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13. Internationales Symposium für Neuroorthopädie und Rehabilitation

Sechs aktuelle Themen der Neuroorthopädie

<p class="article-intro">Was wissen wir heute? Was wissen wir noch nicht? Und in welche Richtung sollten sich unsere Behandlungs- und Forschungsaktivitäten entwickeln? Das 13. Internationale Symposium für Neuroorthopädie und Rehabilitation, das im Jänner im Orthopädischen Spital Speising, Wien, stattfand, versuchte, eine Standortbestimmung vorzunehmen und Antworten auf die Fragen in sechs aktuellen Themenbereichen zu finden.<br> </p> <hr /> <p class="article-content"><p>Vor 35 Jahren stellte das erste Neuro&shy;orthop&auml;die-Symposium eine der ersten M&ouml;glichkeiten dar, Fragen zur Verbesserung der Lebensqualit&auml;t bei schweren neurologischen Erkrankungen, Bewegungsst&ouml;rungen und Bewegungsbehinderungen gemeinsam mit international bekannten Experten im multiprofessionellen Team zu diskutieren. Seither hat dieses Format an Attraktivit&auml;t gewonnen und wurde mehrfach kopiert.<br />Die komplexe interdisziplin&auml;re Behandlung stellt nach wie vor eine der gr&ouml;&szlig;ten Herausforderungen der modernen Medizin dar. Trotz der weltweiten F&ouml;rderung hochdotierter neurowissenschaftlicher Forschungsprojekte ist noch kein Ersatz gesch&auml;digter Muskeln, Nervenzellen und neuronaler Funktionen m&ouml;glich. Jedoch hat das Wissen &uuml;ber die M&ouml;glichkeiten motorischen Lernens, dar&uuml;ber, wie menschliche Bewegung entsteht und gesteuert wird, &uuml;ber die Biomechanik des normalen und gel&auml;hmten Gangbildes, &uuml;ber die Vorbeugung von zus&auml;tzlichen Deformit&auml;ten der Muskeln und Gelenke, &uuml;ber die Verminderung von Spastik und die M&ouml;glichkeiten des Muskelkraft- und Koordinationstrainings zu einer Vielzahl neuer Behandlungsans&auml;tze und therapeutischer Verfahren gef&uuml;hrt.</p> <h2>Thema 1 &ndash; &bdquo;Die Muskeln kr&auml;ftigen&ldquo;</h2> <p>Das Wissen &uuml;ber den Muskel, seine Pathophysiologie, Adaptationsvorg&auml;nge und Wirkung bei neuromotorischen Erkrankungen ist beschr&auml;nkt, ebenso wie das &uuml;ber die konkreten Auswirkungen aller in der Praxis angewandten Behandlungsverfahren. Neue biomechanische Studien der letzten Jahre zeigen, dass Muskelschw&auml;che als Hauptfaktor f&uuml;r Gangpathologien betrachtet werden muss und Spastik diese Muskelschw&auml;che kompensiert.<sup>1</sup> Schwerkraft, Massentr&auml;gheit und Beschleunigung werden auch bei zerebralen Bewegungsst&ouml;rungen durch muskul&auml;re Hyperaktivit&auml;t geschickt genutzt, um Energie zu sparen. Neuromuskul&auml;re Kontrolldefizite scheinen nicht f&uuml;r die muskul&auml;re Hyperaktivit&auml;t verantwortlich zu sein.<sup>2</sup><br />Spastik, Dystonie und das prim&auml;re Problem der Muskelschw&auml;che k&ouml;nnen durch Gewichts&uuml;bernahme und Krafttraining positiv beeinflusst werden.<sup>3</sup> Intervalltraining mit Ganzk&ouml;rpervibrationstherapie zeigt ebenso einen positiven Effekt. Die orthetische oder &ndash; noch effektiver &ndash; chirurgische Verk&uuml;rzung von Muskeln f&uuml;hrt zu einem Kraftgewinn, der in einer Funktionsverbesserung sichtbar wird. Bei Gehf&auml;higen sind muskelverk&uuml;rzende Operationen &auml;u&szlig;erst effektiv. Muskelschw&auml;chende Verfahren wie offene oder perkutane Verfahren d&uuml;rfen &ndash; um langfristige Sch&auml;den zu vermeiden &ndash; nur nach eingehender Analyse (3D-Ganganalyse), punktuell und dosiert an funktionell st&ouml;renden antagonistischen Muskeln angewandt werden. <br />H&auml;ufiger als Eingriffe an den Muskeln ist die Korrektur von kn&ouml;chernen Fehlstellungen notwendig, um die ver&auml;nderten Hebelarme f&uuml;r eine effektivere Wirkung der Muskeln zu rekonstruieren. Orthesen k&ouml;nnen dies nur bei geringen kn&ouml;chernen Deformit&auml;ten und auch nur f&uuml;r die Zeit der Verwendung leisten. <br />Auch bei Nicht-Gehf&auml;higen ist eine genaue Analyse der Muskelschw&auml;chen, Muskelverk&uuml;rzungen, Gelenkkapselkontrakturen und kn&ouml;chernen Fehlstellungen mit ver&auml;nderten Hebelarmen f&uuml;r die Muskulatur notwendig, um das Risiko h&auml;ufiger Rezidive gegen das Risiko funktioneller Verluste abzuw&auml;gen. Botulinumtoxin-Programme konnten auch in Kombination mit Orthesen den Prozentsatz der notwendigen Operationen nicht reduzieren und die H&uuml;ftgelenkentwicklung bei Kindern nicht verbessern.<sup>4</sup> Botulinumtoxin findet seinen Einsatz immer mehr und &auml;u&szlig;erst erfolgreich in der derzeit noch Off-Label-Anwendung bei schmerzhafter Spastik und anderen therapieresistenten Schmerzen des Bewegungsapparates im Jugendlichen- und Erwachsenenalter. <br />Aus Sicht der Patienten sind bei diesen Deformit&auml;ten (z.B. H&uuml;ftluxationen) rekonstruktive Verfahren unbedingt notwendig, um Schmerzfreiheit, mehr Beweglichkeit (&bdquo;erstes Mal allein auskleiden war ein unglaublicher Triumph&ldquo;) und ein Leben mit neuer Perspektive zu erreichen. Der gro&szlig;e Aufwand einer OP st&uuml;nde in keinem Verh&auml;ltnis zu dem ungeheuren pers&ouml;nlichen Gewinn.</p> <h2>Thema 2 &ndash; &bdquo;Neuromotorische Gangst&ouml;rungen: orthetische und operative Gangbildverbesserung&ldquo;</h2> <p>Die Differenzierung von Gangst&ouml;rungen entsprechend ihrer Pathophysiologie erm&ouml;glicht die Anwendung differenzierter orthetischer und operativer Behandlungsverfahren. Als zugrunde liegendes Evaluationsverfahren hat sich die 3D-Ganganalyse durchgesetzt. <br />Technologische Ver&auml;nderungen haben in erster Linie das Ziel, die Alltagstauglichkeit der Hilfsmittel f&uuml;r die Betroffenen und Betreuer zu verbessern: Die CAD-CAM-Anpassung funktioniert schon in vielen F&auml;llen und der Start mit 3D-Druck-Orthesen, die dank ihrer materialminimierenden Konstruktionsform eine optimale Akzeptanz bei Kindern und Erwachsenen erreichen, ist erfolgt.<br />Die 3D-Ganganalyse ist bereits Goldstandard f&uuml;r die Neuentwicklung, die individuelle Qualit&auml;tskontrolle und die Verlaufsdokumentation von Geh-Orthesen aller Art. So k&ouml;nnen in neuen Studien die Wirkung der Dorsalsperre, die zu einer Verschlechterung des Gangbildes f&uuml;hrt, das Orthesengewicht, das als Leichtbau Vorteile bietet, und die vorteilhafte &Uuml;berkorrektur eines flexiblen Plattfu&szlig;es mit einer neuartigen Unterschenkel-Geh-Orthese exakt gepr&uuml;ft werden. <br />Durch die Verbindung von mechanischen mit elektronischen orthop&auml;dietechnischen L&ouml;sungen werden in Zukunft intelligentere Produkte im Bereich der Orthetik, Prothetik und Reha-Hilfsmittelversorgung entwickelt werden. Aufrechte Mobilit&auml;t mit Exoskeletten stellt derzeit nur eine f&uuml;r therapeutische Zwecke anwendbare Zwischenl&ouml;sung dar, bis nach weiteren Fortschritten bei der Entwicklung neuer Materialien, die ihre Eigenschaften thermisch oder elektronisch &auml;ndern k&ouml;nnen, eine neue Soft-Orthesen-Generation entstehen d&uuml;rfte. Diese kann im Idealfall sogar mit Brain-Machine-Interface willk&uuml;rlich gesteuert werden. Entwicklungsabteilungen arbeiten bereits daran.</p> <h2>Thema 3 &ndash; &bdquo;Schmerzen: Pr&auml;vention statt Reparaturmedizin&ldquo;</h2> <p>Mehrere Studien der vergangenen Jahre zeigen, dass die Lebensqualit&auml;t von Kindern und Erwachsenen mit Behinderungen haupts&auml;chlich durch untersch&auml;tzte Schmerzen des Bewegungsapparates beeintr&auml;chtigt wird. F&uuml;r das Erreichen und Erhalten der Schmerzfreiheit, Mobilit&auml;t, Selbstst&auml;ndigkeit und Teilhabe werden daher strukturierte Programme zur Pr&auml;vention von Muskel-Skelett-Deformit&auml;ten in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. <br />Im Grundschulalter sch&auml;tzen Kinder mit Zerebralparesen ihre Lebensqualit&auml;t als gleich gut ein wie Kinder ohne Erkrankungen.<sup>5</sup> Eltern und Behandler sehen dies grunds&auml;tzlich anders, sie beurteilen deren Lebensqualit&auml;t signifi&shy;kant schlechter.<sup>6</sup> Andererseits werden Schmerzen des Bewegungsapparates im Jugend- und jungen Erwachsenenalter von Eltern und Behandlern untersch&auml;tzt. Betroffene sch&auml;tzen in der Folge ihre Lebensqualit&auml;t deutlich schlechter ein als angenommen. <br />Mehr als 100 000 Kinder mit einer komplexen Bewegungsst&ouml;rung aufgrund von Nerven-, Muskel- und Skelettsystem-Erkrankungen leben heute im deutschsprachigen Raum. Dazu z&auml;hlen Greif-, Gang-, Sitz-, Haltungsst&ouml;rungen bei der bei Weitem gr&ouml;&szlig;ten Gruppe der Zerebralparesen, aber auch bei angeborenen Fehlbildungen, nach Sch&auml;del-Hirn-Verletzungen, Neuropathien, progredienten Muskelerkrankungen, Arthrogryposen, bei chronischen Arm-, Hand-, Wirbels&auml;ulen-, H&uuml;ft-, Knie- und Fu&szlig;erkrankungen. Muskelschw&auml;che, Ungleichgewicht zwischen Muskelgruppen, Gelenkkontrakturen und -luxationen, Fehlstellungen, Arthrosen, Schmerzen und eingeschr&auml;nkte Mobilit&auml;t treten bei allen Betroffenen auf. H&uuml;ftluxation und Skoliose werden von der WHO den 100 lebensbedrohenden Krankheitsbildern zugeordnet.<br />Die Pathophysiologie dieser Deformit&auml;tenentwicklung ist bis heue nicht vollst&auml;ndig gekl&auml;rt, jedoch scheinen sowohl extrinsische Faktoren, wie Lagerung und Bewegungsmangel zwischen Muskeln und Faszien, als auch intrinsische, wie histologische Ver&auml;nderung der Muskulatur, daf&uuml;r verantwortlich zu sein. Kontrakturen entstehen jedenfalls nicht prim&auml;r durch Spastik, sondern durch Fibrosen.<sup>7</sup> <br />Aus Sicht der Patienten ver&auml;ndern chronische Schmerzen und rasche Erm&uuml;dbarkeit bei Kontrakturen und Luxationen das Leben vollst&auml;ndig und rauben subjektiv jede Zukunftsperspektive. Betroffene halten Vorbeugung f&uuml;r extrem wichtig und weisen darauf hin, dass Eltern bei der Entscheidung f&uuml;r eine invasive Behandlung immer in einem Spannungsverh&auml;ltnis leben, bei dem sie Unterst&uuml;tzung brauchen. Langzeittherapien m&uuml;ssen immer auf ihre Sinnhaftigkeit &uuml;berpr&uuml;ft werden, damit so wenig Zeit f&uuml;r soziale Teilhabe wie m&ouml;glich verloren geht. <br />Pr&auml;vention von Deformit&auml;ten sollte m&ouml;glich sein: Erste Patientenregister, Screening- und Pr&auml;ventionsprogramme konnten in Skandinavien die Zahl schwerer Muskel-Skelett-Ver&auml;nderungen bei Zerebralparesen im Jugendalter zusammen mit fr&uuml;h beginnenden, konservativ-operativen orthop&auml;dischen Behandlungsprogrammen auf einen Bruchteil des bei uns noch &uuml;blichen Prozentsatzes senken.<sup>8&ndash;10</sup> <br />Zur Vermeidung von H&uuml;ftluxationen reicht die H&uuml;ftampel nicht aus; ein Screeningprogramm, das dem CPUP-Programm Schwedens entspricht und dem Screeningprogramm Australiens &auml;hnelt, sollte implementiert werden. Die zugrunde liegenden Screeningparameter sollten nun nach Vorliegen der Delphi-Studie konsentiert werden. Kriterien f&uuml;r regelm&auml;&szlig;ige klinisch-radiologische Untersuchungen k&ouml;nnten die Stufen des Gross Motor Function Classification System (GMFCS) sein (Level I: R&ouml; bei Verschlechterung bzw. Einschulung; Level II: im 2., 6., 10., 14. Lj., dann alle 4 Jahre; Level III&ndash;V: bei initialer Vorstellung im 1.&ndash;2. Lj., dann j&auml;hrlich bis 7a bzw. bis der Migrationsindex stabil ist). Ab einem Migrationsindex von 30 % m&uuml;ssen die Kinder einem neuroorthop&auml;disch erfahrenen Kinderorthop&auml;den vorgestellt werden. Bis es einen Konsens zu den Screeningparametern gibt, k&ouml;nnten die CPUP-Kriterien als Orientierungshilfe verwendet werden. <br />Die Vermeidung anderer Deformit&auml;ten, wie Kontrakturen der Extremit&auml;tengelenke und Wirbels&auml;ulenver&auml;nderungen, sollte in dieses Screeningprogramm durch strukturierte klinische Untersuchungen integriert werden. Physio- und Ergotherapie sollen in die Schulung der Bewegungsmessungen verantwortlich miteinbezogen werden. Laut der vorgestellten Wirbels&auml;ulenampel sind bei GMFCS IV und V, die ein 70 % iges Skolioserisiko aufweisen, ab dem 3. Lebensjahr zus&auml;tzliche regelm&auml;&szlig;ige R&ouml;ntgenkontrollen der Wirbels&auml;ule notwendig.</p> <h2>Thema 4 &ndash; &bdquo;Funktionsverbesserung durch neue Ans&auml;tze&ldquo;</h2> <p>Mehrere biomechanische, bewegungsanalytische und neurowissenschaftliche Studien der letzten Jahre stellen die bisherigen konservativen therapeutischen und medikament&ouml;sen Ans&auml;tze sowie operative Methoden, wie offene Muskelverl&auml;ngerungen mit postoperativer Immobilisation, infrage. Arbeiten aus Hirnforschung, Neuroradiologie, Schmerztherapie, Materialforschung, Neurorehabilitation, Biomechanik, Bewegungsanalyse und Neuroorthop&auml;die haben neue Ans&auml;tze der Behandlung von Kindern und Erwachsenen mit Bewegungsbehinderung aufgezeigt. Die Integration neuer Methoden der Neurorehabilitation, wie repetitive, imaginierte, rhythmisch intendierte Bewegungsbehandlungen in ausreichend hoher Intensit&auml;t, und neuer Methoden der chirurgischen Neuroorthop&auml;die, wie minimal invasive (weil minimal muskelschw&auml;chende) Muskelverk&uuml;rzungen, Hebelarmoptimierungen und winkelstabile Osteosynthesen, scheint den zuk&uuml;nftigen Behandlungspfad vorzuzeichnen.</p> <h2>Thema 5 &ndash; &bdquo;Rumpforthetik: von Standardhilfsmitteln zur digitalen Anpassung&ldquo;</h2> <p>Neuromuskul&auml;re Wirbels&auml;uleninstabilit&auml;t bedarf einer individuellen Diagnostik und Behandlungsplanung. Das Ziel ist die Balancierung der Kr&auml;fte des Rumpfes, um die Kopfkontrolle mit Sensorik und sensomotorischen Aufgaben der oberen Extremit&auml;ten zu erleichtern. Pulmonale, kardiale und Ern&auml;hrungsprobleme m&uuml;ssen sowohl bei der orthetischen als auch operativen Behandlung ber&uuml;cksichtigt werden. Bei der Korsettversorgung ist &ndash; im Gegensatz zur Gipstechnik &ndash; durch Digitalisierung ein f&uuml;r den Patienten stressfreierer Anpassvorgang erreichbar. F&uuml;r die Anpassung einer Sitzunterst&uuml;tzung bietet der &bdquo;Sitability Chair&ldquo; inklusive Foto- und Videodokumentation Vorteile gegen&uuml;ber bisherigen Verfahren. ICF-Frageb&ouml;gen werden f&uuml;r die Probephase entwickelt. <br />Der Vakuumabdruck beh&auml;lt seinen Stellenwert f&uuml;r gezielte Fragestellungen. Studien zeigen, dass sowohl starre als auch sensoorthetisch durch Kompression wirkende Korsette bei richtiger Indikationsstellung eine sehr gute Rumpfstabilisierung und verbesserte Lungenfunktion erreichen lassen.</p> <h2>Thema 6 &ndash; &bdquo;Versorgungsstrukturen f&uuml;r Transition und Erwachsene&ldquo;</h2> <p>Die Zahl und somit der Beratungs- und Versorgungsbedarf Erwachsener mit Zerebralparese steigen kontinuierlich. Sowohl Menschen mit leichteren Einschr&auml;nkungen im Alltag, die einen Beruf erlernen, die Teilnahme am Arbeitsmarkt erreichen und eine Familie gr&uuml;nden k&ouml;nnen, als auch schwer mehrfachbehinderte Menschen finden derzeit kaum eine strukturierte, f&uuml;r ihre Erkrankung spezifische, multiprofessionelle Betreuung. F&uuml;r Schmerzfreiheit, Mobilit&auml;t, Selbstst&auml;ndigkeit und soziale sowie berufliche Teilhabe ben&ouml;tigen sie eine permanente Unterst&uuml;tzung, Beratung und Behandlung durch Experten. <br />Schmerzen sind ein wichtiges Thema und tragen am st&auml;rksten zur subjektiven Beeintr&auml;chtigung der Lebensqualit&auml;t bei. Schmerzen, Muskelschw&auml;che, Fu&szlig;- und Handfehlstellungen, Kontrakturen der Arm- und Beingelenke, H&uuml;ft-, Patella-, Fu&szlig;gelenk-, Handgelenk- und Schulterluxationen und Wirbels&auml;ulendeformit&auml;ten k&ouml;nnen auch im Erwachsenenalter in den meisten F&auml;llen noch ausreichend behandelt werden. Regelm&auml;&szlig;iges Walken, Bewegungstherapie, Krafttraining, gezielter Sport und Rehabilitation sind einfache Verfahren, aber nur bei leichten Problemen ausreichend. Bei Menschen mit schwerer Behinderung regulieren Steh- und Gehtherapie &ndash; neben der F&ouml;rderung der kardiopulmonalen Leistungsf&auml;higkeit &ndash; die Neurotransmitteraussch&uuml;ttung und helfen, psychische Stabilit&auml;t und Motivation zu verbessern. <br />Hilfsmittel k&ouml;nnen Muskelschw&auml;chen oder Lagerungsprobleme beseitigen. Medikamente wie Baclofen oder Botulinum&shy;toxin k&ouml;nnen bei (schmerzhafter) Muskel&uuml;beraktivit&auml;t unterst&uuml;tzend eingesetzt werden. Operationen k&ouml;nnen Muskeln entspannen, kr&auml;ftigen oder eine Hand- oder Fu&szlig;fehlstellung wie Spitzfu&szlig;, Klumpfu&szlig;, Plattfu&szlig;, Hohlfu&szlig; oder eine Gelenk&shy;luxation beseitigen. Operative Muskelverk&uuml;rzung, neue Nahttechniken und winkelstabile Osteosynthesen erm&ouml;glichen eine fr&uuml;here postoperative Vollbelastung mit geringerem Verlust an Muskelkraft.<sup>11, 12</sup> Wiederentdeckte perkutane Operationstechniken erm&ouml;glichen bei vertretbar erh&ouml;htem Risiko einen schmerzfreien Therapiebeginn am ersten postoperativen Tag. Die postoperative Fr&uuml;hmobilisation ist dabei sehr wichtig, um zus&auml;tzliche Muskelschw&auml;chen zu vermeiden. Neuronale Vernetzung und motorisches Lernen werden besonders durch regelm&auml;&szlig;ige, rhythmische, akustische, repetitive &Uuml;bungen gef&ouml;rdert.<sup>13, 14</sup> Robotik-gest&uuml;tzte Bewegungstherapie, Lokomotionstherapie und Vibrationstherapie scheinen besonders daf&uuml;r geeignet.<sup>15&ndash;17</sup> Patientenschulung erm&ouml;glicht Fast-Track-Behandlungspl&auml;ne auch in der Neuroorthop&auml;die mit hoher Akzeptanz und Patientenzufriedenheit. Unterst&uuml;tzte Kommunikation und Smartphone-Apps sind hilfreich einsetzbar. <br />Zugang zu spezialisierten Institutionen ist somit ein wichtiges Thema. Diese sollten den Patienten M&ouml;glichkeiten f&uuml;r pers&ouml;nliche Assistenz, Ausbildungs-, Berufs-, Hilfsmittel-, Sport-, Rehabilitations-, psychologische, Gesundheits- und Finanzierungsberatung entsprechend dem Grad ihrer Einschr&auml;nkungen bieten.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Schweizer K et al.: Gait Posture 2014; 39(1): 80-5 <strong>2</strong> Brunner R, Rutz E: J Child Orthop 2013; 7(5): 367-71 <strong>3</strong> Dodd KJ et al.: Arch Phys Med Rehabil 2002; 83(8): 1157-64 <strong>4</strong> Willoughby K et al.: Dev Med Child Neurol 2012; 54(8): 743-7 <strong>5</strong> Vinson J et al.: J Dev Phys Disabil 2010; 22(5): 497-508 <strong>6</strong> Ramstad K et al.: Disabil Rehabil 2012; 34(19): 1589-95 <strong>7</strong> Koman LA et al.: Orthop Clin North Am 2010; 41(4): 519-29 <strong>8 </strong>Elkamil AI et al.: BMC Musculoskelet Disord 2011; 12: 284 <strong>9</strong> Robb JE, H&auml;gglund G: J Child Orthop 2013; 7(5): 407-13 <strong>10</strong> H&auml;gglund G et al.: Bone Joint J 2014; 96-B(11): 1546-52 <strong>11</strong> Haefeli M et al.: J Child Orthop 2010; 4(5): 423-8 <strong>12</strong> Thompson N et al.: J Bone Joint Surg Br 2010; 92(10): 1442-8 <strong>13</strong> B&uuml;tefisch C et al.: J Neurol Sci 1995; 130(1): 59-68 <strong>14</strong> Sterr A et al.: Arch Phys Med Rehabil 2002; 83(10): 1374-7 <strong>15</strong> Hesse S et al.: Scand J Rehabil Med 1998; 30(2): 81-6 <strong>16</strong> Schroeder AS et al.: Dev Med Child Neurol 2014; 56(12): 1172-9 <strong>17</strong> El-Shamy SM: Am J Phys Med Rehabil 2014; 93(2): 114-21</p> </div> </p>
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