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Besondere Betreuung notwendig

Höheres Risiko für Komplikationen bei schwangeren Migränepatientinnen

Frauen, die unter Migräne leiden, haben ein höheres Risiko, geburtshilfliche und postnatale Komplikationen zu erleiden, ergab eine Studie, die am 7. Kongress der Europäischen Akademie für Neurologie (EAN) vorgestellt wurde.1

Die in Israel durchgeführte Untersuchung analysierte die Schwangerschaften von 145102 Frauen zwischen 2014 und 2020 (erste Schwangerschaft in dem Zeitraum pro Frau). Die Forscher untersuchten die Art der Entbindung, medizinische und geburtshilfliche Komplikationen in jedem Trimester und die Verwendung von Medikamenten während der Schwangerschaft. Im Rahmen der Studie litten 12222 Frauen an Migräne und 1576 an Migräne mit Aura.

Migräne erhöht Risiko für Komplikationen

Schwangere Frauen mit Migräne hatten ein höheres Risiko, geburtshilfliche und postpartale Komplikationen zu entwickeln. Zudem hatten sie ein erhöhtes Risiko, in Risikoabteilungen eingewiesen zu werden: 6% bei schwangeren Frauen ohne Migräne, 6,9% bei Migräne ohne Aura und 8,7% bei schwangeren Frauen, die an Migräne mit Aura leiden.

Die Untersuchungen ergaben ausserdem, dass schwangere Migränepatientinnen ein deutlich erhöhtes Risiko für Schwangerschaftsdiabetes, Hyperlipidämie und Blutgerinnsel hatten. Während der Wehen hatten Frauen, die unter Migräne leiden, eine höhere Rate an Epiduralanästhesien (p<0,0001), hatten aber kein erhöhtes Risiko für eine assistierte Geburt.

Migränepatientinnen als Risikoschwangerschaften einstufen

Der Hauptautor der Studie, Nirit Lev, MD, PhD, Vorstand des Departments für Neurologie, Meir Medical Center, Tel Aviv University, kommentierte: «Unsere Studie bestätigt, dass Frauen, die unter Migräne leiden, ein höheres Risiko für eine Reihe von medizinischen und geburtshilflichen Komplikationen haben. Wir empfehlen daher, diese Frauen als ‹Risikoschwangerschaften› einzustufen und sie nach einem Risikoprotokoll zu behandeln.»

Bei Risikoschwangerschaften sind eine besondere Überwachung und Betreuung während der gesamten Schwangerschaft erforderlich. Zu den bestehenden Faktoren, die zu einer Risikoschwangerschaft beitragen, gehören ein fortgeschrittenes mütterliches Alter, Frauen, die mehr als ein Kind austragen, und Komplikationen während einer früheren Schwangerschaft. Bestehende Gesundheitsprobleme wie Diabetes, Epilepsie und Bluthochdruck führen ebenfalls dazu, dass Frauen in das Risikoprotokoll aufgenommen werden.

Neurologische Beratung und Nachbetreuung notwendig

«Es wurde auch festgestellt, dass Migränepatientinnen ein höheres Risiko haben, während der Schwangerschaft und nach der Geburt eine Depression zu entwickeln», erklärt Prof. Lev, «deshalb sollte ihnen auch während der Schwangerschaft eine neurologische Beratung und nach der Geburt eine angemessene Nachbetreuung angeboten werden.»

Migräne ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen, von der mehr als eine von zehn Personen betroffen ist.2 Jüngste Forschungen haben ergeben, dass Migräne bei Frauen dreimal häufiger vorkommt als bei Männern, und hormonelle Veränderungen im Zusammenhang mit der Menstruation, den Wechseljahren und der Geburt eines Kindes führen zu einer verstärkten Migräneaktivität.

7. EAN-Kongress, 19.–22. Juni 2021, virtuell

1 Migräne in der Schwangerschaft und post partum - epidemiologische und klinische Merkmale. Vorgestellt auf dem EAN-Kongress 2021 2 Woldeamanuel YW, Cowan RP: Migräne betrifft 1 von 10 Menschen weltweit mit jüngstem Anstieg: eine systematische Überprüfung und Meta-Analyse von gemeindebasierten Studien mit 6 Millionen Teilnehmern. J Neurol Sci 2017; 372: 307-15

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