
Herzklappen: Schweizer prägen ESC-Leitlinien
Experten des Inselspitals haben die neuen europäischen Leitlinien für Herzklappen mitentwickelt. Am Kongress der European Society of Cardiology wurden sie nun vorgestellt.
Bern. Die neuen europäischen Behandlungsleitlinien für Herzklappenerkrankungen wurden Ende August am Kongress der European Society of Cardiology (ESC) in Madrid vorgestellt. Die vollständig überarbeiteten Empfehlungen gelten international als Referenzstandard für Diagnose und Therapie. Fabien Praz und Jonas Lanz, beide leitende Kardiologen am Inselspital Bern, wirkten massgeblich an der Entwicklung mit. Praz war Co-Vorsitzender der interdisziplinären Taskforce, gemeinsam mit Michael Borger vom Herzzentrum Leipzig. Die Mitwirkung an der Entwicklung der ESC-Leitlinien gilt als hohe Auszeichnung in der Kardiologie. «Es ist eine grosse Verantwortung und ein Privileg», sagte Praz, der bereits 2021 als Taskforce-Koordinator tätig war.
Die Leitlinien werden alle drei bis vier Jahre auf Basis neuer Evidenz überarbeitet. Seit der letzten Aktualisierung haben mehrere Studien die Vorteile minimalinvasiver, kathetergestützter Verfahren bestätigt. Diese Erkenntnisse sind nun ebenso Bestandteil der Leitlinien wie die Betonung einer individualisierten, patientenzentrierten Entscheidungsfindung. Die Empfehlungen wurden von einer internationalen Expert:innengruppe der ESC und der Europäischen Assoziation für Cardio-Thorakale Chirurgie (EACTS) entwickelt und bedürfen einer qualifizierten Mehrheitsentscheidung innerhalb der Taskforce. Im Fokus der neuen Leitlinien stehen Patient:innennutzen und Zugänglichkeit. Sie sprechen sich für die Durchführung komplexer Eingriffe an spezialisierten Zentren aus und thematisieren erstmals gezielt die Versorgung von Frauen, Risikogruppen und Patient:innen mit Begleiterkrankungen wie Krebs. Neue Kapitel widmen sich unter anderem der akuten Herzinsuffizienz und multivalvulären Erkrankungen. Die ESC stellt die Leitlinien kostenlos zur Verfügung – eine patient:innengerechte Version wird in den kommenden Monaten online publiziert.
Das Inselspital Bern zählt zu den führenden europäischen Zentren für die Behandlung von Herzklappenerkrankungen und führt jährlich über 600 kathetergestützte Eingriffe durch. Die enge Zusammenarbeit zwischen Herzchirurgie und Kardiologie ist dabei laut eigenen Angaben ein zentraler Erfolgsfaktor. (red)
Quelle: Inselspital
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