Trends in der Kniechirurgie

<p class="article-intro">Das Knie und kniegelenksnahe Strukturen standen im Fokus der 55. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie (ÖGU), die vom 3.–5. Oktober in Salzburg stattfand.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Bei der Kongressplanung wurde an der bew&auml;hrten Kombination aus Key-Notes, eingereichten Vortr&auml;gen und Postersitzungen festgehalten. &bdquo;In den Vorbereitungen war es erfreulich und beeindruckend festzustellen, welche Bedeutung das gew&auml;hlte Thema f&uuml;r uns alle hat&ldquo;, sagte &Ouml;GU-Pr&auml;sidentin Prim. Dr. Karin Gstaltner. &bdquo;Die Anzahl der eingereichten Pr&auml;sentationen war so gro&szlig;, dass trotz Ausweitung des zeitlichen Rahmens nur ein Bruchteil in das Hauptprogramm bzw. in die Postersitzungen aufgenommen werden konnte.&ldquo;<br /> Das gro&szlig;e Interesse am Schwerpunktthema Knie zeigte sich auch an der Besucherzahl: 758 registrierte Teilnehmer und 220 Vertreter der Industrie f&uuml;llten die Vortragss&auml;le und Ausstellungsr&auml;ume des &bdquo;Wyndham Grand Salzburg Conference Centre&ldquo;.<br /> Den breitesten Raum im Tagungsprogramm nahmen naturgem&auml;&szlig; die Verletzungen des vorderen Kreuzbands (VKB) und deren Behandlung ein. Aber auch multiligament&auml;re und Rampenl&auml;sionen, Meniskus und Patellainstabilit&auml;t boten reichlich Diskussionsstoff und Gelegenheit zum informellen Austausch. Zum Symposium &bdquo;Knieendoprothetik&ldquo; wurden Kollegen aus der Orthop&auml;die als Referenten geladen. Am Samstag Vormittag standen schlie&szlig;lich noch gelenksnahe Frakturen und gelenkserhaltende Eingriffe auf dem Programm.</p> <h2>VKB: rasch operieren, aber langsam zur&uuml;ck zum Sport</h2> <p>Bei VKB-Verletzungen geht insgesamt der Trend zur fr&uuml;hen operativen Versorgung, unabh&auml;ngig vom Alter des Patienten. &bdquo;Entscheidend sollten die Aktivit&auml;tsanspr&uuml;che des Verletzten sein, nicht das Alter&ldquo;, meinte etwa Dr. Martin Eigenschink, Wien, in seinem Vortrag &bdquo;Ist 50 das neue 30?&ldquo;. Die OP-Erfolge sind jedenfalls laut Eigenschink gleich gut wie bei jungen Patienten. Eine rasche operative Versorgung von VKB-Verletzungen scheint f&uuml;r alle Patienten langfristig Vorteile zu haben.<br /> Mehr Zeit als derzeit &uuml;blich sollte man sich hingegen mit der Sportfreigabe nach VKB-Ruptur lassen. Wie etwa eine Arbeit von Dr. Georg Mattiassich et al. zeigte, erf&uuml;llt auch 12&ndash;18 Monate nach der OP nur jeder dritte Patient die Kriterien f&uuml;r eine R&uuml;ckkehr zum Sport.</p> <h2>0 % Infektionen</h2> <p>Ein weiterer Trend in der Bandchirurgie &ndash; bzw. sogar schon auf dem Weg zum Standard &ndash; ist die Vancomycin-Vorbehandlung des Sehnenimplantats. Diese scheint eine echte Revolution hinsichtlich der Vermeidung von postoperativen Infektionen zu sein. Am Klinikum Wels-Grieskirchen werden seit drei Jahren VKB-Autografts vor der Implantation f&uuml;r 5&ndash;10 Minuten in ein Vancomycinbad eingelegt. Die Rate der revisionspflichtigen Infekte konnte damit von 1,6 % auf 0 % gesenkt werden, wie Dr. Viktoria Werner berichtete. Ebenso gute Ergebnisse pr&auml;sentierte Dr. Milan Niks vom AUVA-Unfallkrankenhaus Steiermark, Graz. Methodisch wird dort etwas anders vorgegangen: Auto- und Allografts werden in eine Vancomycin-getr&auml;nkte Kompresse gewickelt und f&uuml;r 10 Minuten darin belassen. Die Infektionsrate konnte damit von 1,3 % (bei VKB-Plastik) bzw. von 6,5 % (bei HKB- und Multiligamentrekonstruktionen) auf jeweils 0 % reduziert werden.</p> <h2>Preistr&auml;ger</h2> <p>Den &Ouml;GU-Wissenschaftspreis f&uuml;r die beste experimentelle Arbeit erhielt dieses Jahr Dr. Gabriel Hal&aacute;t, Wien, f&uuml;r die Vorstellung und Evaluierung einer neuen chirurgischen Refixationstechnik bei kn&ouml;chernen Ausrissen der FDP-Sehne. Den Preis f&uuml;r die beste klinische Arbeit teilten sich Dr. Armin Runer aus Innsbruck (&bdquo;Quadrizeps- vs. Hamstringsehne bei prim&auml;rer VKB-Rekonstruktion: eine PROM-Studie&ldquo;) und Prof. Dr. Thomas Klestil, Baden/M&ouml;dlin (&bdquo;Einfluss der operativen Versorgung von h&uuml;ftnahen Br&uuml;chen innerhalb von 48 Stunden auf Mortalit&auml;t und Komplikationen in der Altersgruppe 60+&ldquo;).&nbsp;<br />Die h&ouml;chste Auszeichnung, welche die &Ouml;GU zu vergeben hat, n&auml;mlich die Lorenz- B&ouml;hler-Medaille, ging heuer an Univ.-Prof. Dr. Richard Kdolsky aus Wien f&uuml;r sein &bdquo;Lebenswerk&ldquo; im Dienste der Unfallchirurgie. <br />Zum &bdquo;korrepondierenden Mitglied&ldquo; der &Ouml;GU wurde Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Voelckel, Facharzt f&uuml;r An&auml;sthesie und Intensivmedizin und Netzwerksprecher des Traumanetzwerkes Salzburg, ernannt.</p> <h2>Workshop &bdquo;Junges Forum&ldquo;</h2> <p>Erstmals wurde bei der diesj&auml;hrigen Tagung ein Workshop f&uuml;r Jung&auml;rzte angeboten, organisiert vom &bdquo;Jungen Forum&ldquo; der &Ouml;GU. In den R&auml;umen der Paracelsus Medizinischen Privatuniversit&auml;t und des Instituts f&uuml;r Anatomie wurden interessierte Assistenz&auml;rzte von Knie-Experten in Anatomie, Untersuchungstechniken, Bildgebung und Orthesenversorgung des Kniegelenks unterwiesen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1906_Weblinks_jatros_ortho_1906_s37_bild_praes_lindengruen.jpg" alt="" width="350" height="331" /></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 55. ÖGU-Jahrestagung, 3.–5. Oktober 2019, Salzburg </p>
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