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Non-HLA-Inkompatibilität zwischen Spender und Empfänger

Längerer Erhalt von Nierentransplantaten durch genomweite Analyse

<p class="article-intro">Die Übereinstimmung von genetischen Merkmalen ist wesentlich für die Langzeitfunktion einer Spenderniere nach Transplantation. Das ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Studie mit rund 500 Patienten nach Nierentransplantation, die an der MedUni Wien unter der Leitung von Prof. Dr. med. Rainer Oberbauer, Leiter der Klinischen Abteilung für Nephrologie und Dialyse, durchgeführt wurde.<sup>1</sup></p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die Einf&uuml;hrung des HLA(humanes Leukozyten- Antigen)-Matchings war ein Durchbruch in der Nierentransplantation. Noch immer werden jedoch 50 % der Transplantate innerhalb von 15 Jahren abgestossen. Epidemiologische Daten zeigen, dass hier die Non-HLA-Alloimmunit&auml;t eine wichtige Rolle in der Abstossungsreaktion spielt.<br /> &laquo;Schon bisher war klar, dass die &Uuml;bereinstimmung in einem Bereich des Haupthistokompatibilit&auml;tskomplexes auf Chromosom 6 einen wesentlichen Teil des Transplantat&uuml;berlebens erkl&auml;rt&raquo;, so Oberbauer, &laquo;allerdings gingen bisher auch bei perfekter &Uuml;bereinstimmung von Spenderorgan und Empf&auml;nger in dieser Region noch etwa 20 % der Transplantate in den ersten f&uuml;nf Jahren verloren.&raquo; Das Team der MedUni Wien hat nun herausgefunden, dass dies voraussichtlich durch die fehlende &Uuml;bereinstimmung in einer Vielzahl anderer genetischer Regionen verursacht wird. &laquo;Das konnten wir experimentell durch die Bestimmung von spenderspezifischen Antik&ouml;rpern gegen diese nicht &uuml;bereinstimmenden Regionen best&auml;tigen &raquo;, betonen die Studienautoren.<br /> F&uuml;r die Studie wurden 477 Spender- Empf&auml;nger-Paare, die zwischen Dezember 2005 und April 2015 transplantiert wurden, genotypisiert. Genetische Mismatches in nicht synonymen Einzelnukleotid- Polymorphismen (&laquo;non-synonymous single nucleotide polymorphisms&raquo;, nsSNP) wurden bestimmt, um Inkompatibilit&auml;ten zu identifizieren. Individuen unterscheiden sich n&auml;mlich in mehreren Tausend nicht synonymen SNP voneinander. Der Zusammenhang zwischen nsSNPMismatch und Transplantatverlust wurde mittels Cox-Regression gesch&auml;tzt, wobei f&uuml;r HLA-Mismatch und klinische Kovariaten adjustiert wurde. Es zeigte sich, dass die Anzahl der nsSNP-Mismatches, die f&uuml;r Transmembran- oder sekretorische Proteine kodierten, prognostisch f&uuml;r eine Transplantatabstossung war. Bei 25 Patienten mit mittels Biopsie best&auml;tigter chronischer antik&ouml;rpervermittelter Abstossung wurden zudem individuelle Peptid-Arrays generiert, um Antik&ouml;rper gegen nicht &uuml;bereinstimmende Epitope von Spender und Empf&auml;nger zu screenen.<br /> Nicht HLA-kodierte Genprodukte k&ouml;nnen alloreaktive T-Zellen stimulieren und eine Immunantwort triggern, wenn sie in ein anderes Individuum transplantiert werden. Die Wiener Studie ist die erste Studie, die zeigt, dass genomweite genetische Fehlpaarung in Nicht-HLA-Epitopen ein wichtiger Pr&auml;diktor f&uuml;r das &Uuml;berleben des Transplantats ist. Die Ergebnisse der Studie lassen darauf schliessen, dass genetische &laquo;non-HLA mismatches&raquo; eine wesentliche Auswirkung auf die Lebensdauer eines Nierentransplantats haben. Ein erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r eine von HLA unabh&auml;ngige Transplantatabstossung ist besonders dann gegeben, wenn bei Empf&auml;ngern und Spendern die Transmembran- und sekretorischen Proteine nicht &uuml;bereinstimmen. Vor allem vor der Transplantation von Lebendspendernieren sollte deshalb eine genomweite Analyse von Spender und Empf&auml;nger durchgef&uuml;hrt werden, um die Gewebe&uuml;bereinstimmung zu testen. &laquo;Das wird an der MedUni Wien bei schlechter Gewebe&uuml;bereinstimmung im Haupthistokompatibilit&auml;tskomplex schon seit einigen Jahren routinem&auml;ssig und mit sehr gutem Erfolg durchgef&uuml;hrt&raquo;, f&uuml;hrt Oberbauer an.<br /> Gleichzeitig konnte in der Studie gezeigt werden, dass das Immunsystem des Empf&auml;ngers nach einer Nierentransplantation Antik&ouml;rper gegen die k&ouml;rperfremden Proteine bildet, die ebenfalls die Lebensdauer des eingesetzten Organs beeinflussen und dieses sch&auml;digen k&ouml;nnen.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Medienmitteilung der Medizinischen Universität Wien </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Reindl-Schwaighofer R et al.: Contribution of non-HLA incompatibility between donor and recipient to kidney allograft survival: genome-wide analysis in a prospective cohort. Lancet 2019 [Epub ahead of print]</p> </div> </p>
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