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Tropenmedizinisch relevante Parasitosen der Leber

<p class="article-intro">Die Leber, als das wichtigste Stoffwechselorgan des Menschen, kann von Bakterien und Viren, aber auch von zahlreichen parasitären Krankheitserregern befallen werden. Darunter finden sich einerseits Parasiten, die die Leber bzw. die intrahepatischen Gallengänge als Hauptlokalisation benützen, andererseits aber auch Erreger, die sich in anderen Organen lokalisieren, dabei aber auch die Leber schädigen können (z.B. Leishmania spp.). Viele dieser Leberparasiten weisen in den warmen Gebieten unserer Erde eine deutlich höhere Prävalenz auf. Im Folgenden sollen nur jene drei Erreger genauer beschrieben werden, denen hohe medizinische Relevanz zukommt.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Weltweit kommen zahlreiche Parasiten vor, die sich in der Leber des Menschen lokalisieren k&ouml;nnen, einige davon bevorzugt in den warmen Regionen unserer Erde.</li> <li>Drei der wichtigsten Leberparasiten sind Entamoeba histolytica (Erreger der Am&ouml;benruhr und des Am&ouml;benleberabszesses), Fasciola hepatica (Erreger der Fasziolose) und Echinococcus granulosus (Erreger der zystischen Echinokokkose).</li> <li>Alle drei Parasitosen lassen sich labordiagnostisch leicht abkl&auml;ren und in der Regel erfolgreich behandeln, vorausgesetzt, es wurde differenzialdiagnostisch daran gedacht.</li> </ul> </div> <h2>Entamoeba histolytica und der Am&ouml;benleberabszess</h2> <p>Die Ruhram&ouml;be ist ein weltweit verbreiteter, einzelliger Parasit des Menschen, der aber in den Tropen (vor allem aufgrund mangelnder Hygienestandards) sehr leicht akquiriert werden kann. Die Infektion des Menschen erfolgt durch orale Aufnahme von vierkernigen Zysten (&Oslash;: ca. 15&micro;m, Abb. 1), die von anderen Menschen &uuml;ber die F&auml;zes ausgeschieden worden sind und &uuml;ber Schmutz- und Schmierinfektion, meist &uuml;ber die H&auml;nde nach Kontakt mit kontaminiertem Erdboden und kontaminierten Nahrungsmitteln (Bew&auml;sserung von Gem&uuml;se mit kontaminiertem Wasser), oder auch durch Insekten (z.B. Fliegen) in den Mund gelangen. Im Darm des Menschen befreit sich die Am&ouml;be von der sie in der Umwelt vor Austrocknung sch&uuml;tzenden Zystenmembran und beginnt, sich zu teilen. Die aus der Teilung entstehenden Trophozoiten (&Oslash;: 15&ndash;18&micro;m) k&ouml;nnen sich entweder zu einer meist apathogenen, ausschliesslich im Darmlumen lebenden Minutaform oder zu einer Magnaform (&Oslash;: bis zu 30&micro;m) entwickeln, die mittels zytolytischer Enzyme in das Darmgewebe eindringt und eine Am&ouml;benruhr verursacht, die durch blutig-schleimige Durchf&auml;lle gekennzeichnet ist. Wird die Am&ouml;benruhr nicht behandelt, k&ouml;nnen die Magnaformen auch h&auml;matogen in die Leber gelangen, wo sie Parenchymzellen zerst&ouml;ren und (ausgedehnte) Nekrosen verursachen, die (f&auml;lschlicherweise) als Am&ouml;benleberabszess (ALA) bezeichnet werden. Der ALA ist ein lebensbedrohender Zustand mit ausgepr&auml;gtem Krankheitsgef&uuml;hl, Schmerzen im rechten Oberbauch, Fieber und erh&ouml;hten Entz&uuml;ndungsparametern. Die Diagnose basiert auf der geografischen und Krankheitsanamnese sowie dem Einsatz bildgebender Verfahren und vor allem parasitologisch-serologischer Untersuchungen auf spezifische Antik&ouml;rper. Als Therapeutikum der Wahl gilt noch immer Metronidazol (3x 10mg/kg/Tag [max. 3x 800mg] &uuml;ber 10 Tage), anschliessend Behandlung zur Zysteneradikation mit Paromomycin (3x 500mg/Tag &uuml;ber 9&ndash;10 Tage). Differenzialdiagnostisch muss ein ALA von einem pyogenen Abszess differenziert werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Leading Opinions_Innere_1805_Weblinks_s66_abb1.jpg" alt="" width="1051" height="842" /></p> <h2>Fasciola hepatica und die Fasziolose</h2> <p>Der Grosse Leberegel ist ein weltweit verbreiteter Wurm, der zwar eher in gem&auml;ssigten Regionen vorkommt, aber vor allem in S&uuml;damerika (haupts&auml;chlich Peru, Bolivien, Chile) hochendemisch ist. F. hepatica ist ein 2,5cm langer und etwa 1cm breiter Saugwurm, der vornehmlich in herbivoren Tieren parasitiert. Der Mensch erwirbt die Infektion durch Konsum von Vegetabilien (z.B. B&auml;rlauch, Salate, Wasserkresse), an deren Oberfl&auml;che Metazerkarien, das sind Larvenstadien des Leberegels, die das Endprodukt einer Metamorphose und Vermehrung in Zwischenwirtsschnecken darstellen, kleben.<br /><br /> Im D&uuml;nndarm des Menschen wird die Metazerkarienh&uuml;lle aufgel&ouml;st und die Jungegel penetrieren die D&uuml;nndarmwand, halten sich kurzzeitig in der Bauchh&ouml;hle auf und durchwandern anschliessend das Leberparenchym, bis sie schliesslich in den Galleng&auml;ngen zu adulten W&uuml;rmern heranwachsen, wo diese (unbehandelt) viele Jahre leben k&ouml;nnen. Die Inkubationszeit betr&auml;gt meist nur 1&ndash;2 Wochen, die wichtigsten klinischen Symptome sind Oberbauchschmerzen, es k&ouml;nnen Fieber und Abgeschlagenheit auftreten. Nach dieser 2- bis 4-w&ouml;chigen Akutphase beginnt der chronische Teil der Fasziolose, die vor allem durch eine Hepatomegalie gekennzeichnet ist. Labordiagnostisch fallen immer eine (hohe) Eosinophilie und eine Erh&ouml;hung der Entz&uuml;ndungsparameter auf. Die Diagnostik der Fasziolose basiert auf der geografischen Anamnese (die Fasziolose ist auch in Mitteleuropa pr&auml;valent), der klinischen Symptomatik, einem pathologischen Blutbild sowie der Durchf&uuml;hrung parasitologisch-serologischer Tests. Eine Untersuchung des Stuhls auf Wurmeier ist in der Akutphase nicht zielf&uuml;hrend, Eier lassen sich erst 12 bis 14 Wochen nach dem Infektionszeitpunkt nachweisen; eine Therapie kann aber bereits nach Erhebung des Antik&ouml;rperspiegels gestartet werden. Als Wirkstoffe stehen Triclabendazol (2x 10mg/kg KG/Tag, im zeitlichen Abstand von 12 Stunden) und Nitazoxanid (2x 500mg/Tag, 3 Tage) zur Verf&uuml;gung.</p> <h2>Echinococcus granulosus und die zystische Echinokokkose</h2> <p>Der Hundebandwurm ist ein ubiquit&auml;r vorkommender Parasit, der sowohl in gem&auml;ssigten Klimazonen (vor allem auch im Mittelmeergebiet) als auch in den Tropen und Subtropen vorkommt. Der Mensch infiziert sich durch orale Aufnahme der Bandwurmeier aus dem Kot angesteckter Hunde nach Kontakt mit kontaminierter Erde, Vegetabilien oder kontaminiertem Wasser oder durch Kontakt mit dem kontaminierten Fell streunender Hunde. Im D&uuml;nndarm schl&uuml;pft aus dem Ei eine Larve, die h&auml;matogen in die Leber gelangt, wo sie in den meisten F&auml;llen auch &laquo;h&auml;ngen &raquo; bleibt. Gelegentlich werden die Larven aber auch in andere Organe, z.B. Lunge, Herz, Nieren, ZNS, transportiert. In der Leber w&auml;chst die Larve zu einer Zyste heran, die auch Fussballgr&ouml;sse erreichen kann (Abb. 2). Durch das zystisch-expansive Wachstum kommt es meist nach vielen Monaten nach der Infektion zu Oberbauchbeschwerden, die den Patienten zum Arzt f&uuml;hren. Die Diagnose der zystischen Echinokokkose basiert auf der geografischen Anamnese, der klinischen Symptomatik (im Differenzialblutbild kann eine Eosinophilie feststellbar sein) sowie dem Einsatz bildgebender Verfahren (Abdomen- Ultraschall, CT, MRT) und parasitologisch- serologischer Tests, wobei diese nur in einem Labor mit hoher Expertise durchgef&uuml;hrt werden sollten. Die Behandlung kann chirurgisch durch Entfernung der Echinococcuszyste (unter dem Schutz des Antihelminthikums Albendazol) durchgef&uuml;hrt werden, dar&uuml;ber hinaus steht aber auch die PAIR-Technik (Punktion- Aspiration-Instillation-Reaspiration) zur Verf&uuml;gung. Bei Inoperabilit&auml;t kann auch eine rein antihelminthische Therapie mit Albendazol (2x 400mg/Tag, &uuml;ber viele Monate oder Jahre) erfolgen. Auch eine &laquo;Watch and wait&raquo;-Strategie ist bei Vorliegen &laquo;alter&raquo; Echinococcuszysten m&ouml;glich. Jeder Therapie sollte aber ein umfassendes Staging vorausgehen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Leading Opinions_Innere_1805_Weblinks_s66_abb2.jpg" alt="" width="1051" height="842" /></p> <h2>Res&uuml;mee</h2> <p>Bei Reisen in die warmen Klimazonen unserer Erde (Tropen, Subtropen, aber auch z.B. das Mittelmeergebiet) k&ouml;nnen neben viralen und bakteriellen Erregern auch Parasiten erworben werden, die sich in der Leber des Menschen lokalisieren und schwere Krankheiten (Parasitosen) hervorrufen k&ouml;nnen. Drei der wichtigsten stellen Entamoeba histolytica (Erreger der Am&ouml;benruhr und des Am&ouml;benleberabszesses/ ALA), Fasciola hepatica (Erreger der Fasziolose) und Echinococcus granulosus (dreigliedriger Hundebandwurm) dar.<br /> Labordiagnostisch k&ouml;nnen alle drei genannten Erreger in einem kompetenten und erfahrenen parasitologischen Labor leicht diagnostiziert und durch ad&auml;quate Therapien (z.B. mit Antiparasitika und auch durch chirurgisches Vorgehen) gut und erfolgversprechend behandelt werden. Voraussetzung daf&uuml;r ist aber, dass diese Leberparasitosen in die Differenzialdiagnose einbezogen und abgekl&auml;rt werden.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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