STT-Arthrodese: ein alternativer, volarer Zugang

<p class="article-intro">STT-Arthrodesen haben sich seit Jahren als Standardverfahren bei bestimmten Indikationen etabliert. Je nach Literatur wird jedoch über hohe Pseudarthrosenraten berichtet. Der volare Zugang zum STT-Gelenk ist einfach und sicher und bietet eine gute Übersicht. Das Einbringen der stabilisierenden Schrauben kann unter Sicht durchgeführt werden. Erste Erfahrungen zeigen eine gute Ausheilungsrate. </p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Gute &Uuml;bersichtlichkeit</li> <li>Verk&uuml;rzte OP-Zeit</li> <li>Sichere Schraubenfixierung</li> <li>Keine Gef&auml;&szlig;- oder Nervensch&auml;den</li> </ul> </div> <p>Die Rolle des STT-Gelenkes in der Hand- und Daumenfunktion ist bis heute nicht vollst&auml;ndig verstanden. STT-Arthrosen sind die zweith&auml;ufigste diagnostizierte degenerative Ver&auml;nderung an der Hand. Bei bis zu 30 % der durchgef&uuml;hrten Handr&ouml;ntgen werden Ver&auml;nderungen am STT-Gelenk gefunden, ohne dass diese auch klinisch relevant sein m&uuml;ssen. Bei manifesten Beschwerden, die durch eine konservative Behandlung nicht mehr beherrschbar sind, hat sich die STT-Arthrodese bew&auml;hrt.<br />Eine Fusion von Trapezium, Trapezoideum und Kahnbein ist ein anerkanntes Verfahren zur Behandlung von STT-Arthrosen sowie zur Stabilisierung der radialen S&auml;ule zum Erhalt oder zur Wiederherstellung der karpalen L&auml;nge bei fortgeschrittenem Morbus Kienb&ouml;ck oder als Alternative zu Bandplastiken bei chronischen scapholun&auml;ren Instabilit&auml;ten. Als Standardzugang wird in der Literatur der dorsale bzw. dorsoradiale Zugang zum STT-Gelenk angegeben. Bei diesem Zugang m&uuml;ssen regelm&auml;&szlig;ig &Auml;ste des Ramus superficialis des Nervus radialis dargestellt und geschont werden. Kausalgien oder Pseudokausalgien durch Irritation des N. radialis sind eine bekannte Komplikation. Auch eine L&auml;sion der Arteria radialis ist bei diesem Zugang m&ouml;glich. <br />Nach Darstellung des STT-Gelenkes ist die Entfernung der Knorpeloberfl&auml;che durchzuf&uuml;hren. Die Stabilisierung erfolgt mit Dr&auml;hten, Schrauben oder speziellen STT-Pl&auml;ttchen. Insbesondere die Fixierung des Trapezoideums nach Entknorpelung bereitet mitunter nicht unerhebliche Schwierigkeiten. Nach der Entfernung der Knorpelfl&auml;chen bleibt oft nur ein kleiner Rest des Knochens, der dann auch noch mit einer Schraube oder einem Bohrdraht fixiert werden muss. Zudem f&uuml;hrt die gegebenenfalls durchzuf&uuml;hrende Anlagerung von Knochensp&auml;nen nicht selten zur Un&uuml;bersichtlichkeit im OP-Gebiet: Die Grenze zwischen Arthrodesenspalt und Knochen ist nicht mehr klar erkennbar und damit die Einbringung des Osteosynthesematerials deutlich erschwert.<br />Hauptproblem der STT-Arthrodese ist die Pseudarthrosenrate. In der Literatur wird diese, je nach Arbeit, zwischen 5 und 40 % angegeben. Die Ursache f&uuml;r die hohe Pseudarthrosenrate liegt m&ouml;glicherweise in der Anatomie der Gef&auml;&szlig;versorgung von Trapezium und Trapezoideum. Die Blutversorgung der Handwurzelknochen erfolgt &uuml;ber ein dorsales und volares Gef&auml;&szlig;geflecht, wobei insbesondere im Fall von Trapezium und Trapezoideum die Durchblutung vorwiegend &uuml;ber die Dorsalseite gew&auml;hrleistet wird. Lediglich etwa ein Viertel der Durchblutung kommt bei diesen beiden Knochen &uuml;ber die Volarseite. Das distale Kahnbein wird von dorsal und volar versorgt, wobei volarseitig insbesondere in H&ouml;he der Tuberositas Gef&auml;&szlig;e in den Knochen ziehen. Es ist also davon auszugehen, dass bei einem volaren Zugang die ern&auml;hrenden Gef&auml;&szlig;e von Trapezium und Trapezoideum deutlich besser geschont werden. Am Kahnbein ist beim volaren Zugang der Region um die Tuberositas besondere Beachtung zu schenken.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1606_Weblinks_s78.jpg" alt="" width="4309" height="2828" /></p> <h2>Volarer Zugang zur STT-Arthrodese</h2> <p>Er entspricht im Wesentlichen dem volaren Zugang zum Kahnbein. Es wird der Schnitt jedoch etwas weiter distal, zentriert &uuml;ber der Tuberositas des Kahnbeins, angelegt. Die am distalen Rand des Zuganges liegenden Muskelb&auml;uche der Thenarmuskulatur werden nach distal weggehalten. Die Sehne des M. flexor carpi radialis wird nach ulnar weggehalten, das distale Kahnbein dargestellt und das Gelenk zwischen Kahnbein und Trapezoid identifiziert und er&ouml;ffnet, eventuell unter intraoperativer Bildwandlerkontrolle. Die Region um die Tuberositas wird geschont, das Kahnbein lediglich an der distalen Gelenksfl&auml;che dargestellt. Das Ligamentum radioscaphocapitatum bleibt erhalten. Nach Darstellung des Gelenkes ist das Os trapezoideum zun&auml;chst nicht sichtbar. Es liegt bei diesem Zugang direkt hinter dem Trapezium und wird vorerst nicht dargestellt.<br />Nach Er&ouml;ffnen des Gelenkes zwischen Kahnbein und Trapezium wird mit einem kleinen Mei&szlig;el die gesamte distale Scaphoidgelenksfl&auml;che entknorpelt. Es entsteht dadurch eine plane Osteotomiefl&auml;che. Nun bekommt man auch Sicht auf das Trapezoideum bzw. auf das Gelenk zwischen Trapezium und Trapezoideum. In einem zweiten Schritt werden parallel zur Resektionsfl&auml;che am Kahnbein Trapezium und Trapezoideum mit dem Mei&szlig;el entknorpelt. Es entsteht dadurch eine zweite, plane Resektionsfl&auml;che. Eine Entknorpelung des Gelenkes zwischen Trapezium und Trapezoideum ist nicht notwendig und erfolgt daher nicht. Nun kann, falls erforderlich, m&uuml;helos das Kahnbein aufgerichtet und tempor&auml;r transfixiert werden. <br />Im n&auml;chsten Schritt wird &uuml;ber eine Stichinzision ein Bohrdraht f&uuml;r eine kan&uuml;lierte Schraube vom Trapezium ins Scaphoid, ein weiterer Bohrdraht vom Scaphoid ins Trapezoideum eingebracht. Die Positionierung des Drahtes kann unter Sicht durchgef&uuml;hrt werden und die exakte Lage des Drahtes im OP-Situs kontrolliert werden. Nun wird ein kortikospongi&ouml;ser Span vom Beckenkamm gewonnen, zurechtgetrimmt und nach Zur&uuml;ckziehen der Bohrdr&auml;hte ein entsprechender Knochenblock eingebracht. Dieser Block kann pressfit eingebracht werden. Es ist jedoch darauf zu achten, dass es zu keiner unerw&uuml;nschten Verl&auml;ngerung der radialen S&auml;ule kommt. Nach neuerlichem Vorbringen der bereits positionierten Dr&auml;hte werden diese mit kan&uuml;lierten Schrauben besetzt. Abschlie&szlig;end werden mit dem Bildwandler intraoperativ die korrekte Schraubenpositionierung und die Schraubenl&auml;nge dokumentiert.<br />Insbesondere beim SLAC Wrist kann es bei entsprechender Indikation notwendig sein, auch die Spitze des Speichengriffelfortsatzes zu resezieren. Man kann &uuml;ber den beschriebenen volaren Zugang, den man eventuell etwas nach proximal verl&auml;ngert, die radial-distale Speichengelenksfl&auml;che gut &uuml;berblicken und somit auch die Resektion problemlos unter Sicht durchf&uuml;hren.<br />Als Wundverschluss wird lediglich eine Hautnaht durchgef&uuml;hrt, eventuell wird ein kleiner Drain eingelegt. Die Nachbehandlung ist ident mit der bei Versorgung von dorsal. Wir immobilisieren die Hand f&uuml;r 6 Wochen mit einem Vorderarmverband mit Einschluss des Daumengrundgelenks. Nach Gipsabnahme wird zur Dokumentation des kn&ouml;chernen Durchbaus eine CT-Untersuchung durchgef&uuml;hrt. Danach folgen Physiotherapie und aktive Bewegungs&uuml;bungen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1606_Weblinks_s79.jpg" alt="" width="4309" height="2828" /><br />Wir haben derzeit eine kleine Gruppe von Patienten &uuml;ber diesen Zugang versorgt. Alle Arthrodesen sind innerhalb von 6 Wochen kn&ouml;chern geheilt. Wir hatten keine postoperativen Komplikationen. Aufgrund des Zuganges sind auch keine Sensibili&auml;tsst&ouml;rungen aufgetreten. Die postoperative Mobilisierung von Daumen und Handgelenk gelang &uuml;berraschend schnell. Die guten Ergebnisse ermutigen uns, die STT-Arthrodese weiterhin &uuml;ber den alternativen volaren Zugang durchzuf&uuml;hren.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei den Verfassern</p> </div> </p>
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