
Zugang zu neuen Medikamenten verschlechtert sich
Die Schweiz fällt beim Zugang zu innovativen Medikamenten weiter zurück, warnt die Industrievertretung Interpharma. Besonders in der Onkologie und bei seltenen Krankheiten zeigt sich eine wachsende Versorgungslücke.
Basel. Die Schweiz verliert beim Zugang zu neuen innovativen Medikamenten im europäischen Vergleich weiter an Boden. Laut dem «EFPIA WAIT Indicator 2024» von IQVIA ist sie vom sechsten auf den siebten Platz zurückgefallen. Im Vergleich zu Deutschland werden in der Schweiz nur rund halb so viele neu zugelassene Medikamente standardmässig über die Spezialitätenliste vergütet – Tendenz rückläufig. Besonders betroffen ist die Onkologie: Nur sechs von zehn neuen Krebsmedikamenten, die in Deutschland erhältlich sind, stehen in der Schweiz uneingeschränkt zur Verfügung. Bei Medikamenten gegen seltene Krankheiten sind es sogar nur rund ein Drittel.
Vertreter:innen der Pharmabranche fordern ein Umdenken in der Regulierung und eine umfassende Reform des Preisbildungssystems. «Im aktuellen geopolitischen Umfeld braucht es dringend eine Denkpause bei Regulierungsprojekten und eine ganzheitliche Modernisierung», erklärt René Buholzer, CEO von Interpharma. Auch Sabine Bruckner von Pfizer Schweiz betont, dass klare Regeln längst vorgeschlagen, aber bisher nicht umgesetzt wurden. Ohne Reformen drohe der Schweizer Markt weiter an Attraktivität zu verlieren – mit direkten Folgen für Patientinnen und Patienten.
Um den Pharmastandort Schweiz langfristig zu sichern, braucht es laut Interpharma eine kohärente Standortstrategie. Dazu gehören unter anderem schnellere Zulassungsverfahren, ein funktionierendes Gesundheitsdaten-System sowie der Erhalt des Zugangs zu internationalen Märkten und Fachkräften. Während Länder der EU bereits entsprechende Strategien vorantreiben, appelliert Interpharma an den Bundesrat, die Eckpunkte einer solchen Strategie umzusetzen. Jetzt sei der richtige Moment, um Versorgungslücken zu schliessen und die Innovationskraft der Schweiz zu stärken. (kagr)
Quelle: Interpharma
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