Dupilumab ist aktuell bei der mittelschweren bis schweren atopischen Dermatitis zugelassen. Studien in anderen Indikationen laufen – unter anderem in der Indikation steroidabhängiges schweres Asthma bronchiale. Bedarf an neuen Therapien besteht weiterhin. Denn, wie Prof. Dr. Klaus Rabe von der LungenClinic Großhansdorf ausführt, benötigen rund 45 % der Patienten mit schwerem Asthma systemische Kortiko­steroide, um ihre Erkrankung zu kontrollieren. Dies führt langfristig zu signifikanten Toxizitäten, und Optionen zur Reduktion des Steroidbedarfs werden daher dringend benötigt.<br />In die Phase-III-Studie LIBERTY ASTHMA VENTURE wurden 210 Patienten mit schwerem Asthma aufgenommen (103 im Dupilumab-Arm und 107 im Placebo-Arm), die in den 6 Monaten vor Einschluss in die Studie regelmäßig orale Kortikosteroide einnehmen mussten. Die Studie untersuchte die Fragestellung, ob und wie weit sich durch Dupilumab der Steroidbedarf in dieser schwierig zu behandelnden Population reduzieren lässt. Die 24-wöchige randomisierte Phase der Studie war gegliedert in eine Induktionsphase, eine Phase der Steroidreduktion und eine Erhaltungsphase. Über 24 Wochen wurde die Überlegenheit von Dupilumab im Vergleich zu Placebo demonstriert. Durch Zugabe von Dupilumab zu den Standardtherapien sank der Bedarf an oralen Kortikosteroiden (OCS) signifikant um durchschnittlich 70,1 % im Vergleich zu 41,9 % unter Placebo. Damit war der primäre Endpunkt erreicht. Die Chance, auf eine Prednisolon-Dosis von weniger als 5mg/d zu kommen, war unter Dupilumab viermal höher als unter Placebo.<br />Rabe unterstreicht nicht zuletzt die klinisch bedeutsamen sekundären Endpunkte. So war unter Dupilumab die Rate an schweren Exazerbationen um 59,3 % geringer als unter Placebo, was einer Exazerbationsrate von 0,65 pro Jahr entsprach. Rabe weist auch auf die beträchtliche Wirkung auf die Lungenfunktion (FEV1) hin, die sich unter Dupilumab im Vergleich zu Placebo signifikant und über 24 Wochen stabil um 220ml verbesserte. Die Effekte waren bei Patienten mit erhöhten Blut-Eosinophilen und/oder erhöhtem FeNO (fraktioniertem exhaliertem Stickstoffmonoxid) deutlicher, allerdings auch bei Patienten ohne diese Marker signifikant. LIBERTY ASTHMA VENTURE wurde prominent im „New England Journal of Medicine“ publiziert.<sup>1</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Pneumo_1803_Weblinks_s12_1.jpg" alt="" /></p> <h2>IL-13-Pathway in der Therapie des eosinophilen Asthma</h2> <p>Tralokinumab ist ein weiterer gegen Interleukin 13 gerichteter humaner Antikörper, der für die Behandlung von Asthma und anderen inflammatorischen Erkrankungen entwickelt wurde. Tralokinumab wird im Rahmen des ATMOSPHERE-Studienprogramms evaluiert. Die von Prof. Dr. Richard Russell von der University of Leicester präsentierte Studie MESOS untersuchte die Wirkung von Tralokinumab auf die Inflammation der Atemwege. MESOS war eine multizentrische, randomisierte, doppelblinde Phase-II-Studie, in die Patienten mit unzureichend kontrolliertem moderatem bis schwerem Asthma eingeschlossen waren. Die Patienten erhielten Tralokinumab (300mg) oder Placebo subkutan alle zwei Wochen. Primärer Endpunkt war die Veränderung der Eosinophilenzahl in Bronchialbiopsaten von Behandlungsbeginn bis Woche 12.<br />Die Studie verfehlte allerdings ihren primären Endpunkt. Tralokinumab beeinflusste die Eosinophilenzahl in der Bronchialschleimhaut im Vergleich zu Placebo nicht signifikant. Ebenso zeigte es keine Wirkung auf die Eosinophilenzahl in Blut oder Sputum. Signifikant reduziert wurden allerdings die Konzentration von FeNO und die IgE-Konzentration im Blut. Unerwünschte Wirkungen waren in der Tralokinumab-Gruppe häufiger als unter Placebo. Die Autoren schließen aus diesen Daten, dass IL-13 keine entscheidende Bedeutung für die eosinophile Entzündung der Atemwege im Rahmen des moderaten bis schweren Asthmas hat. Die Studie wurde in „Lancet Respiratory Medicine“ publiziert.<sup>2</sup> Tralokinumab verfehlte bereits in anderen Studien des ATMOSPHERE-Programms den primären Endpunkt. So zeigte es beispielsweise in STRATOS 2 keine signifikante Wirkung auf die Häufigkeit von Exazerbationen.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: American Thoracic Society (ATS) International Conference, 18. bis 23. Mai 2018, San Diego/USA
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Rabe KF et al.: N Engl J Med 2018. [Epub ahead of print] <strong>2</strong> Russel RJ et al.: Lancet Respir Med 2018. [Epub ahead of print] <strong>3</strong> Panettieri RA Jr et al.: Lancet Respir Med 2018. [Epub ahead of print]</p>
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