
Trends in der Kniechirurgie
Jatros
30
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21.11.2019
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<p class="article-intro">Das Knie und kniegelenksnahe Strukturen standen im Fokus der 55. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie (ÖGU), die vom 3.–5. Oktober in Salzburg stattfand.</p>
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<p class="article-content"><p>Bei der Kongressplanung wurde an der bewährten Kombination aus Key-Notes, eingereichten Vorträgen und Postersitzungen festgehalten. „In den Vorbereitungen war es erfreulich und beeindruckend festzustellen, welche Bedeutung das gewählte Thema für uns alle hat“, sagte ÖGU-Präsidentin Prim. Dr. Karin Gstaltner. „Die Anzahl der eingereichten Präsentationen war so groß, dass trotz Ausweitung des zeitlichen Rahmens nur ein Bruchteil in das Hauptprogramm bzw. in die Postersitzungen aufgenommen werden konnte.“<br /> Das große Interesse am Schwerpunktthema Knie zeigte sich auch an der Besucherzahl: 758 registrierte Teilnehmer und 220 Vertreter der Industrie füllten die Vortragssäle und Ausstellungsräume des „Wyndham Grand Salzburg Conference Centre“.<br /> Den breitesten Raum im Tagungsprogramm nahmen naturgemäß die Verletzungen des vorderen Kreuzbands (VKB) und deren Behandlung ein. Aber auch multiligamentäre und Rampenläsionen, Meniskus und Patellainstabilität boten reichlich Diskussionsstoff und Gelegenheit zum informellen Austausch. Zum Symposium „Knieendoprothetik“ wurden Kollegen aus der Orthopädie als Referenten geladen. Am Samstag Vormittag standen schließlich noch gelenksnahe Frakturen und gelenkserhaltende Eingriffe auf dem Programm.</p> <h2>VKB: rasch operieren, aber langsam zurück zum Sport</h2> <p>Bei VKB-Verletzungen geht insgesamt der Trend zur frühen operativen Versorgung, unabhängig vom Alter des Patienten. „Entscheidend sollten die Aktivitätsansprüche des Verletzten sein, nicht das Alter“, meinte etwa Dr. Martin Eigenschink, Wien, in seinem Vortrag „Ist 50 das neue 30?“. Die OP-Erfolge sind jedenfalls laut Eigenschink gleich gut wie bei jungen Patienten. Eine rasche operative Versorgung von VKB-Verletzungen scheint für alle Patienten langfristig Vorteile zu haben.<br /> Mehr Zeit als derzeit üblich sollte man sich hingegen mit der Sportfreigabe nach VKB-Ruptur lassen. Wie etwa eine Arbeit von Dr. Georg Mattiassich et al. zeigte, erfüllt auch 12–18 Monate nach der OP nur jeder dritte Patient die Kriterien für eine Rückkehr zum Sport.</p> <h2>0 % Infektionen</h2> <p>Ein weiterer Trend in der Bandchirurgie – bzw. sogar schon auf dem Weg zum Standard – ist die Vancomycin-Vorbehandlung des Sehnenimplantats. Diese scheint eine echte Revolution hinsichtlich der Vermeidung von postoperativen Infektionen zu sein. Am Klinikum Wels-Grieskirchen werden seit drei Jahren VKB-Autografts vor der Implantation für 5–10 Minuten in ein Vancomycinbad eingelegt. Die Rate der revisionspflichtigen Infekte konnte damit von 1,6 % auf 0 % gesenkt werden, wie Dr. Viktoria Werner berichtete. Ebenso gute Ergebnisse präsentierte Dr. Milan Niks vom AUVA-Unfallkrankenhaus Steiermark, Graz. Methodisch wird dort etwas anders vorgegangen: Auto- und Allografts werden in eine Vancomycin-getränkte Kompresse gewickelt und für 10 Minuten darin belassen. Die Infektionsrate konnte damit von 1,3 % (bei VKB-Plastik) bzw. von 6,5 % (bei HKB- und Multiligamentrekonstruktionen) auf jeweils 0 % reduziert werden.</p> <h2>Preisträger</h2> <p>Den ÖGU-Wissenschaftspreis für die beste experimentelle Arbeit erhielt dieses Jahr Dr. Gabriel Halát, Wien, für die Vorstellung und Evaluierung einer neuen chirurgischen Refixationstechnik bei knöchernen Ausrissen der FDP-Sehne. Den Preis für die beste klinische Arbeit teilten sich Dr. Armin Runer aus Innsbruck („Quadrizeps- vs. Hamstringsehne bei primärer VKB-Rekonstruktion: eine PROM-Studie“) und Prof. Dr. Thomas Klestil, Baden/Mödlin („Einfluss der operativen Versorgung von hüftnahen Brüchen innerhalb von 48 Stunden auf Mortalität und Komplikationen in der Altersgruppe 60+“). <br />Die höchste Auszeichnung, welche die ÖGU zu vergeben hat, nämlich die Lorenz- Böhler-Medaille, ging heuer an Univ.-Prof. Dr. Richard Kdolsky aus Wien für sein „Lebenswerk“ im Dienste der Unfallchirurgie. <br />Zum „korrepondierenden Mitglied“ der ÖGU wurde Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Voelckel, Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin und Netzwerksprecher des Traumanetzwerkes Salzburg, ernannt.</p> <h2>Workshop „Junges Forum“</h2> <p>Erstmals wurde bei der diesjährigen Tagung ein Workshop für Jungärzte angeboten, organisiert vom „Jungen Forum“ der ÖGU. In den Räumen der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität und des Instituts für Anatomie wurden interessierte Assistenzärzte von Knie-Experten in Anatomie, Untersuchungstechniken, Bildgebung und Orthesenversorgung des Kniegelenks unterwiesen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1906_Weblinks_jatros_ortho_1906_s37_bild_praes_lindengruen.jpg" alt="" width="350" height="331" /></p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: 55. ÖGU-Jahrestagung, 3.–5. Oktober 2019, Salzburg
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