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ECTRIMS 2015

Mit neuen Medikamenten und neuen Biomarkern auf dem Weg zur individualisierten MS-Therapie

<p class="article-intro">In der MS-Therapie stehen Neurologen neuerdings immer mehr therapeutische Optionen zur Verfügung. Zumindest bei den schubförmig remittierenden Verlaufsformen umfasst die Palette in vielen Ländern bereits heute ein gutes Dutzend entsprechender Medikamente. Prall gefüllte Forschungspipelines versprechen schon in absehbarer Zeit nochmals kräftigen Zuwachs. „One pill fits all“ – diesem historischen Ansatz hat Prof. Dr. Xavier Montalban, Präsident und Tagungsleiter des 31. Jahreskongresses des European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis (ECTRIMS) in Barcelona, nun endgültig einen Platz im Bereich der Medizingeschichte zugewiesen. Die Hoffnung auf eine individualisierte, auf spezifische Patientenbedürfnisse zugeschnittene Therapie wird nach den Worten Montalbans inzwischen ganz massgeblich auch durch Fortschritte auf dem Feld der Biomarker genährt. Für eine Aufbruchstimmung haben in diesem Jahr nicht zuletzt auch die von Montalban vorgestellten Ergebnisse der ORATORIO-Studie gesorgt. Die in Barcelona präsentierten Daten zeigen nun erstmals auch für Patienten mit (primär) progressiven Verlaufsformen konkrete therapeutische Perspektiven auf.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Mit gut einer halben Million betrof&shy;fe&shy;ner Patienten z&auml;hlt die multiple Sklerose (MS) in den L&auml;ndern der Eu&shy;ro&shy;- p&auml;ischen Union (EU) zu den h&auml;ufigsten neurologischen Erkrankungen &uuml;ber&shy;haupt. Betroffen sind vor allem Frauen; bei diesen wird die Erkrankung zumeist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr diagnostiziert. Im jungen Erwachsenenalter ist die MS eine der h&auml;ufigsten Ursachen einer gravierenden (k&ouml;rperlichen) Behinderung und belastet die Gesundheitssysteme Jahr f&uuml;r Jahr mit Kosten in einer Gr&ouml;&szlig;enordnung von circa 15 Milliarden Euro.<sup>1</sup><br /> Insbesondere mit den M&ouml;glichkeiten der modernen Bildgebung ist es inzwischen zwar m&ouml;glich, die (Verdachts-)Diagnose einer MS immer fr&uuml;hzeitiger zu stellen. Eine Frage, die die &Auml;rzte ihren MS-Patienten etwa nach dem ersten Schub einer RRMS (schubf&ouml;rmig remittierend verlaufende MS) jedoch nach wie vor nicht pr&auml;zise be&shy;antworten k&ouml;nnen, ist die nach der wei&shy;teren Prognose. Das k&ouml;nnte sich mit der Entwicklung und Etablierung neuer Biomarker zuk&uuml;nftig &auml;ndern, zeigte sich Montalban optimistisch. &bdquo;Die Pro&shy;gnose eines individuellen Pa&shy;tienten zu verstehen, die f&uuml;r ihn optimale Therapie auszuw&auml;hlen, die Wirkungen und Nebenwirkungen einer Substanz bei dieser einzelnen Person vorauszusagen ist nicht leicht. Aber wir haben zunehmend Daten, einschlie&szlig;lich neuer Ergebnisse zu Biomarkern und anderen Pr&auml;diktoren, die uns dabei unterst&uuml;tzen.&ldquo;</p> <h2>Pr&auml;diktive Liquordiagnostik</h2> <p>So hat eine Arbeitsgruppe um Mont&shy;alban und Kollegen beim diesj&auml;hrigen ECTRIMS etwa ein neues Testverfahren vorgestellt, mit dessen Hilfe sich vergleichsweise pr&auml;zise vorhersagen lassen soll, ob bei Patienten mit einem klinisch isolierten Syndrom (CIS) im weiteren Verlauf mit einer MS- Manifestation zu rechnen ist. Das Verfahren basiert auf der massenspek&shy;trometrischen Bestimmung bestimmter Liquorproteine. In ihren Untersuchun&shy;gen nahmen die Neurologen den Liquor von 25 CIS-Patienten, die in der Folge eine klinisch gesicherte MS (CDMS) entwickelt hatten, unter die Lupe und verglichen ihn mit dem Liquor von weiteren 25 CIS-Patienten ohne nachfolgende MS-Manifestation. Unter 24 als prognostisch relevant eingestuften Proteinen erwies sich demnach der kombinierte Nachweis von zweien dieser Proteine mit vergleichsweise hoher Spezifit&auml;t und Selektivit&auml;t (AUC=0,86) als aussagekr&auml;ftiger Pr&auml;diktor f&uuml;r den zu erwartenden klinischen Verlauf bei CIS-Patienten &ndash; sprich f&uuml;r die Wahrscheinlichkeit einer sp&auml;teren CDMS.<sup>2</sup><br /> <br /> Als prognostisch ung&uuml;nstiger Biomarker hat sich bei CIS-Patienten den Ergebnissen einer gro&szlig;en multinationalen, longitudinalen Kohortenstudie zufolge auch der alleinige Nachweis von CHI-3L1 (Chitinase 3-like 1) im Liquor erwiesen.<sup>3</sup> Eben dieser Biomarker war bei insgesamt 813 Patienten mit isolierten neurologischen Syndromen (CIS) bestimmt worden. Mit den CHI- 3L1-Spiegeln stieg die Wahrscheinlichkeit einer CDMS-Konversion. Zudem erwies sich dieser Biomarker als unabh&auml;ngiger Risikofaktor f&uuml;r die Entwicklung einer Behinderung (HR: 3,8).<br /> <br /> Auch mittels Sequenzierung von RNA, micro-RNA oder DNA lassen sich offenbar aussagekr&auml;ftige Biomarker zur Ermittlung der Krankheitsaktivit&auml;t gewinnen. In Untersuchungen von Co&shy;mabella et al wurden zun&auml;chst DNA-Proben und im Blut zirkulierende mononukle&auml;re Zellen von 12 gesunden Kontrollpersonen und 44 unbehandelten MS-Patienten gesammelt &ndash; darunter 11 Patienten mit benignem Verlauf (EDSS-Score 15 Jahre nach Erstdiagnose &lt;3,0), 10 RRMS-Patienten mit fr&uuml;hzeitigen erneuten Sch&uuml;ben innert 5 Jahren nach Erstdiagnose, 12 Patien&shy;ten mit sekund&auml;r progressivem (SPMS) und 11 mit prim&auml;r progressivem (PPMS) Verlauf.<sup>4</sup> Die mittels aufwendiger Sequenzierungsverfahren erfolgten Analysen brachten unter anderem folgen&shy;de Ergebnisse: Bei MS-Patienten mit eher benignem Verlauf (s.o.) fand sich eine signifikante &Uuml;berexpression von HSPA1B, einem f&uuml;r bestimmte Hitze&shy;schockproteine kodierenden Gen (adjustierter p-Wert &lt;0,05). Patienten mit prim&auml;r progressiven Verlaufsformen wiesen hingegen eine Up-Regulation solcher Gene auf, die durch proentz&uuml;ndliche Zytokine wie Interleukin-1 beta oder IL-6 induziert werden (p&lt;0,01). Bei Patienten mit fr&uuml;hen Sch&uuml;ben (RRMS) wurde eine &Uuml;berex&shy;pression von microRNA 132 (hsa-miR-132) nachgewiesen, welche mit einer signifikanten Down-Regulation von HBEGF (&bdquo;heparin-binding EGF-like growth factor&ldquo;) vergesellschaftet war (p&lt;0,05). Abgesehen von der potenziellen Bedeutung in Hinblick auf neue Biomarker sind die in Barcelona vorgestellten Daten nach Einsch&auml;tzung Comabellas und Kollegen nicht zuletzt ein Hinweis darauf, dass den unterschiedlichen Verlaufsformen der MS auch unterschiedliche molekulare Pathomechanismen zugrunde liegen. Auch diese Befunde unterstreichen die Notwendigkeit einer f&uuml;r bestimmte Patientenbed&uuml;rfnisse (und Pathomechanismen) ma&szlig;geschneiderten, indi&shy;vidualisierten Therapie.</p> <h2>Bildgebung als Pr&auml;diktor f&uuml;r Krankheitsverlauf</h2> <p>Praxistaugliche Pr&auml;diktoren f&uuml;r die zu erwartende Behinderungsprogression und/oder das Ansprechen auf eine MS-Therapie k&ouml;nnten sich nach Einsch&auml;tzung Montalbans auch mithilfe moderner bildgebender Verfahren gewinnen lassen. In diesem Sinn hat der Neurologe nun auch aktuelle Analysen aus dem Datenpool der INFORMS-Studie interpretiert, in deren Rahmen das Ausma&szlig; von zerebralen und spinalen Volumenverlusten bei Patienten mit prim&auml;r progressiven Verlaufsformen der MS (PPMS) unter der Behandlung mit Fingolimod mit klinischen Parametern in Bezug gesetzt worden ist.<sup>5</sup> Im Rahmen des dreij&auml;hrigen Beobachtungszeitraums kam es in Verum- und Placebogruppe gleicherma&szlig;en zu einer kontinuierlichen Zunahme der zerebral und spinal gemessenen Atrophie. Die Tatsache, dass das Ausma&szlig; dieser Atrophie mit klinischen Parametern wie der Behinderungsprogression korrelierte, ist ein Hinweis darauf, dass die Ergebnisse einer entsprechenden Bildgebung als sinnvolle Surrogatmarker genutzt werden k&ouml;nnen.</p> <h2>Kognitive Funktion und funktionelle Konnektivit&auml;t</h2> <p>Ein weiterer beim diesj&auml;hrigen ECTRIMS breit diskutierter potenziell praxistauglicher Pr&auml;diktor f&uuml;r die Krankheitsprogression ist die kognitive Funktion.<sup>6</sup> &bdquo;Die kognitive Funktion, MS-bezogene strukturelle Sch&auml;digungen von Hirnmasse, funktionelle Konnektivit&auml;t und die Selbsteinsch&auml;tzung der Patienten bez&uuml;glich ihres Gesundheitszustands erweisen sich bei Patienten mit schubf&ouml;rmig remittierender MS als Pr&auml;diktoren f&uuml;r das Fortschreiten der Behinderung&ldquo;, berichtete Montalban. Es k&ouml;nne sich mit anderen Worten also als zweckm&auml;&szlig;ig erweisen, die kognitive Funktion und die Selbsteinsch&auml;tzung der Patienten in Bezug auf ihre physische Gesundheit im klinischen Alltag routinem&auml;&szlig;ig zu erheben und damit wertvolle Informationen f&uuml;r Krankheitsverlauf und -management zur Hand zu haben.</p> <h2>ORATORIO bei PPMS: Licht am Ende des Tunnels?</h2> <p>Anders als bei der schubf&ouml;rmig remit&shy;tierend verlaufenden MS, f&uuml;r die bereits heute eine ganze Reihe von krankheitsmodifizierenden Medikamenten verf&uuml;gbar ist, stehen &Auml;rzte bei ihren Patienten mit prim&auml;r (wie auch sekund&auml;r) progressiven Verlaufsformen bislang eher mit dem R&uuml;cken zur Wand. Warum diese progressiven Verlaufsformen so herausfordernd sind, hat der Londoner Neurologe Prof. Dr. med. Alan Thompson bei der diesj&auml;hrigen &bdquo;ECTRIMS Lecture&ldquo;<sup>7</sup> wie folgt auf den Punkt gebracht:</p> <ul> <li>Progressive Verlaufsformen der MS betreffen fr&uuml;her oder sp&auml;ter jeden zweiten der insgesamt rund 2,3 Mio. MS-Patienten.</li> <li>Der Progressionsbeginn ist die wesentliche Determinante f&uuml;r den Weg in den Rollstuhl.</li> <li>W&auml;hrend f&uuml;r schubf&ouml;rmig remittierende Verlaufsformen inzwischen 12 neue Behandlungsoptionen verf&uuml;gbar sind, gibt es f&uuml;r die progressive MS gegenw&auml;rtig keine einzige effektive Therapie.</li> <li>Die Suche nach effektiven Therapien bei progressiver MS hat f&uuml;r die Patienten h&ouml;chste Priorit&auml;t.</li> </ul> <p>Orientiert man sich an den von Kongresspr&auml;sident Montalban vorgestellten Ergebnissen der ORATORIO-Studie, so er&ouml;ffnen sich mit dem selektiv gegen CD20-positive B-Zellen gerichteten rekombinanten, humanisierten monoklonalen Antik&ouml;rper Ocrelizumab nun erstmals therapeutisch greifbare Perspektiven f&uuml;r PPMS-Patienten.<sup>8</sup><br /> <br /> Bei ORATORIO (NCT01194570) han&shy;delt es sich um eine randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie mit dem Ziel, Wirksamkeit und Vertr&auml;glichkeit von Ocrelizumab bei PPMS-Patienten zu beurteilen. Die 732 randomisierten Patienten im Alter zwischen 18 und 55 Jahren mussten unter anderem folgende Einschlusskrite&shy;&shy;rien erf&uuml;llen: gesicherte PPMS-Diagnose (McDonald-Kriterien 2005), EDSS (&bdquo;Expanded Disability Status Scale&ldquo;)-Score zwischen 3 und 6,5, maximale Erkrankungsdauer 15 Jahre bei EDSS &gt;5 beziehungsweise 10 Jahre bei EDSS &lt;5. Gefordert wurden zudem patho&shy;logische Liquorbefunde im Sinne eines erh&ouml;hten Immunglobulinindexes und/oder eines Nachweises oligoklonaler Banden. Nach Studieneinschluss er&shy;hiel&shy;ten die Patienten alle sechs Monate zwei in 14-t&auml;gigen Abst&auml;nden ver&shy;abreichte Infusionen von je 600mg Ocrelizumab beziehungsweise Placebo. Prim&auml;rer Studienendpunkt war die Zeit bis zum Auftreten einer best&auml;tigten Behinderungsprogression &ndash; definiert als eine &uuml;ber mindestens 12 Wochen kontinuierlich fortschreitende Zunahme des EDSS-Scores. Im Studienprotokoll vorgesehen war zun&auml;chst ein Behandlungszeitraum von mindestens 120 Wo&shy;chen. Zudem musste eine vordefinierte Mindestzahl der zuvor genannten Endpunktereignisse erreicht sein &ndash; insgesamt etwa 253.<br /> <br /> Den von Montalban vorgestellten Ergebnissen zufolge liess sich das Risiko f&uuml;r das Auftreten des prim&auml;ren Endpunktes &ndash; also eine &uuml;ber mindestens 12 Wochen kontinuierliche Verschlechterung im EDSS-Score &ndash; unter der Behandlung mit dem monoklonalen Antik&ouml;rper um 24 % signifikant senken (p=0,0321). Im Verlauf von 24 Wochen war eine vergleichbare Risikoreduktion (25 % , p=0,0365) zu beobachten. Auch im Gehtest ergab sich nach Studien&shy;ende eine signifikante &Uuml;ber&shy;legenheit von Ocrelizumab gegen&uuml;ber Placebo. Bez&uuml;glich weiterer sekund&auml;rer Studien&shy;endpunkte berichtete Montalban auch &uuml;ber signifikante Verbesserungen im Rahmen bildgebender Verfahren. W&auml;hrend unter Ocrelizumab nach 120 Wo&shy;chen das Volumen hyperintenser T2-L&auml;sionen um 3,4 % abgenommen hatte, war in der Placebogruppe eine Zunah&shy;me um 7,4 % zu beobachten (p&lt; 0,0001). Auch mit Blick auf das Gesamthirn&shy;volumen schnitten die Verumpatienten im Studienverlauf besser ab.<br /> <br /> Im Hinblick auf die unerw&uuml;nschten Ereignisse fanden sich in den beiden Studiengruppen keine signifikanten Un&shy;terschiede. Gleiches galt f&uuml;r die Zahl der schweren unerw&uuml;nschten Ereignisse einschlie&szlig;lich schwerer Infektionen (20,4 % unter Ocrelizumab und 22,4 % unter Placebo). F&auml;lle von progressiver multifokaler Leukoenzephalopathie wurden im Studienverlauf nicht bekannt. Infusionsreaktionen tra&shy;&shy;ten unter Gabe des monoklonalen Antik&ouml;rpers in 39,9 % auf (Placebo: 25,5 % ) und waren damit das h&auml;ufigste unerw&uuml;nschte Ereignis. Anlass zur Vor&shy;sicht (sorgf&auml;ltiges Monitoring etc.) geben nach Einsch&auml;tzung Montalbans folgende Zahlen: Numerisch kam es in der Verumgruppe zu einem vermehrten Auftreten von Krebserkrankungen (11 versus 2): Einem Todesfall in der Placebogruppe standen deren vier in der Verumgruppe gegen&uuml;ber.</p> <h2>&Uuml;berzeugende Daten auch bei RRMS</h2> <p>Keinesfalls minder beeindruckende Ergebnisse konnte der monoklonale B-Zell-Antik&ouml;rper Ocrelizumab auch bei RRMS-Patienten erzielen, berichtete Dr. Stephen Hauser, San Francisco/USA, &uuml;ber die Ergebnisse zweier klinischer Phase-III-Studien mit identischem Studiendesign.<sup>9</sup> In den rando&shy;misierten, doppelblinden OPERA-I- und -II-Studien war der Antik&ouml;rper &ndash; in Abst&auml;nden von einem halben Jahr in einer Dosierung von 600mg intraven&ouml;s verabreicht &ndash; mit einer Interferon-Standardtherapie (IFN-&beta;-1a 3x 44&mu;g pro Woche s.c.) verglichen worden. Nach zweij&auml;hriger Behandlung erwies sich Ocrelizumab bei den insgesamt 1656 in die Studie eingeschlossenen Patienten gegen&uuml;ber der Interferon-Standardtherapie in mehrfacher Hinsicht als signifikant &uuml;berlegen.<br /> <br /> So konnte zun&auml;chst die j&auml;hrliche Schubrate um 46 resp. 47 % (p&lt;0,001) gesenkt werden. Das Risiko f&uuml;r eine mindestens 12- beziehungsweise 24-w&ouml;chige best&auml;tigte Behinderungsprogression lie&szlig; sich um jeweils 43 bzw. 37 % vermindern. Zudem kam es zu einer hochsignifikanten Abnahme der MS-typischen Inflammation &ndash; abzulesen an einer Abnahme der T1-Gadolinium-anreichernden L&auml;sionen um 94 bzw. 95 % (p&lt;0,001). Im Vergleich mit Interferon beta-1a signifikant gesenkt werden konnte den Angaben Hausers zufolge auch die Zahl neuer oder sich vergr&ouml;&szlig;ernder T2-L&auml;sionen (77 resp. 83 % ; p&lt;0,001). In beiden Studiengruppen kam es bei jeweils 83,3 % der Patienten zu unerw&uuml;nschten Ereignissen jedweder Art. Vergleichbar war auch die Rate schwerwiegender Ereignisse (6,9 versus 8,7 % ). Das nach Massgabe dieser Studiendaten eher g&uuml;nstige Nebenwirkungsprofil wirft nach Einsch&auml;tzung Hausers die Frage auf, ob der erfolgreich getestete neue Antik&ouml;rper bei RRMS-Patienten nicht wom&ouml;glich bereits in fr&uuml;hen Erkrankungsstadien eine sinnvolle therapeutische Option sein k&ouml;nnte. Andererseits ist diesbez&uuml;g&shy;lich zu bedenken, dass bei einer ande&shy;ren Indikation (rheumatoide Arthritis) das Auftreten schwerer, auch t&ouml;dli&shy;cher opportunistischer Infektionen unter der Behandlung mit Ocrelizumab zu einem vorzeitigen Studienabbruch gef&uuml;hrt hat.</p> <h2>Wegen &Uuml;berf&uuml;llung geschlossen</h2> <p>Nach Angaben von Prof. Dr. med. Per Soelberg Sorensen, Sekret&auml;r des ECTRIMS Executive Committee und beim diesj&auml;hrigen Kongress Vorsitzender des &bdquo;Teaching Course Committee&ldquo;, ist der ECTRIMS-Kongress inzwischen die weltweit gr&ouml;&szlig;te j&auml;hrlich stattfindende internationale Konferenz, die sich mit Grundlagen und klinischer Forschung zur multiplen Sklerose besch&auml;ftigt. Mehr als 8.000 in Barcelona registrierte Teilnehmer sorgten in diesem Jahr abermals f&uuml;r einen neuen Besucherrekord. Dieser hatte zur Folge, dass teilnehmenden Sp&auml;taufstehern der Zugang zur Er&ouml;ffnungsveranstaltung wegen &Uuml;berf&uuml;llung verwehrt wurde. Wer wollte, konnte immerhin einer in einen anderen Gro&szlig;raum &uuml;bertragenen Livekonferenz beiwohnen. Alternativ h&auml;tte das ECTRIMS-Programm in Verbindung mit Veranstaltungsort und Witterungsbedingungen auch einen Spaziergang am Mittelmeerstrand von Barcelona nahegelegt. So st&uuml;tzen n&auml;mlich neue Studienergebnisse aus einer kanadischen Arbeitsgruppe um Helen Tremlitt die Hypothese, dass durch verminderte UV-B-Licht-Exposi&shy;tion bedingte Defizite im Vitamin-D-Stoffwechsel als Risikofaktor f&uuml;r die Entstehung einer MS zu betrachten sind.<sup>10</sup> Demnach k&ouml;nnte der Vitamin- D-Status insbesondere im sp&auml;teren Er&shy;wachsenenalter f&uuml;r MS-Entstehung und -verlauf an Bedeutung gewinnen.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Medizinjournalist<br/> <br/> Quelle:<br/> 31st Congress of the European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis,<br/> 7.–10. Oktober 2015, Barcelona </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Olesen J et al: The economic cost of brain disorders in Europe. Europ J Neurology 2012; 19: 155-162<br /><strong>2</strong> Comabella M et al: Protein-based biomarker predicts conversion from clinically isolated syndrome to multiple sclerosis. Congress of the ECTRIMS 2015: abstract P1213<br /><strong>3</strong> Cant&oacute; E et al: Chitinase 3-like: prognostic biomarker in clinically isolated syndromes. Brain 2015; 138: 918-931<br /><strong>4</strong> Comabella M et al: Search of biomarkers for multiple sclerosis by RNA, microRNA, and exome sequencing approaches. Congress of the ECTRIMS 2015: abstract P1227<br /><strong>5</strong> Yaldizli O et al: Brain and cervical spinal cord atrophy in primary progressive multiple sclerosis: results from a placebo-controlled phase III trial (INFORMS). Congress of the ECTRIMS 2015: abstract 110<br /><strong>6</strong> Raghupathi R et al: Baseline cognitive function predicts clinical disability progression in an integrated RRMS clinical trial database. Congress of the ECTRIMS 2015: abstract P317<br /><strong>7</strong> ECTRIMS Lecture: Prof. Alan Thompson, London: &bdquo;Therapeutic challenges of progressive MS&ldquo;, Barcelona, 8. Oktober 2015 <br /><strong>8</strong> Montalban X et al: Efficacy and safety of ocrelizumab in primary progressive multiple sclerosis &ndash; results of the placebo-controlled, double-blind, Phase III ORATORIO study. Congress of the ECTRIMS 2015: abstract 228<br /><strong>9</strong> Hauser S et al: Efficacy and safety of ocrelizumab in relapsing multiple sclerosis &ndash; results of the interferon-beta-1a-controlled, double-blind, Phase III OPERA I and II studies. Congress of the ECTRIMS 2015: abstract 190<br /><strong>10</strong> Tremlett H et al: Sun exposure over the life-course and associations with multiple sclerosis. Congress of the ECTRIMS 2015: abstract 123</p> </div> </p>
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