© Zinkevych iStockphoto

Gesundheit und Forschung

Genfer Forschende finden Weg, um Diabetes vor dem Auftreten von Symptomen zu erkennen

Genf - Genfer Forscher*innen haben ein Molekül entdeckt, das es ermöglicht, Diabetes zu erkennen, bevor die ersten Symptome auftreten. Mit einer einfachen Blutprobe und einem anschliessenden kostengünstigen Test könnte die Krankheit erkannt und Massnahmen ergriffen werden, bevor es zu einem irreversiblen Zustand kommt.

In der Schweiz sind fast 500 000 Menschen an Diabetes erkrankt. Tendenz: weiter steigend. Denn aufgrund von Bewegungsmangel und unausgewogener Ernährung nimmt die Zahl der Personen, die von dieser Stoffwechselstörung betroffen sind, stetig zu. Wird die Krankheit im Vorfeld – im Stadium des Prädiabetes – erkannt, kann dem Prozess zu einem entwickelten Diabetes durch eine entsprechende Lebensweise entgegengewirkt werden.

Rund ein Drittel der Patienten weist zum Zeitpunkt der Diagnose bereits Herz-Kreislauf-, Nieren- oder neurologische Komplikationen auf, wodurch die Lebenserwartung beeinträchtigt wird, berichtet die Universität Genf (UNIGE). Das Erkennen des Umschlagens von Prädiabetes auf Diabetes ist komplex, da der Zustand der betroffenen Zellen, die in sehr kleinen Mengen im Herzen der Bauchspeicheldrüse verteilt sind, durch nicht invasive Untersuchungen nicht quantitativ bewertet werden kann.

Neue Erkenntnisse zur Prävention

„Wir haben uns daher für eine alternative Strategie entschieden: Wir wollten ein Molekül finden, dessen Blutspiegel mit der funktionellen Masse der Betazellen der Bauchspeicheldrüse zusammenhängt, um so indirekt ihre Schädigung im Prädiabetes-Stadium zu erkennen“, sagt Pierre Maechler, Studienleiter und Professor am Diabeteszentrum der UNIGE. Der erste Schritt bestand darin, bei gesunden, prädiabetischen und diabetischen Mäusen Tausende von Molekülen zu analysieren. Durch die Kombination leistungsstarker molekularbiologischer Methoden mit einem System des maschinellen Lernens (künstliche Intelligenz) konnte das Team das vielversprechendste Molekül identifizieren: 1,5-Anhydroglucitol, ein kleines Molekül, dessen Abnahme im Blut auf einen Mangel an Betazellen hinweist.

Aufgrund dieser Ergebnisse ging das Forschungsteam zum nächsten Schritt über, um die Relevanz für den Menschen zu bestimmen. In Zusammenarbeit mit zahlreichen Wissenschaftlern verglichen sie den 1,5-Anhydroglucitol-Spiegel von Diabetespatienten mit dem von Nichtdiabetikern. „Wir konnten bei den Diabetikern einen Rückgang dieses Moleküls feststellen“, fasst Cecilia Jiménez-Sánchez, Erstautorin der Studie, zusammen. Zudem sei die Abnahme unabhängig von den Symptomen und sogar vor dem Auftreten von Diabetes zu beobachten gewesen. „Diabetes ist eine komplexe Krankheit, bei der viele Stoffwechselveränderungen parallel wirken. Daher war es unerlässlich, die Relevanz dieses Markers bei Personen zu testen, die einen plötzlichen Verlust ihrer Betazellen erleiden, aber keine Stoffwechselstörung haben“, ergänzt Maechler.

Die Erkenntnisse eröffnen neue Wege zur Prävention von Diabetes, insbesondere bei Risikopersonen, sind die Forschenden überzeugt. Durch einen einfachen Bluttest und einen anschliessenden kostengünstigen spezifischen Test könnte ein sich entwickelnder potenzieller Diabetes erkannt und Massnahmen ergriffen werden, bevor die Situation unumkehrbar wird. (sda/red)

Back to top