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Neues Verfahren zur Darstellung von Gehirnarealen
Jatros
30
Min. Lesezeit
01.11.2017
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<p class="article-intro">Die vollständige Entfernung von Gehirntumoren und epileptischen Arealen ist oft durch wichtiges funktionelles Hirngewebe eingeschränkt, welches z.B. für Sprechen, Hören, Bewegungen usw. verantwortlich ist. Der internationale Experte Prof. Gerwin Schalk bringt nun eine neue Methode zur Darstellung von Gehirnarealen nach Graz, um damit neue Impulse in der Gehirnchirurgie zu setzen.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Bislang gibt es verschiedene Verfahren, funktionelles Gehirngewebe darzustellen, wobei die direkte Stimulation an der Hirnoberfläche seit Jahrzehnten der Standard ist. Die Voraussetzungen für diese direkte Stimulation sind jedoch der wache Zustand des Patienten während der Operation und sein geistiger Zustand mit vollständiger Kooperation während der Testung. Neben diesen grundsätzlichen Voraussetzungen werden der zeitliche Aufwand und das potenzielle Auftreten von epileptischen Anfällen als Belastung für den Patienten empfunden.<br />Ein Absolvent der Technischen Universität Graz, Prof. Gerwin Schalk, hat in Albany, New York, in den letzten 10 Jahren ein neuartiges Verfahren für die Darstellung solcher funktionellen Hirnareale entwickelt. Gerwin Schalk ist seit 1. Oktober 2017 Gastprofessor an der Medizinischen Universität Graz und wird seine Expertise in der Forschung und Lehre aktiv einbringen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Neuro_1705_Weblinks_31_1.jpg" alt="" width="684" height="666" /><br />Das von Schalk entwickelte Verfahren benötigt keine elektrische Stimulation, sondern basiert rein auf einer physiologischen Hirnstromanalyse durch Auflegen von Elektroden an der Hirnoberfläche. Im Speziellen handelt es sich um die Darstellung von Gammawellen, die sich in ihrer Amplitude bei Aktivierung spezieller Hirn­areale verändern. Ein eigens dafür entwickeltes Computerprogramm filtert diese Gammawellen und stellt die Veränderung der Amplituden grafisch dar. Ein Vorteil dieser Methode ist die rasche Identifikation der funktionellen Hirnareale in wenigen Minuten anstelle stundenlanger Untersuchungen, die bei der elektrischen Stimulation erforderlich sind. Dies bedeutet für die Patienten einen wesentlich besseren Komfort und insgesamt eine kürzere Operationsdauer. Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist, dass lediglich Hirnströme abgeleitet werden und keine Stimulation stattfindet, das heißt kein Strom der Hirnoberfläche zugeführt wird, sodass eine zusätzlich mögliche Belastung in Form von epileptischen Anfällen praktisch nicht vorkommt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Neuro_1705_Weblinks_31_2.jpg" alt="" width="1455" height="1011" /><br />Das neuartige Verfahren wurde von der Grazer Firma g.tec aufgegriffen und zu einem ausgereiften Produkt weiterentwickelt. Um diese neue Methode zu optimieren und als klinischen Standard zu etablieren, bedarf es weiterer klinischer Studien in verschiedenen operativen Situationen. Dies erfolgt in einer Kooperation mit Univ.-Prof. Dr. Hans Georg Eder von der Universitätsklinik für Neurochirurgie an der MedUni Graz und Dr. Gerwin Schalk und seiner Forschungsgruppe in Albany.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Medizinische Universität Graz
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