Von Fillern und Fäden
Bericht:
Jasmin Gerstmayr, MSc
Review von:
Dr. med. Roberta Vasconcelos-Berg
Leiterin ästhetische Dermatologie
Margarethenklinik
Universitätsspital Basel
E-Mail: roberta.vasconcelos-berg@usb.ch
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Der Trend zu einem jugendlichen und frischen Aussehen ist ungebrochen. Mit dem sachgemässen Einsatz von Fillern und Fäden stehen Fachärzten für ästhetische Dermatologie zwei potente Werkzeuge zur Verfügung, um ihren Patienten zu einer zufriedenstellenden Optik zu verhelfen. Die richtige und nebenwirkungsarme Anwendung erfordert jedoch ein tiefgreifendes Verständnis der Gesichtsanatomie und einiges an Übung.
Keypoints
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Fillerbehandlung und Fadenlifting können sowohl in der Verjüngung, Verschönerung als auch in der Korrektur von Asymmetrien Einsatz finden.
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Die Kontraindikationen beider Techniken unterscheiden sich nicht wesentlich voneinander.
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Für optimale Ergebnisse und das Vermeiden von Nebenwirkungen sind fundierte Kenntnisse der Gesichtsanatomie von grosser Bedeutung, ebenso wie eine solide Aus- und kontinuierliche Weiterbildung des behandelnden Arztes.
Um Filler und Fäden adäquat anwenden zu können, ist ein grundlegendes Verständnis des natürlichen biologischen Alterungsprozesses unabdingbar. Allseits bekannt ist der Verlust des hauteigenen Kollagens sowie der natürlichen Pigmentierung der Epidermis bei fortschreitender Hautalterung. Es gilt jedoch zu beachten, dass auch subkutane Strukturen wie Knochen, Muskeln und Bänder dem menschlichen Alterungsprozess erliegen.
Die Schädelknochen sinken ein, was besonders an vertieften Augenringen erkennbar wird. Die Bänder werden lockerer und atroph; die fetthaltigen Kompartimente verlieren an Volumen und schrumpfen. Insgesamt verliert das Gesicht dadurch seine jugendliche Dreiecksform. Um einen Verjüngungseffekt zu erzielen, ist es also oftmals nicht ausreichend, nur oberflächliche Teile des Gesichtes zu behandeln.
Filler und Fäden haben eine Vielzahl gemeinsamer Anwendungsgebiete, darunter fallen:
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Verjüngung
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Verschönerung
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Korrektur von Asymmetrien
Zudem wird mit Fillern vor allem Volumenaufbau, mit Fäden Lifting assoziiert. An die Möglichkeit, mit Fillern einen liftenden Effekt zu erzielen, wird kaum gedacht – doch es ist machbar. Dabei gilt es zu beachten, die Filler hinter der sogenannten «line of ligaments» zu injizieren, welche in der Publikation von Casabona G et al. 2020 im «Journal of Cosmetic Dermatology» sehr anschaulich dargestellt wird. Diese «line of ligaments» zu beachten, ist auch bei Fadenliftings äusserst hilfreich.
Fillerbehandlung
Man unterscheidet drei Arten von Fillern: permanente (Polymethylmethacrylat, ultrareines Silikon), semipermanente (Biostimulatoren: Kalziumhydroxylapatit, Poly-L-Milchsäure) und nicht permanente (quervernetzte Hyaluronsäure [«hyaluronic acid», HA]). Im Folgenden sei auf den weltweit am häufigsten benutzten Filler eingegangen: die HA. Indiziert ist diese vor allem zum Wiederherstellen von Volumen (Abb. 1), zum Lifting und zur Erzeugung von Symmetrie. Die Dosierung von HA sollte genau abgewogen werden, um eine Überbehandlung zu vermeiden.
Abb. 1: Wiederherstellen von Volumen im Augenbereich mittels HA bei einem Patienten mittleren Alters
Bei der Injektion sind meist Kanülen gegenüber Nadeln vorzuziehen, da dadurch das Risiko für das Durchstossen einer Arterienwand vermindert werden kann. Zusätzlich sind dicke Kanülen ≥ 25 Gauge empfehlenswert. Mögliche Arten der Injektion sind u.a. die Lineartechnik (Tunneltechnik), bei welcher der Einstich schräg bis tangential zur Hautoberfläche erfolgt und HA unter Zurückziehen der Nadel eingebracht wird, sowie die Fächertechnik. Bei dieser erfolgt der Einstich in einem Winkel von etwa 45 Grad, die HA-Substanz wird beim Zurückziehen injiziert.
Absolute Kontraindikationen einer HA-Filler-Behandlung stellen aktive Infektionen (z.B. Herpes oder Akne) an der Injektionsstelle, systemische und Atemwegs-Infektionserkrankungen zum Behandlungszeitpunkt, Krankengeschichte mit Anaphylaxie nach HA-Behandlung, aber auch unrealistische Erwartungen dar. Zu den relativen Kontraindikationen zählen die Anwendung von Antikoagulanzien (besonders bei Einsatz von Nadeln), Autoimmunerkrankungen, zahnärztliche Interventionen, die in den nächsten 15 Tagen nach der Fillerbehandlung geplant sind, Krankengeschichte mit granulomatösen Reaktionen auf HA sowie der behandelnden Ärztin unbekannte Filler an der Stelle, die behandelt werden soll.
Nebenwirkungen können u.a. in Form von Infektionen, Hypersensitivitätsreaktionen, Granulombildung, Erythemen und Ekchymose auftreten. Schwere Nebenwirkungen wie Embolisation und Ödembildung sind selten. Präventivmassnahmen sind z.B. eine genaue Kenntnis der menschlichen Anatomie (sehr wichtig!), langsames Injizieren und – wie bereits erwähnt – die Anwendung von Kanülen.
Fadenlifting
Das derzeit sehr populäre Fadenlifting kann an verschiedenen Körperstellen Anwendung finden, im Folgenden sei aber die Gesichtsregion unser Fokus. Hier kann ein Fadenlifting neben dem offensichtlichen Liftingeffekt auch zur Symmetrieherstellung verwendet werden, solange nicht allzu viel zusätzliches Volumen gewünscht ist. Der ideale Patient hat einen niedrigen Body-Mass-Index (BMI), geringe bis moderate Hautschlaffheit, milden Fettprolaps und natürlich realistische Erwartungen.
Zurzeit sind eine Vielzahl verschiedener Fadentypen am Markt erhältlich – am bekanntesten wohl jene aus Polydioxanon (PDO), welche auch am einfachsten handzuhaben sind. Weiter werden zum klassischen Fadenlifting Fäden aus Poly-L-Milchsäure (PLLA) und Polycaprolacton (PCL) verwendet. Allen Typen gemeinsam ist, dass sie die Produktion natürlichen Kollagens anregen. Die Anwendungstechnik kann je nach Fadentyp variieren. PDO-Fäden können beispielsweise einfach mit einer Nadel in die Haut appliziert und dort belassen werden, um als Fremdkörper die Kollagenproduktion anzuregen. Die Fäden selbst lösen sich nach einigen wenigen Monaten auf. Der Liftingeffekt bleibt in der Regel circa ein Jahr bestehen. PLLA-Fäden werden gern mit einer 2-Nadel-Technik eingeführt; ein Liftingeffekt (Abb. 2) ist für circa eineinhalb Jahre zu erwarten. Nach einem Fadenlifting sollte für ca. 5 Tage vermieden werden, auf dem Gesicht zu schlafen. Sportliche Aktivitäten sollten für ca. 2 Wochen ausgesetzt werden.
Abb. 2: Patientin vor und drei Monate nach (jeweils rechts) einem PLLA-Fadenlifting
Die Kontraindikationen unterscheiden sich nicht wesentlich von denen einer Fillerbehandlung. Besonders wichtig ist, eine Fadenanwendung nicht parallel mit unbekannten anderen Materialien durchzuführen, da hierbei das Risiko für eine Granulombildung besteht. Ausserdem gilt es, Fäden und HA-Filler nicht parallel zu verwenden, da die Fäden in solchen Fällen durch Hydrolyse rascher abgebaut werden.
Die häufigsten Nebenwirkungen eines Fadenliftings sind Schwellungen, Blutergüsse und Dellenbildung. Sie sind Teil des normalen Behandlungsprozesses und kein Grund zur Besorgnis. Wichtig ist, dass die Patienten bereits im Vorhinein darüber Bescheid wissen. Weniger häufig treten Infektionen, Schmerzen, Ekchymose, Parästhesien und Fadenrisse auf. Präventionsstrategien umfassen wiederum eine genaue Kenntnis der Gesichtsanatomie, eine adäquate antiseptische Vorgehensweise und eine fundierte Ausbildung.
Fazit
Fillerbehandlung und Fadenlifting stellen äusserst wichtige Werkzeuge in der ästhetischen Dermatologie dar und finden in sich teilweise überschneidenden Indikationen Anwendung. Von grosser Wichtigkeit sind eine solide Aus- und kontinuierliche Weiterbildung des behandelnden Arztes, um unnötige Komplikationen zu vermeiden und natürliche und harmonische Resultate zu erzielen.
Literatur:
bei der Verfasserin
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