
Schlafmerkmale und Langzeit-Inzidenz neurodegenerativer Erkrankungen
Autor:innen:
Dr. med. Abubaker Ibrahim1
Matteo Cesari, MSc, PhD1
PD Dr. med. Anna Heidbreder1
Ass.-Prof. Dr.med. Michaela Defrancesco, MMSc, PhD2
Dr. med. Elisabeth Brandauer1
Univ.-Prof. Dr.med. Klaus Seppi1
Univ.-Prof. Dr.med. Stefan Kiechl1
Univ.-Prof. Dr. med. Birgit Högl1
Dr.med. Ambra Stefani, PhD1
1 Universitätsklinik für Neurologie
2 Department für Psychiatrie, Psychotherapie Psychosomatik und Medizinische Psychologie
Universitätsklinik für Psychiatrie I
Innsbruck
Korrespondierende Autorin:
Dr. med. Ambra Stefani, PhD
E-Mail: ambra.stefani@i-med.ac.at
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Dr. med. Abubaker Ibrahim, Universitätsklinik für Neurologie der Universität Innsbruck, konnte beim 9th Congress of the European Academy of Neurology (EAN) 2023 in Budapest mit der Präsentation seiner Forschungsarbeit die EAN Tournament Finals in der Kategorie «Klinische Neurologie» für sich entscheiden.
Veränderter Schlaf tritt meist früh bei neurodegenerativen Erkrankungen (NDDs) auf und könnte auch zur Neurodegeneration beitragen. Langzeitstudien mit grosser Stichprobengrösse, die den Zusammenhang zwischen NDDs und objektiven, polysomnografiebasierten Schlafmerkmalen untersuchen, sind selten. Das Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, ob objektive Schlafmerkmale langfristig mit dem Auftreten von NDDs verbunden sind.
Methode: Diese retrospektive Kohortenstudie umfasste polysomnografische Daten von Patienten, die im Schlaflabor der Universitätsklinik für Neurologie, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich, von Januar 2004 bis Dezember 2007 vorstellig wurden. Alle Patienten ≥18 Jahre, die eine Polysomnografie (PSG) durchführten und bei denen zur Baseline PSG oder innerhalb von fünf Jahren keine NDDs auftraten, wurden eingeschlossen. Primärer Endpunkt war die Diagnose von NDDs mindestens fünf Jahre nach der PSG, beurteilt bis Dezember 2021.
Ergebnisse: 999/1454 (68,7%) Patienten erfüllten die Einschlusskriterien, davon 683 (68,3%) Männer; mittleres Alter 54,9 (IQR 33,9–62,7) Jahre. 75 Patienten (7,5%) entwickelten NDDs und 924 (92,5%) blieben nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 12,8 (IQR 9,9–14,6) Jahren krankheitsfrei. Nach Anpassung an verschiedene demografische, schlafbezogene und klinische Kovariaten war eine einprozentige Abnahme der Schlafeffizienz, des N3-Schlafs oder des REM-Schlafs mit einem um 1,9%, 6,5% oder 5,2% erhöhten Risiko für die Diagnose NDDs verbunden (HR: 1,019; 95% CI: 1,002–1,035; HR: 1,065; CI: 1,007–1,118; HR: 1,052; CI: 1,012–1,085, jeweils). Eine einprozentige Abnahme der Wachzeit innerhalb der Schlafperiode (SPT) stellte ein um 2,2% reduziertes Risiko für das Auftreten von NDDs dar (HR: 0,978; CI: 0,958–0,997). Patienten mit dem höchsten Quartil des Wachseins in der SPT (>18,6%) oder dem niedrigsten Quartil des REM-Schlafs (<13,0%) oder des N3-Schlafs (0%) hatten die kürzeste durchschnittliche krankheitsfreie Überlebenszeit (14,9; CI: 14,6–15; 3 Jahre).
Schlussfolgerungen: In dieser Kohorte war eine veränderte Schlafarchitektur bei der Baseline-PSG mit verminderter Schlafeffizienz, REM-Schlaf oder N3-Schlaf oder erhöhtem Wachsein in der SPT nach fünf oder mehr Jahren mit einer NDDs-Diagnose verbunden. Diese Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass Schlafveränderungen zur Pathogenese von NDDs beitragen können, und deuten darauf hin, dass Schlaf als früher Marker für Neurodegeneration und potenzielles Ziel für neuroprotektive Strategien dienen kann.
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