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Alle Patienten EBV-positiv
Leading Opinions Digital
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15.10.2018
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<p class="article-intro">Eine Studie aus Deutschland fand nach intensiver Testung erstmals eine hundertprozentige Seropositivität für das Epstein-Barr-Virus bei Patienten mit früher MS.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Das Epstein-Barr-Virus (EBV) ist ein ubiquitär vorkommendes humanes Herpesvirus mit einer Affinität zu B-Lymphozyten. Ein Zusammenhang von EBV-Infektionen mit Multipler Sklerose ist bekannt. „Diese Assoziation ist so stark, dass man Multiple Sklerose als Komplikation einer EBV-Infektion betrachten könnte“, sagte PD Dr. Klemens Ruprecht von der Charité Berlin in der Late Breaking News Session am ECTRIMS-Kongress in Berlin. <br /><br /> Wenn dem so wäre, müssten eigentlich alle MS-Patienten seropositiv für EBV sein. Frühere Studien zu diesem Thema hatten jedoch keine hundertprozentige EBV-Seropositivität bei MS-Patienten gefunden. Das Team um Ruprecht vermutete aber, dass die Testmethoden in diesen Studien nicht sensitiv genug waren oder aber die seronegativen Patienten vielleicht gar keine MS hatten. <br /><br /> Um ihre Hypothesen zu überprüfen, rekrutierte die Studiengruppe 901 Patienten mit RRMS oder CIS nach strengen Inklusionskriterien und testete sie schrittweise auf Antikörper für Epstein-Barr-Virus. Im ersten Test, dem Standardtest auf Antikörper gegen das Epstein-Barr-Nuklear-Antigen (EBNA-1-IgG), waren bereits 839 Patienten positiv. Bei den verbliebenen Patienten wurde ein Test auf IgG-Antikörper gegen VCA (virales Capsid-Antigen) durchgeführt, auf den 45 Patienten ansprachen. Bei den restlichen 17 Patienten konnten EBV-Antikörper schliesslich mit einem Immunoblot nachgewiesen werden.<br /><br /> Im Endergebnis waren also sämtliche Patienten mit CIS/RRMS in dieser Studie seropositiv für EBV. „Zwar ist EBV-Seropositivität auch in der gesunden Allgemeinbevölkerung sehr verbreitet. 100 % werden aber sonst in keiner Kohorte erreicht“, betont Ruprecht. Die Ergebnisse bestärken daher die Hypothese, dass EBV eine entscheidende Rolle für die Entwicklung von Multipler Sklerose spielt. Sie bekräftigen die ohnehin schon starke Assoziation zwischen EBV und MS und sprechen darüber hinaus dafür, dass in der Diagnostik bei Patienten mit Verdacht auf eine inflammatorische ZNS-Erkrankung und sicher negativer EBV-Serologie andere Diagnosen als MS in Betracht gezogen werden sollten.</p></p>
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