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Kopfschmerzversorgung und multimodale Schmerztherapie

Kombinierte Therapie von schweren Kopfschmerzen bei Medikamentenübergebrauch

<p class="article-intro">Bei der Dreiländertagung der Kopfschmerzgesellschaften wurden auch aktuelle Zahlen zur Kopfschmerzversorgung vorgestellt. Ein stationäres Programm für Patienten mit schweren Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerzen setzt auf ein Zusammenspiel von Schulmedizin und traditioneller chinesischer Medizin. Erste Untersuchungen sprechen für eine gute Wirksamkeit.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>In ihrem Vortrag stellte PD Dr. Stefanie F&ouml;rderreuther, Neurologischer Konsiliardienst an der LMU M&uuml;nchen, Klinikum Gro&szlig;hadern, die Resultate einer Befragung zur Kopfschmerzversorgung in Deutschland vor. &bdquo;Diese Daten wurden zwischen September und November 2016 anhand von 2500 Face-to-Face-Befragungen in einer repr&auml;sentativen Stichprobe der deutschen Wohnbev&ouml;lkerung ab einem Alter von 14 Jahren erhoben&ldquo;, erl&auml;uterte sie. Neben soziodemografischen Daten wurden dabei die Antworten auf 38 Fragen zum Thema Kopfschmerzen erfasst.</p> <h2>Prophylaxe zu selten eingesetzt</h2> <p>Die Befragung ergab eine 6-Monats- Pr&auml;valenz f&uuml;r Kopfschmerzen im Allgemeinen von 40,2 % und f&uuml;r Migr&auml;ne von 7,6 % . &bdquo;Unsere Umfrage zeigte zudem, dass Patienten mit Migr&auml;ne im Vergleich zur Gruppe mit Kopfschmerzen nicht nur unter Schmerzen einer h&ouml;heren Intensit&auml;t litten, sondern auch h&auml;ufiger innerhalb eines Monats und l&auml;nger anhaltend davon betroffen sind&ldquo;, so Dr. F&ouml;rderreuther. Insgesamt 29 % der Befragten gaben an, an 4 bis 14 Tagen pro Monat unter Migr&auml;ne zu leiden. &bdquo;Dies stellt schon eine sehr erhebliche Belastung dar&ldquo;, betonte die Referentin.<br /> Im Weiteren ergab die Befragung, dass etwa die H&auml;lfte der Kopfschmerzpatienten vom Hausarzt/Internisten und knapp ein Viertel vom Neurologen betreut wird. Die wichtigste Informationsquelle stellte f&uuml;r die meisten Betroffenen (34,8 % ) denn auch der Arzt dar. Das Internet favorisierten lediglich 14 % . &bdquo;Nur 53,5 % der &Auml;rzte bekamen f&uuml;r ihre Leistung aber die Note 1 oder 2. Da ist also sicher noch Luft nach oben&ldquo;, so Dr. F&ouml;rderreuther. Auf die M&ouml;glichkeiten einer Migr&auml;neprophylaxe wiesen 48 % der &Auml;rzte hin, unter den Fach&auml;rzten waren es 57 % . Von den Patienten mit 4 bis 14 Migr&auml;netagen pro Monat erhielten lediglich 22 % eine Prophylaxe. &bdquo;Bei diesen Patienten gibt es jedoch eindeutig eine Indikation f&uuml;r eine Prophylaxe. An dieser Zahl m&uuml;ssen wir daher unbedingt arbeiten&ldquo;, meinte die Referentin. Die Patienten gaben zudem an, dass sie sich insbesondere mehr Informationen &uuml;ber die Ausl&ouml;ser einer Migr&auml;ne und &uuml;ber alternative Behandlungsm&ouml;glichkeiten w&uuml;nschten.</p> <h2>Die station&auml;re Kopfschmerzrehabilitation</h2> <p>&bdquo;Wir alle kennen den Teufelskreis, der &uuml;ber ein Zuviel an Akutmedikamenten zu einem Medikamenten&uuml;bergebrauchs-Kopfschmerz f&uuml;hrt&ldquo;, erkl&auml;rte der n&auml;chste Referent, Prof. Dr. Peter Sandor, &Auml;rztlicher Direktor Neurologie, RehaClinic Bad Zurzach. Die Therapie eines Medikamenten&uuml;bergebrauchs- Kopfschmerzes (MOH) kann in unterschiedlichen Settings stattfinden. &bdquo;Sehr schwer Betroffenen bieten das Kantonsspital Baden und die RehaClinic Bad Zurzach gemeinsam einen station&auml;ren Entzug &uuml;ber 5 Tage an, gefolgt von einer spezialisierten Kopfschmerzrehabilitation&ldquo;, berichtete er. Patienten, die sich f&uuml;r dieses Programm qualifizierten, h&auml;tten bereits mehrere erfolglose Therapieversuche, auch station&auml;re, hinter sich. Dar&uuml;ber hinaus w&uuml;rden oft bereits berufliche und private Schwierigkeiten (Elternschaft, Beziehung) als Folge der Migr&auml;ne bestehen. Das Programm beinhaltet neben einer Pharmakotherapie komplement&auml;re Ma&szlig;nahmen, unter anderem ein Schmerzcoaching, Physiotherapie, Ausdauertraining und auch traditionelle chinesische Medizin (TCM).<br /> Im Rahmen eines neurowissenschaftlichen Begleitprogramms wurden bei bisher behandelten Patienten anhand von MRIAufnahmen im zeitlichen Querschnitt bestimmte Ver&auml;nderungen im Hirnstamm, in striatalen Gebieten und im orbitofrontalen Kortex (OFK) festgestellt. Im zeitlichen L&auml;ngsschnitt zeigten diejenigen Patienten, bei denen das Programm zu einer erfolgreichen R&uuml;ckf&uuml;hrung des MOH in einen episodischen Kopfschmerz gef&uuml;hrt hatte, eine Normalisierung dieser Ver&auml;nderungen.<sup>1</sup> Bei den Non-Respondern blieben die Ver&auml;nderungen erhalten. &bdquo;Zudem korrelierte das Ausma&szlig; der Ver&auml;nderungen im OFK mit der Erfolgswahrscheinlichkeit&ldquo;, erg&auml;nzte Prof. Sandor. Damit scheinen der OFK und der Hirnstamm, zus&auml;tzlich zu bereits bekannten weiteren Abnormit&auml;ten, bei MOH pathophysiologisch wichtig zu sein. &bdquo;Erste retrospektive Evidenz deutet zudem darauf hin, dass der von uns gew&auml;hlte komplement&auml;re Einsatz von Schulmedizin und TCM gut wirksam ist&ldquo;, schloss Prof. Sandor.</p> <p><br /><span class="link-color"> <a class="article-link" href="http://at.universimed.com/fachthemen/1000000271" data-locked="0">hier weiterlesen</a></span></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 6. Dreiländertagung Kopfschmerzsymposium, 15. bis 17. März 2018, Bad Zurzach, Schweiz </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Riederer F et al:. Decrease of gray matter volume in the midbrain is associated with treatment response in medication- overuse headache: possible influence of orbitofrontal cortex. J Neurosci 2013; 33(39): 15343-9</p> </div> </p>
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