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Giftiger Dienstag

Stechmücken in Österreich: wie gefährlich?

<p class="article-intro">Der Klimawandel bringt auch eine Verschiebung der Mückenpopulationen mit sich. Einige davon, vor allem <em>Aedes japonicus</em>, sind in Österreich bereits heimisch geworden. Das Problem der von solchen Vektoren übertragenen Infektionen ist, zumindest was autochthone Ansteckungen angeht, allerdings hierzulande bisher überschaubar.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Seit 1950 ist &Ouml;sterreich malariafrei; davor hat es noch Malariaansteckungen durch Anopheles- Stechm&uuml;cken gegeben. Dies war eine Folge der Repatriierung infizierter Wehrmachtsangeh&ouml;riger&ldquo;, erkl&auml;rte Univ.-Prof. Dr. Franz Allerberger, AGES, Wien. <br />Die wichtigsten in &Ouml;sterreich nativen Stechm&uuml;cken sind <em>Culex pipiens</em>, <em>Aedes vexans</em> und <em>Culiseta annulata</em>. Exotische, invasive Arten, die in &Ouml;sterreich bereits nachgewiesen wurden, sind <em>Aedes albopictus</em> (Asiatische Tigerm&uuml;cke) und <em>Aedes japonicus</em> (Asiatische Buschm&uuml;cke). <br />Aedes albopictus wurde in &Ouml;sterreich vereinzelt nachgewiesen; diese M&uuml;cke ist h&auml;ufig mit dem Dengue- oder Chikungunya- Virus sowie mit Japanischer Enzephalitis assoziiert. Aedes japonicus ist sehr anpassungsf&auml;hig und kann ein Vektor f&uuml;r Dengue-Fieber, Gelbfieber und andere Infektionskrankheiten sein.</p> <h2>Woher kommen die M&uuml;cken?</h2> <p>Im Fall von <em>Aedes albopictus</em> gilt als Hauptmechanismus der Einschleppung nach Europa der internationale Handel, einerseits mit Altreifen und andererseits mit tropischen Zierpflanzen. Mit den Altreifen werden Eier transportiert, die von der M&uuml;cke in die Reifen gelegt werden, wenn sich dort Wasser ansammelt. Wasserbeh&auml;lter von Pflanzen, die verschifft werden, enthalten oft bereits M&uuml;ckenlarven. F&uuml;r &Ouml;sterreich haben beide Eintragsquellen keine direkte Bedeutung; vielmehr spielt hier der intrakontinentale Kraftfahrzeugverkehr bei der Verbreitung die Hauptrolle. <em>Aedes albopictus</em> wird mittlerweile regelm&auml;&szlig;ig &uuml;ber den Lkw-Verkehr nach Tirol eingeschleppt. <br /><em>Aedes japonicus</em> hat sich vom Norden Sloweniens zun&auml;chst in der Steiermark ausgebreitet und ist mittlerweile in &Ouml;sterreich fest angesiedelt. Man geht davon aus, dass diese M&uuml;ckenart nicht mehr auszurotten sein wird.</p> <h2>Relevante Erkrankungen</h2> <p>Im Jahr 2018 wurden in &Ouml;sterreich folgende Fallzahlen an importierten, im Ausland erworbenen Infektionen gemeldet: Dengue-Fieber: 85, Malaria: 59, Chikungunya- Fieber: 1, Zika: 0. Das Zika-Virus wurde im Jahr 2016 40-mal in &Ouml;sterreich nachgewiesen; alle Infektionen waren eingeschleppt. <br />Anders das West-Nil-Virus, das &uuml;ber Stechm&uuml;cken der Gattung Culex &uuml;bertragen wird, und zwar mittlerweile auch in &Ouml;sterreich (wenngleich das Risiko sehr gering ist). Der prim&auml;re Wirt sind V&ouml;gel, aber Menschen und Pferde k&ouml;nnen als &bdquo;dead-end hosts&ldquo; ebenfalls angesteckt werden. Von den 27 F&auml;llen von West-Nil- Fieber (WNF) im Jahr 2018 wurden &bdquo;nur&ldquo; sechs importiert, die restlichen Ansteckungen erfolgten alle autochthon. Alle diese vor Ort erworbenen WNF-F&auml;lle ereigneten sich in Ost&ouml;sterreich. Dies gilt auch f&uuml;r die 18 F&auml;lle von Usutu-Virus-Erkrankungen, die 2018 in &Ouml;sterreich registriert wurden. <br />Eine autochthone Ansteckung mit Dengue- Fieber wurde in Europa bereits wiederholt beobachtet (Frankreich, Spanien); in &Ouml;sterreich werden pro Jahr 30 bis 120 F&auml;lle diagnostiziert, bisher ausnahmslos importiert. In Europa wurden auch bereits einzelne Ausbr&uuml;che von Chikungunya-Fieber beobachtet. In &Ouml;sterreich wurde 2018 nur ein importierter Fall gesehen.</p> <h2>Wasserbeh&auml;lter vermeiden</h2> <p>Die AGES hat 2011 in &Ouml;sterreich ein Stechm&uuml;cken-Surveillance-System eingerichtet. Als sinnvolle und &ouml;kologische Pr&auml;ventionsma&szlig;nahme sollte darauf geachtet werden, keine Beh&auml;lter im Freien zu lagern, in denen sich Wasser ansammeln kann, weil dies ideale Brutst&auml;tten f&uuml;r Stechm&uuml;cken sind. Regentonnen sollten abgedeckt, Blumenuntersetzer vermieden werden. Beh&auml;lter (z.B. Wassern&auml;pfe), die nicht zu vermeiden sind und in denen sich Wasser sammeln kann, sollten w&ouml;chentlich entleert werden.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: „Stechmücken in Österreich – welche Gefahren drohen?“, Giftiger Dienstag mit Univ.-Prof. Dr. Franz Allerberger, AGES, 15. Jänner 2019, Wien </p>
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