
Handrejuvenation – Verjüngungsmaßnahmen an Haut und Unterhautgewebe
Autor:
Dr. Roland Resch
Facharzt für allgemeine Chirurgie, Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie, Wien
E-Mail: praxis@dr-resch.com
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Der Alterungsprozess macht auch vor den Händen nicht halt. Sichtbare Veränderungen der Haut, Atrophie der Haut, des subkutanen Fettgewebes und der interossären Muskulatur führen zu typischen Veränderungen. Ganz intuitiv sind wir sehr gut darin, das Alter eines Menschen beim Blick auf die Hände abzuschätzen. Daher erklärt sich das zunehmende Interesse an Rejuvenationmaßnahmen auch für Hände.
Der natürliche Alterungsprozess führt zu Veränderungen der Qualität und Textur der Haut und zur Atrophie der Weichteile, wie Fett und Muskulatur, was zu einer stärkeren Sichtbarkeit von Venen, Strecksehnen, Knochen und Gelenken führt. Der Alterungsprozess führt also zu zweierlei Veränderungen: 1. Atrophie der Dermis sowie Verminderung der Hautqualität durch lebenslange Sonnenexposition und 2. Atrophie von Fett, Faszien und den M. interossei.
Die Dicke des Handrückens nimmt durchschnittlich von 3,12mm im jungen Erwachsenenalter auf 1,6 mm bei Personen über 45 Jahre ab. Die Hautdicke selbst nimmt von 1,2mm bei 25-Jährigen auf 0,75mm bei 70-Jährigen ab, parallel dazu verringern sich die Quantität und Qualität der kollagenen und elastischen Fasern. Die Atrophie der Weichteile führt zu den charakteristischen Konkavitäten zwischen den Ossa metacarpalia (Mittelhandknochen). Zusätzlich bestehen in den meisten Fällen in unterschiedlicher Ausprägung Lentigines, Dyschromie, raue und trockene Haut sowie seborrhoische und/oder aktinische Keratosen. Die Handästhetik und Hautqualität werden durch intrinsische genetische Faktoren oder rheumatologische Erkrankungen und extrinsische Faktoren, wie Nikotinabusus, Alkohol, Sonnenexposition oder das Ausgesetztsein gegenüber chemischen Substanzen beeinflusst.1,2,4
Rejuvenationsmaßnahmen
Die Rejuvenationmaßnahmen bei vielen Zeichen des Alterns erfolgen über einen sorgfältig für jeden Patienten erarbeiteten Stufenplan, wodurch am besten die für den jeweiligen Patienten dringlichsten Problemfelder behandelt werden können. Üblicherweise empfiehlt es sich, bei der Epidermis und Dermis zu beginnen und sich dann in die Tiefe vorzuarbeiten.4
Indikationen
Seborrhoische Keratosen
Sie können mit einem Elektrokauter auf sehr niedriger Einstellung leicht angetippt werden, werden dann weiß und fallen nach einigen Tagen ab.4 Sie können ebenso in Lokalanästhesie mit dem scharfen Löffel abgetragen werden. Es schließt sich eine offene Wundbehandlung an, die Abheilung erfolgt üblicherweise narbenfrei.
Venen
Die Entfernung von Venen ist nach Behebung eines Volumendefizits oft unnötig. Durch die Behandlung mit Hyaluronsäure oder Fett verschwinden vorher deutlich sichtbare Venen oft sogar oder zeigen ein natürliches Gefäßbild. Wenn prominente Venen ein bleibendes Problem darstellen, können sie durch Sklerotherapie, chirurgisch oder mit Laser behandelt werden. Die Sklerotherapie, auch wenn sie als Schaumsklerosierung angewendet wird, kann Hämosiderineinlagerungen in der Haut hinterlassen, die Monate bestehen bleiben können. Eine endovasale Laserbehandlung ist ebenso eine Therapieoption, allerdings muss hier auf die Vermeidung von thermischen Schäden an der Umgebung geachtet werden, wie an Sehnen, Nerven, Muskulatur und Haut.4
Aktinische Keratosen
Es gibt zahlreiche Behandlungsoptionen bei aktinischen Keratosen (AK), wie flüssiger Stickstoff oder 5-FU-haltige Cremen, Imiquimod. Die Behandlung mit Stickstoff verursacht Blasen und kann Hypopigmentationen zurücklassen. Die topischen Substanzen können zu offenen Stellen führen, die eine längere Abheilungszeit erfordern. Eine sehr effektive Methode ist die PDT (photodynamische Therapie). Dabei wird Levulan in einer Schicht über den ganzen entfetteten Handrücken verteilt und (bei sehr dicken AK in einer weiteren Schicht) eine Stunde inkubiert. Die Aktivierung erfolgt mit „intense pulsed light“ (IPL) oder „blue light“. AK treten häufig auch mit Lentigines auf, die PTD behandelt beides in einer Sitzung. Oft ist nur eine Sitzung erforderlich, bei ausgeprägten Befunden können jedoch 2–4 Behandlungen nötig sein. Die Heilung dauert normalerweise 2 Wochen, es können Verkrustungen und Rötungen auftreten.4
Lentigines
Lentigines oder braune Flecken sind die häufigsten kutanen Veränderungen. Sie können mit Laser behandelt werden, die auf das Pigment abzielen. Beispiele hierfür sind „Q-switched alexandrit laser“ (755nm), „Q-switched ruby laser“ (694nm) oder „frequency-doubled Q-switched Nd:YAG laser“ (532nm). Je kürzer die Wellenlänge, desto höher das Risiko für Halo-Hypopigmentation.4
Methoden zur Hautverjüngung, Hautstraffung, Hautbildverbesserung
„Platelet-Rich Plasma“ (PRP)
Es enthält zahlreiche Wachstumsfaktoren, Zytokine und Adhäsionsmoleküle, wie Fibrin, Fibronektin und Vitronektin. Dem Plasma werden zahlreiche positive Eigenschaften in der Wundheilung von Knochen, Weichteilen und auch im Bereich von chronischen Wunden zugeschrieben. Auch in der Ästhetik und für die Behandlung der androgenetischen Alopezie wird PRP verwendet. Es wird in oder direkt unter die Haut injiziert oder über eine durch Laser oder Microneedling durchbrochene Hautbarriere eingebracht.7
Microneedling
Diese revolutionäre und bewährte Methode zur Hautverjüngung und -straffung führt zu einer enormen Verbesserung des Hautbilds. Mithilfe eines elektronisch gesteuerten Derma-Pens werden auf natürliche Weise die körpereigenen und natürlichen Mechanismen zur Hauterneuerung und Verjüngung intensiv aktiviert, was bedeutet, dass sich die Haut durch den Aufbau von neuem Gewebe, beschleunigter und erhöhter Kollagenproduktion und der Entstehung von neuen elastinen Fasern von innen her regeneriert. Die Behandlung kann beliebig oft wiederholt werden.
Chemisches Peeling
Das chemische Peeling war und ist die kostengünstigste Methode, um milde Pigmentveränderungen zu behandeln. Es kann als oberflächliches, intermediäres oder tiefes Peeling angewendet werden. Die am häufigsten verwendeten Substanzen sind Fruchtsäure, Jessner-Lösung (Salizylsäure 14g, Resorcin 14g, Milchsäure 14g und Ethanol 96% ad 100ml) oder TCA, wobei hier niedrigere Konzentrationen (10–15%) verwendet werden, um eine Narbenbildung oder dauerhafte Verfärbungen zu vermeiden. Außerdem hat die Haut hier weniger Adnexe und eine relativ dünne Epidermis und Dermis. So können ein zu auffälliger Übergang von der Hand auf den Unterarm und auch ein persistierendes Erythem vermieden werden.4
Laser
Ein aggressiverer Ansatz, die Hand bzw. die Epidermis zu verjüngen und auch Lentigines zu verbessern, ist die Behandlung mit Laser. Heute wird hierzu üblicherweise eine fraktionierte Laserbehandlung eingesetzt, was zu deutlich weniger Narbenbildung und Dyschromie führt und den zusätzlichen Benefit hat, die allgemeine Textur und Qualität der Haut zu verbessern. Meist werden für eine Behandlung Energien von 30–40mJ verwendet.4
Methoden zum Volumenaufbau
Hyaluronsäure – Restylane® Lyft
Diese Methode wurde 2018 von der FDA zur Handverjüngung zugelassen. Hierbei wird ein 5-Stufen-Plan empfohlen, um möglichst gleichbleibende Ergebnisse bei größtmöglicher Patientensicherheit zu erreichen:3
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20 min. Anwendung von topischem Lidocain 2,5% und Prilocain 2,5%
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Beide Hände werden mit alkoholischer Lösung desinfiziert.
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Die dorsalen „webspaces“ werden mit jeweils 0,5 ml Restylane aufgefüllt. Die Injektionen werden durchgeführt, indem die Haut zeltförmig aufgespannt und senkrecht dazu eingestochen wird, in der oberflächlichen und intermediären Schicht, damit eine Verletzung von Venen oder der Strecksehnen vermieden wird. Es werden kleine Volumina über mehrere Einstiche pro „webspace“ eingebracht.
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Ultraschallgel wird verwendet, um die Hyaluronsäure gut einzumassieren und gleichmäßig zu verteilen.
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Beide Hände werden beurteilt, auch in Hinblick auf die Handfunktion, ein „touch-up“ mit anschließender Massage kann jetzt erfolgen.
Üblicherweise werden 2ml pro Seite verwendet. Die Haltbarkeit beträgt ca. 6 Monate, was aber von Patient zu Patient variiert.3
Fat Grafting
2002 erschien das Landmark-Paper von Coleman über eine detaillierte Methode zu der strukturierten OP-Methode Lipofilling/Liposculpturing. Die Technik besteht aus vielen Passes mit einer stumpfen Kanüle, wobei zahlreiche kleine Fettdepots (Microdroplets) abgesetzt werden. Die Fettverteilung im Handrücken kann in 3Ebenen erfolgen: oberflächlich, intermediate, tief, wobei die Ebenen durch Faszien getrennt sind.1,6
Chirurgisches Handlifting
Diese Technik sollte aufgrund der Sichtbarkeit und Narbenbildung und der zahlreichen anderen zur Verfügung stehenden Methoden, welche auch gut kombiniert werden können, heute keine Anwendung mehr finden. Diesbezüglich besteht auch fächerübergreifend weitgehender Konsens.
Follow-up: topische Behandlungen der Haut
Die Patienten werden mit Empfehlungen zur Nachbehandlung entlassen. Konsequenter Sonnenschutz bei allen Outdoor-Aktivitäten ist oberstes Gebot. Es kann auch sinnvoll sein, Handschuhe zu tragen, wenn Sport im Freien erfolgt. Zusätzlich werden lokal Antioxidanzien wie Vitamin C oder Grünteeextrakt verwendet. In der Nacht kann zusätzlich eine Retinolcreme verwendet werden.4
Literatur:
1 Conlon CJ et al.: Fat grafting for hand rejuvenation. Semin Plast Surg 2020; 34: 47-52 2 Simonacci F et al.: Procedure, applications and outcomes of autologous fat grafting. Annals of Medicine and Surgery 2017; 20: 49-60 3 Khosravani N et al.: The 5-step filler hand rejuvenation: filling with hyaluronic acid. Plast Reconstr Surg Glob Open 2019; 7(1):e2073 4 Shamban AT: Combination hand rejuvenation procedures. Aesthet Surg J 2009; 29(5): 409-13 5 Moradi A et al.: A prospective, multicenter, randomized, evaluator blinded, split-hand study to evaluate the effectiveness and safety of large-gel-particle hyaluronic acid with lidocaine for the correction of volume deficits in the dorsal hand. Plast Reconstr Surg 2019; 144: 586e-96e 6 Weiss DD, Carraway JH: Hand rejuvenation. Aesthet Surg J 2004; 24(6): 567-73 7 Ramaswamy Reddy SH et al.: Stem-cell therapy and platlet-rich plasma in regenerative medicines: A review on pros and cons of the technologies. J Oral Maxillofac Pathol 2018; 22(3): 367-74 8 Bidic SM et al.: Dorsal hand anatomy relevant to volumetric rejuvenation. Plast Reconstr Surg 2010; 126: 163-8