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Innovationen für kindliche Skoliosen

<p class="article-intro">Auch massive Wirbelsäulenverkrümmungen können operativ sehr gut korrigiert werden. Für „Early onset“-Skoliosen stehen moderne wachstumslenkende Systeme zur Verfügung.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Mehr als 170 Teilnehmer begr&uuml;&szlig;te die &Ouml;sterreichische Gesellschaft f&uuml;r Wirbels&auml;ulenchirurgie im J&auml;nner im Technischen Museum Wien zu ihrem j&auml;hrlichen Symposium. &bdquo;Mythen und Fakten&ldquo; waren heuer das Leitthema. Dementsprechend begann auch Spine-Pr&auml;sident Doz. Dr. Mag. Christian Bach seinen Vortrag damit, mit vorherrschenden Irrt&uuml;mern aufzur&auml;umen, bevor er die neuen Trends in der Behandlung kindlicher Deformit&auml;ten pr&auml;sentierte.<br /> Was kindliche Wirbels&auml;ulendeformit&auml;ten betrifft, halten sich drei &bdquo;Mythen&ldquo; hartn&auml;ckig im Bewusstsein der Allgemeinbev&ouml;lkerung: 1. Die Skoliose w&auml;chst sich aus. 2. Eine Operation ist erst m&ouml;glich, wenn das Kind ausgewachsen ist. 3. Das Risiko, im Rollstuhl zu landen, liegt bei 50 % . Die Fakten sehen selbstverst&auml;ndlich anders aus (Tab. 1): Operative Korrekturen k&ouml;nnen heutzutage fr&uuml;h und sicher durchgef&uuml;hrt werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1802_Weblinks_s40_tab1.jpg" alt="" width="1417" height="592" /></p> <h2>Klassische operative Korrektur</h2> <p>Idiopathische Adoleszentenskoliosen stellen mit 80 % die h&auml;ufigste Form aller Skoliosen dar. &bdquo;Operativ behandelt werden Skoliosen ab einem Kr&uuml;mmungswinkel von 40&deg; bis 50&deg;, ganz unabh&auml;ngig davon, wie alt das Kind ist&ldquo;, betonte Bach. &bdquo;Andernfalls verschlechtert sich die Skoliose.&ldquo; Bei den jungen Patienten und deren Angeh&ouml;rigen steht verst&auml;ndlicherweise die kosmetische Beeintr&auml;chtigung durch Schulterhochstand, Rippenbuckel etc. im Vordergrund. Dementsprechend wichtig ist ihnen das kosmetische Ergebnis der Behandlung &ndash; wesentlich wichtiger als etwa das R&ouml;ntgenbild oder die Korrektur des Cobb-Winkels.<br /> Adoleszentenskoliosen werden zu 95 % mit einem dorsalen Zugang operiert; mittels Stabsystemen wird die Wirbels&auml;ule schrittweise aufgerichtet. Die dorsale Technik funktioniert laut Bach sehr gut &ndash; sowohl was das kosmetische Ergebnis als auch den messbaren Grad der Verkr&uuml;mmung betrifft. Skoliosen k&ouml;nnen damit im Schnitt um etwa zwei Drittel verbessert werden. Dieses Verfahren gilt auch als sehr sicher: Das Risiko f&uuml;r neurologische Defizite ist laut SRS (Scoliosis Research Society) kleiner als 0,1 % .<br /> Noch bessere Ergebnisse w&uuml;rden aber mit Zug&auml;ngen von vorne erzielt: &bdquo;Die anteriore Technik ist selten geworden; sie ist aber effektiver als die dorsale&ldquo;, so Bach. &bdquo;Oft sind hundertprozentige Korrekturen m&ouml;glich, das neurologische Risiko liegt nahezu bei null Prozent.&ldquo; Was viele Operateure vor dem ventralen Zugang zur&uuml;ckschrecken l&auml;sst, sind die Strukturen, die vor der Wirbels&auml;ule liegen. So wurden vor allem rechtskonvexe lumbale Skoliosen fr&uuml;her wegen der N&auml;he zur Leber und Vena cava nicht von vorne operiert.</p> <h2>Magnetische Verl&auml;ngerungsst&auml;be</h2> <p>Eine besondere Herausforderung an Wirbels&auml;ulenchirurgen stellen &bdquo;Early onset&ldquo;-Skoliosen dar, also Skoliosen, die sich vor dem 10. Lebensjahr entwickeln. Ist ein Halbwirbel oder eine andere kongenitale Fehlbildung die Ursache des Schiefstandes, sollte diese m&ouml;glichst fr&uuml;h beseitigt werden, da sich die Skoliose andernfalls nur verschlechtert.<br /> Hier kommen Schrauben-Stab-Systeme zum Einsatz, die ein weiteres Wachstum der Wirbels&auml;ule erlauben. Diese machen aber ein- bis zweimal pro Jahr Nachoperationen notwendig, bis das Wachstum abgeschlossen ist. Eine Alternative f&uuml;r solche F&auml;lle ist die Implantation von sogenannten &bdquo;magnetic rods&ldquo; (Abb. 1). Diese erm&ouml;glichen eine schmerzfreie und unblutige Anpassung der Implantate an das Wachstum des Kindes. Der mechanische Verl&auml;ngerungsmechanismus kann von au&szlig;en gesteuert werden.<br /> Vor etwa zwei Jahren wurde erstmals eines dieser neuen Wachstumsimplantate zur Begradigung der Wirbels&auml;ule im LKH Feldkirch eingesetzt. Es handelt sich um ein Stabsystem mit integrierten Verl&auml;ngerungsm&ouml;glichkeiten. Das Nachstellen und das Adjustieren der St&auml;be erfolgen perkutan magnetisch mit einer Art Fernbedienung. Dies kann ambulant durchgef&uuml;hrt werden und erspart den Kindern die sonst notwendigen Anpassungsoperationen. &bdquo;Die Verl&auml;ngerungen k&ouml;nnen problemlos auch in k&uuml;rzeren Zeitabst&auml;nden vorgenommen werden, etwa alle drei bis vier Monate&ldquo;, sagte Bach. Au&szlig;erdem sei die Technologie sehr pr&auml;zise und erlaube sehr feine Nachadjustierungen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1802_Weblinks_s40_abb1.jpg" alt="" width="2153" height="973" /></p> <h2>Expandierbare Rippenprothesen</h2> <p>F&uuml;r die Behandlung kindlicher Thoraxdeformit&auml;ten wurden vertikal expandierbare Rippenprothesen entwickelt (&bdquo;vertical expandable prosthetic titanium ribs&ldquo;, VEPTR). Das System besteht aus verl&auml;ngerbaren Titanb&ouml;gen, die zwischen zwei Rippen oder zwischen Rippe und Beckenkamm fixiert werden. Ein zu kleiner oder zu schmaler Brustkorb wird damit aufgedehnt, Skoliosen werden auf diese Weise indirekt aufgerichtet.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 19. Symposium der Österreichischen Gesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie, 27. Jänner 2018, Wien </p>
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