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Periphere T-Zell-Lymphome mit TFH-Zell-Differenzierung

<p class="article-intro">Nodale T-Zell-Lymphome, die sich von der TFH-Zelle ableiten, zeigen charakteristische morphologische, klinische und genetische Veränderungen mit zahlreichen Überschneidungen innerhalb der Subgruppen. Sie sind charakterisiert durch einen TFH-Zell-Phänotyp und eine starke Wechselbeziehung zum Microenvironment. Während die AITL die am besten charakterisierten Lymphome innerhalb dieser Gruppe sind, werden die seltenen FTCL und die nPTCL mit TFHPhänotyp in der 2017 überarbeiteten WHO-Klassifikation als neue eigenständige Entität geführt. Es gilt hier noch zu klären, ob diese tatsächlich eine eigenständige Lymphomentität darstellen oder nur Teil des Spektrums der AITL sind, welches eventuell größer ist als bisher angenommen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die angioimmunoblastischen T-Zell- Lymphome (AITL), die follikul&auml;ren T-Zell-Lymphome (FTCL) und die nodalen peripheren T-Zell-Lymphome (nPTCL) mit follikul&auml;rem T-Helfer-Ph&auml;notyp z&auml;hlen zu den peripheren T-Zell-Lymphomen (PTCL), die sich von den follikul&auml;ren THelferzellen (TFH) ableiten. Es sind dies Lymphome mit charakteristischer Morphologie und besonderen klinischen/biologischen Merkmalen, wahrscheinlich hervorgerufen durch die Funktionalit&auml;t der neoplastischen TFH-Zellen mit Freisetzung von Zytokinen und Chemokinen, und einer starken Wechselbeziehung zwischen Tumorzellen und Microenvironment. W&auml;hrend die FTCL und die nPTCL mit TFH-Ph&auml;notyp vormals den PTCL-NOS zugeordnet wurden, werden diese nun in der 2017 &uuml;berarbeiteten WHO-Klassifikation als eigenst&auml;ndige Entit&auml;t gef&uuml;hrt.<sup>1</sup></p> <h2>Angioimmunoblastisches T-Zell-Lymphom</h2> <p>Die AITL stellen mit 15&ndash;30 % aller nicht kutanen T-Zell-Lymphome bzw. 1&ndash;2 % aller Non-Hodgkin-Lymphome die gr&ouml;&szlig;te spezifische Subgruppe der PTCL dar. Sie betreffen vorwiegend &auml;ltere Patienten, h&auml;ufiger M&auml;nner. Es sind aggressive Lymphome, verbunden mit einem medianen &Uuml;berleben von unter 3 Jahren. Sie werden meist in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium diagnostiziert. Klinisch zeigen betroffene Patienten neben einer generalisierten Lymphadenopathie h&auml;ufig eine Hepatosplenomegalie und immunologische Symptome mit Hauteffloreszenzen, Erg&uuml;ssen, Arthritiden, zirkulierenden Immunkomplexen, K&auml;lteagglutininen mit h&auml;molytischer An&auml;mie und Rheumafaktoren. Eine polyklonale Hypergammaglobulin&auml;mie ist h&auml;ufig nachweisbar.<br /> Histomorphologisch sieht man eine Infiltration kleiner bis mittelgro&szlig;er atypischer T-Zellen vor einem variabel zusammengesetzten entz&uuml;ndlichen polymorphen Hintergrund aus Histiozyten, Plasmazellen und eosinophilen Granulozyten. Die Infiltratzellen liegen charakteristischerweise zwischen proliferierten verzweigten Venolen und follikul&auml;ren dendritischen Retikulumzellen (FD-Zellen) (Abb. 1). Oft sieht man eine Infiltration des perinodalen Weichgewebes mit Aussparung des Randsinus. Charakteristischerweise liegen im Parakortex EBV-positive B-Immunoblasten in variabler Dichte. Auch Reed- Sternberg-artige Zellen (h&auml;ufig EBV-positiv) k&ouml;nnen vorkommen und hier ein klassisches Hodgkin-Lymphom vort&auml;uschen. EBV-positive B-Immunoblasten k&ouml;nnen im Verlauf &ndash; wahrscheinlich getriggert durch Zytokine der neoplastischen FTH-Zellen &ndash; auch sehr prominent werden und sogar zu einem EBVpositiven diffusen gro&szlig;zelligen B-Zell- Lymphom (DLBCL) progredieren.<br /> Immunph&auml;notypisch exprimieren die neoplastischen T-Zellen neben den Pan-T-Antigenen (CD2, CD3, CD5) &uuml;berwiegend CD4 und die TFH-Zellmarker wie CD10, ICOS, BCL6, PD-1 und CXCL13 in einem variablen Ausma&szlig; (Abb. 1). CXCL13 gilt als starker molekularer Mediator mit Einfluss auf die Keimzentrum-B-Zell-Rekrutierung und B-Zell-Aktivierung und k&ouml;nnte somit die B-Zell-Expansion, die plasmazyt&auml;re Differenzierung und die Hypergammaglobulin&auml;mie f&ouml;rdern.<br /> Genetisch kann in 70&ndash;90 % der AITL-F&auml;lle ein klonales T-Zell-Rezeptor- Genrearrangement nachgewiesen werden, in 25&ndash;30 % der F&auml;lle auch ein klonales Immunglobulin-Genrearrangement, zur&uuml;ckzuf&uuml;hren auf die Expansion EBV+ B-Blasten. Genexpressionsanalysen zeigen eine distinkte, der TFH-Zelle entsprechende Gensignatur mit hoher Expression von B- und FD-Zell-assoziierten Genen, Chemokinen, Chemokinrezeptoren und Genen mit Verwandtschaft zur extrazellul&auml;ren Matrix und Gef&auml;&szlig;biologie. Auf DNA-Ebene ist in 60&ndash;70 % eine inaktivierende Mutation der kleinen GTPase RHOA (p.Gly- 17Val) nachweisbar. Des Weiteren finden sich Mutationen in den epigenetischen Modifier-Genen <em>IDH2, TET2</em> und <em>DNMT3A</em> (Tab. 1). W&auml;hrend <em>IDH2</em>-Mutationen auch in anderen Neoplasien, einschlie&szlig;lich AML, vorkommen, findet man sie innerhalb der PTCL nur in AITL, und hier ausschlie&szlig;lich an der Position R172. Gene, die im T-Zell-Rezeptorsignalweg eine Rolle spielen, wie <em>FYN, PLCG1</em> und <em>CD28</em>, sind in 5&ndash;10 % mutiert, die CTLA4-/CD28-Genfusion ist in 50 % nachweisbar.<sup>2, 3</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1806_Weblinks_jatros_onko_1806_s42_abb1+tab1.jpg" alt="" width="2256" height="1327" /></p> <h2>Follikul&auml;res T-Zell-Lymphom</h2> <p>FTCL wurden fr&uuml;her als &bdquo;follikul&auml;re Variante&ldquo; den PTCL-NOS zugeordnet. Sie zeigen ein charakteristisches morphologisches und immunph&auml;notypisches Bild und wurden erstmals 2001 von de Leval beschrieben als &bdquo;PTCL mit follikul&auml;rer Beteiligung und CD4+/BCL6+ Ph&auml;notyp&ldquo;.<sup>4</sup> Es sind dies sehr seltene Lymphome mit einem eher aggressiven klinischen Verlauf und starker Assoziation zum Keimzentrumsumfeld. Sie machen weniger als 1 % aller T-Zell-Lymphome aus und kommen vorwiegend bei Menschen in mittlerem Alter bis zu den &Auml;lteren und h&auml;ufiger bei m&auml;nnlichen Patienten vor. Diese Lymphome betreffen die Lymphknoten, gelegentlich kommt es auch zu einer Beteiligung von Haut und Knochenmark. Die klinische Pr&auml;sentation &auml;hnelt jener der AITL mit &uuml;blicherweise fortgeschrittenem Krankheitsstadium, generalisierter Lymphadenopathie, Splenomegalie, B-Symptomen und Hautausschl&auml;gen. Auch AITLtypische Blutver&auml;nderungen wie Hypergammaglobulin&auml;mie, Eosinophilie oder ein positiver Coombs-Test k&ouml;nnen vorkommen.<br /> Histomorphologisch zeigen die FTCL eine partielle oder komplette Lymphknoteninfiltration mit einer nodul&auml;ren/follikul&auml;ren Proliferation mittelgro&szlig;er monomorpher lymphoider Zellen. Ohne Immunhistochemie kann eine Abgrenzung zu reaktiven Lymphknotenver&auml;nderungen und einigen B-Zell-Lymphomen (follikul&auml;res Lymphom, Marginalzonenlymphom oder nodul&auml;res lymphozytenpr&auml;dominantes Hodgkin-Lymphom) schwierig sein. Die f&uuml;r AITL typischen vaskul&auml;ren und FD-Zell-Proliferate sowie der entz&uuml;ndliche Hintergrund fehlen.<br /> Immunph&auml;notypisch exprimieren die neoplastischen Zellen Pan-T-Zell-Antigene (CD2, CD3 und CD5) mit h&auml;ufiger Defizienz von CD7. Sie zeigen einen CD4+ TFHPh&auml;notyp mit Expression von zahlreichen TFH-Zellmarkern wie PD-1, CXCL13, BCL6, CD10 und ICOS. Eingestreut liegende CD20-positive Immunoblasten sind h&auml;ufig EBV-positiv. Diese k&ouml;nnen auch eine Hodgkin- beziehungsweise Reed- Sternberg-artige Morphologie und sogar den Ph&auml;notyp eines klassischen Hodgkin- Lymphoms (CD30+, CD15+, PAX5+, EBV+/&ndash;) aufweisen, wodurch das lymphozytenreiche klassische Hodgkin-Lymphom hier ebenso eine wichtige Differenzialdiagnose darstellt.<br /> Die t(5;9)(q33;q22)-ITK-SYK-Translokation<sup>5</sup> wird als spezifische genetische Aberration angesehen und ist in etwa 20 % aller FTCL nachweisbar (Tab. 1). FTCL zeigen ein starkes Naheverh&auml;ltnis zu den AITL. Dies wird auch durch einige Fallberichte untermauert, in denen die prim&auml;re Diagnose eines FTCL im Krankheitsverlauf in einer sp&auml;teren Biopsie zu einem typischen AITL und vice versa wechselte.<sup>6</sup></p> <h2>Nodales peripheres T-Zell-Lymphom mit einem follikul&auml;ren T-Helfer- Ph&auml;notyp</h2> <p>Diese Lymphome wurden fr&uuml;her der gro&szlig;en Kategorie der PTCL-NOS zugerechnet und stellen nun in der rezenten WHO-Klassifikation mit der Bezeichnung nPTCL mit TFH-Ph&auml;notyp eine eigene provisorische Subgruppe dar. Sie sind CD4- positiv und m&uuml;ssen zumindest zwei (besser drei) der TFH-Marker PD-1, CD10, BCL6, CXCL13 und ICOS exprimieren. Oft zeigen sie morphologische &Uuml;berlappungen mit den AITL, in der Regel sieht man jedoch dichte diffuse Infiltrate ohne prominenten polymorphen Hintergrund und ohne vaskul&auml;re oder FD-Zell-Proliferate. Genetisch zeigen diese Lymphome teilweise ebenso &Uuml;berschneidungen mit den AITL: So finden sich auch hier <em>TET2</em>-, <em>DNMT3A</em>- und <em>RHOA</em>-Mutationen (Tab. 1). Dies legt die biologische Verwandtschaft zu den AITL nahe und es wird diskutiert, ob diese Lymphome eventuell eine tumorzellreiche Variante des AITL darstellen k&ouml;nnten.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Swerdlow SH et al.: World Health Organization Classification of Tumors of Haematopoietic and Lymphoid Tissues. IARC, Lyon, 2017 <strong>2</strong> Fujisawa M et al.: Recent progress in the understanding of angioimmunoblastic T-cell lymphoma. Review. J Clin Exp Hematop 2017; 57(3): 109- 19 <strong>3</strong> Sandell R et al.: Genetic landscape and classification of peripheral T cell lymphomas. Curr Oncol Rep 2017; 19(4): 28: doi: 10.1007/s11912-017-0582-9 <strong>4</strong> de Leval L et al.: Peripheral T-cell lymphoma with follicular involvement and a CD4+/bcl6+ phenotype. Am J Surg Pathol 2001; 25: 395-400 <strong>5</strong> Streubel B et al.: Novel t(5;9)(q33;q22) fuses ITK to SYK in unspecified peripheral T-cell lymphoma. Leukemia 2006; 20: 313-8 <strong>6</strong> Huang Y et al.: Peripheral T-cell lymphomas with a follicular growth pattern are derived from follicular helper T cells (TFH) and may show overlapping features with angioimmunoblastic T-cell lymphomas. Am J Surg Pathol 2009; 33: 682-90</p> </div> </p>
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