
Ästhetisch optimierte Versorgung von Gesichtsverbrennungen
Autorin:
Dr.med.univ. Gertraud Eylert, MSc, PhD
International Society of Aesthetic Plastic Surgery (ISAPS) Fellowship Program
Department für Plastische und Handchirurgie
Universitätsspital Zürich
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Gesichtsverbrennungen stellen eine besondere therapeutische Herausforderung dar, da sie häufig zu Narbenbildung, unregelmässiger Oberfläche und Pigmentstörungen führen, was für Betroffene eine erhebliche psychosoziale Belastung und Stigmatisierung bedeutet. Daher sind die Anforderungen an eine ästhetisch hochwertige Wundversorgung besonders hoch.
Gesichtsverbrennungen sind besonders kritisch, da sie nicht nur funktionell, sondern auch ästhetisch und psychologisch besonders herausfordernd sind.1 Eine rasche und optimale medizinische Behandlung ist daher entscheidend, um die Lebensqualität und die Narbenbildung zu minimieren.
Verbrennungsklassifikation & Erstmassnahmen
Die Einteilung der Verbrennungstiefe erfolgt im deutschsprachigen Raum oft noch nach Gradeinteilungen wie «Grad I» (epidermale Schädigung, gerötet, Heilungsdauer <7 Tagen), «Grad II» (Schädigung der oberflächlichen – «IIa» / hellpinken, mittleren bis dunkelpinken, oder der tiefen Dermis – «IIb» / fleckig gerötet, Heilungsdauer 7–21 Tage) und «Grad III» (volle Schädigung bis zur Subkutis und tiefer, weiss, Abheilung via Narbenbildung mit einer Heilungsdauer >21 Tage). Diese Graduierung hilft bei der schnellen Entscheidung der weiteren Behandlung und Triagierung.
Die Erstversorgung umfasst standardisierte Massnahmen wie Kühlung (ohne direkte Eisauflage, da sonst Frostbeulen entstehen), Flüssigkeitszufuhr, Schutz vor Unterkühlung und psychologische Betreuung,2 während tiefe Verbrennungen operativ versorgt werden, um die schwere Infektionsgefahr abzuwenden und bleibende funktionelle Einschränkung mit starker Narben- und Kontrakturenbildung zu vermeiden.
Im Gesicht können tiefe Verbrennungen enzymatisch oder chirurgisch debridiert werden, mit nachfolgender Deckung durch die verschiedensten Hautersatztechniken, begleitet von individuellen Behandlungskonzepten der Rekonstruktion.
Bei oberflächlichen und mittelgradigen Verbrennungen gibt es flexible konservative bis zu operativen Therapiemöglichkeiten, welche auch von der jeweiligen Grössenausdehnung abhängig sind. Dabei gibt es weltweit keine einheitlichen Guidelines und keinen Konsens. Oberflächliche und mittelgradige Gesichtsverbrennungen werden daher oft nach verfügbarem Repertoire, hauptsächlich topisch und lokal, therapiert.
Therapieoptionen
Leicht verfügbare und oft eingesetzte Therapieoptionen bestehen aus der Applikation von Cremes – z.B. rückfettende Produkte wie Dexpanthenol (Bepanthen®)3 sowie feuchtigkeitsspendende und antimikrobielle Cremes (Ialugen®Plus)2,4 und silberhaltige Präparate (Flammazine®, Silvadene®)5 – sowie topischen Steroiden,6 wenngleich die topischen Steroide in Studien bezüglich des Outcomes schwer zu vergleichen und auch umstritten sind.6,7
Lokale Verbände werden je nach Präferenz und verfügbarem, geschultem Personal eingesetzt, dabei können z.B. Schaumverbände wie MepilexAg® oder hydroaktive Materialien, die gleichzeitig kühlend wirken, wie die epicite-hydro-Gesichtsmaske, verwendet werden.8–10
Bei den temporären künstlichen Hautersatzmaterialien hat sich Suprathel® sowohl bei oberflächlichen als auch bei tiefen Verbrennungen im DACH-Raum breit etabliert.11 Studien zeigen bei Kindern und Erwachsenen sowie bei tiefen Wunden gute Ergebnisse hinsichtlich der Compliance, Schmerzreduktion und schneller Mobilisation mit reduzierter Narbenbildung.12,13
Material und Methode
Im Verbrennungszentrum des Universitätsspitals Zürich wurde Suprathel® als biokompatibler abbaubarer Hautersatz aus Polymilchsäure (PLA), der sich für oberflächliche und mitteltiefe Verbrennungen eignet, bei Gesichtsverbrennungen eingesetzt. Das Material passt sich flexibel an die Wundoberflächen an, haftet nach Kontakt mit dem Wundsekret selbstständig und besitzt semipermeable Eigenschaften, wodurch es eine bakteriengeschützte, regenerationsfördernde Umgebung ermöglicht.11 Mit etwa CHF 400.– für ein 23x18cm grosses Sheet (entspricht 414cm2) liegt Suprathel® im mittleren Preissegment der Verbandsmaterialien mit künstlichem Hautersatz.
Um einen optimalen Gesichtsverband anzupassen, wurde ein Schnittmuster entwickelt, das Augen, Nasenöffnungen und Mund freilässt, um normale Alltagstätigkeiten zu ermöglichen (Abb. 1).
Technik und Ergebnisse
Das Schnittmuster ermöglicht eine effiziente Materialnutzung und eine einmalige Applikation des Suprathel®-Verbands, der bis zur vollständigen Abheilung belassen werden kann (Abb. 2). In einem konkreten Fallbeispiel eines Patienten konnte das gesamte Material benutzt werden (Manuskript in Submission). Die einmalige Anwendung ermöglicht eine durchgehend geschützte Wundumgebung, wodurch wiederholte Verbandswechsel vermieden werden. Nach der Wundheilung zeigte sich eine rosige Regeneration ohne Narbenbildung.
Diskussion
Eine effiziente Wundversorgung mit minimalem Ressourcenverbrauch gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Wundmedizin ist bekannt für einen übermässigen Materialverbrauch, weshalb Lösungen mit «Einmalanwendung» und längerfristigem Verbandsverbleib zunehmend an Relevanz gewinnen.
Das vorliegende Konzept zeigt ein Einsparungspotenzial mit reduzierten Schmerzen und verringertem Infektionsrisiko, optimalen Heilungsbedingungen ohne Narbenbildung und eine einfache Anwendung mit hoher Patientenzufriedenheit.
Limitation
Die hier beschriebene Methode erfordert eine gewisse Lernkurve für das medizinische Personal, um das Schnittmuster anzufertigen. In einer Testreihe mit neun Pflegekräften auf der Intensivstation für Brandverletzte konnte das Muster jedoch in unter drei Minuten präzise angepasst werden und wurde subjektiv als benutzerfreundlich beschrieben. Jedoch ist Suprathel® nicht in allen medizinischen Einrichtungen standardmässig verfügbar. Zudem wurde diese Technik bislang nur bei Erwachsenen angewendet, bei Kindern noch nicht.
Fazit
Die vorgestellte, ressourcenschonende «Einmaloption» ermöglicht eine effektive, optimierte Versorgung von oberflächlichen bis tiefdermalen Gesichtsverbrennungen, ohne Einschränkungen der Mundhygiene, Nahrungsaufnahme oder Kommunikation.
Literatur:
1 Leon-Villapalos J et al.: Topical management of facial burns. Burns 2008; 34(7): 903-11 2 European Burns Association (EBA): European Practice Guidelines for burn care – minimum level of burn care provision in Europe. EBA 2017; verfügbar unter https://www.euroburn.org/wp-content/uploads/EBA-Guidelines-Version-4-2017.pdf (zuletzt aufgerufen am 27.2.2025) 3 Proksch E: pH in nature, humans and skin. J Dermatol 2018; 45(9): 1044-52 4 Hajská M et al.: Cytotoxicity testing of burn wound dressings: first results. Cell Tissue Bank 2017; 18(2): 143-51 5 Atiyeh BS et al.: Effect of silver on burn wound infection control and healing: review of the literature. Burns 2007; 33: 139-48 6 Duff MF et al.: Topical steroids in burn patients: a systematic review of the literature and a descriptive analysis of topical KENACOMB use at a major tertiary burn centre. JPRAS Open 2022; 33: 184-94 7 Hoogewerf CJ et al.: Topical treatment for facial burns. Cochrane Database Syst Rev 2020; 2020(7): CD008058 8 Karlsson M et al.: Suprathel® or Mepilex® Ag for treatment of partial thickness burns in children: A case control study. Burns 2023; 49(7): 1585-91 9 Schiefer JL et al.: Comparison of wound healing and patient comfort in partial-thickness burn wounds treated with SUPRATHEL and epictehydro wound dressings. Int Wound J 2021; 19(4): 782-90 10 Schiefer JL et al.: Comparison of long-term skin quality and scar formation in partial-thickness burn wounds treated with Suprathel® and epicitehydro® wound dressings. Med (Kaunas) 2022; 58(11): 1550 11 Uhlig C et al.: Suprathel®—an innovative, resorbable skin substitute for the treatment of burn victims. Burns 2007; 33(2): 221-9 12 Pfurtscheller K et al.: Use of Suprathel® dressing in a young infant with TEN. Pediatr Dermatol 2008; 25(5): 541-3 13 Sellars-Pompey RT, Okoh A: A comparison of Suprathel burn dressing vs standard care on length of hospitalization, pain scores, opioid use, treatments, and outcomes. Doctor of Nursing Practice Final Manuscripts 2023; 247; verfügbar unter https://digital.sandiego.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1258&context=dnp (zuletzt aufgerufen am 27.2.2025)
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