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Virologie

RSV – unterschätzte Gefahr

<p class="article-intro">Aktuelle Untersuchungen mit österreichischer Beteiligung belegen, dass in Europa, wie auch weltweit, bei Erwachsenen zu wenig bzw. zu spät an eine RSV-Diagnostik gedacht wird. Das belastet die Patienten und kostet unnötig viel Geld. RSV bei Kindern bleibt ein weltweit drängendes Problem.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Das &bdquo;respiratory syncytial virus&ldquo; (RSV) ist eine wichtige Ursache f&uuml;r Atemwegserkrankungen bei Kindern und Erwachsenen, wie es in einer am ECCMID 2018 pr&auml;sentierten Studie hie&szlig;, an der auch die Klinische Abteilung f&uuml;r Infektionen und Tropenmedizin der MedUni Wien teilnahm.<sup>1, 2</sup> Der Grund f&uuml;r diese retrospektive Analyse der Daten von Patienten &uuml;ber 18 Jahre mit best&auml;tigter RSV-Infektion in Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Gro&szlig;britannien und &Ouml;sterreich bestand darin, dass es bisher vor allem f&uuml;r Erwachsene zu wenig Daten zur Krankheitslast durch RSV gibt.</p> <h2>Daten aus Europa</h2> <p>Beschrieben wurden die Art der verwendeten diagnostischen Tests, die Art der Abteilung (Notfallaufnahme, Normalstation, ICU), die den Test anforderte, andere, davor angeordnete Untersuchungen und nicht zuletzt Patientencharakteristika im Vergleich zwischen fr&uuml;h und sp&auml;t erfolgten RSV-Diagnosen.<sup>1</sup><br /> Analysiert wurden 399 Patienten, von denen 103 immunsupprimiert, 126 chronisch lungenkrank, 101 &uuml;ber 65 Jahre und 69 zwischen 18 und 64 Jahre alt waren. 27 % der Gesamtgruppe hatten COPD, 32 % eine Herzerkrankung, 31 % Diabetes und 70 % waren aktuelle oder fr&uuml;here Raucher. Der mittlere CURB-65-Score lag bei 1,51; 16 % der RSV-Infektionen wurden als schwer eingestuft.<sup>1</sup><br /> 60 % der RSV-Tests wurden von Normalstationen, 27 % von Notfallaufnahmen und 12 % von Intensivstationen angefordert. Die mediane Zeit bis zur best&auml;tigten RSV-Diagnose betrug 25,5h, die durchschnittliche Zeit 32,2h. 82 % der Patienten hatten vor dem RSV-Test einen negativen Test auf ein anderes Pathogen (zwei Drittel auf Influenza). Ein fr&uuml;h erfolgter Test war ein Pr&auml;diktor f&uuml;r einen k&uuml;rzeren Spitalsaufenthalt; auch war es nicht egal, welcher Test verwendet wurde.<br /> Patienten, die sp&auml;t diagnostiziert wurden, ben&ouml;tigten h&auml;ufiger eine mechanische Beatmung mit hohem Fluss, inhalative oder auch systemische Kortikosteroide, Ribavirin und Antibiotika &ndash; allerdings waren die Unterschiede in der Therapie zwischen fr&uuml;h und sp&auml;t diagnostizierten Patienten nicht statistisch signifikant.<sup>2</sup><br /> Die wichtigste Konklusion aus dieser Studie war, dass derzeit RSV-Tests oft erst bei ausgepr&auml;gter Symptomatik und nicht selten erst auf der ICU durchgef&uuml;hrt werden. Vor allem bei Hochrisikopatienten sollte fr&uuml;her an RSV gedacht werden.</p> <h2>Wie sieht es weltweit aus?</h2> <p>In einer Studie wurden RSV-Daten aus 27 L&auml;ndern Europas, Nord- und Lateinamerikas, Asiens (mit China, aber ohne Russland), des s&uuml;dlichen Afrikas und Ozeaniens gesammelt und ausgewertet.<sup>3</sup><br /> Es fanden sich erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen L&auml;ndern; in allen L&auml;ndern bestanden jedoch starke saisonale Schwankungen der RSV-Inzidenz.<br /> Die RSV-Epidemien begannen in L&auml;ndern der S&uuml;dhalbkugel zwischen M&auml;rz und Juni, auf der Nordhalbkugel zwischen September und Dezember und dauerten jeweils f&uuml;nf bis sechs Monate (in manchen L&auml;ndern k&uuml;rzer).<br /> Obwohl es in 19 von 27 beobachteten L&auml;ndern &Uuml;berwachungssysteme gibt, waren die zu RSV erhobenen Daten sp&auml;rlich und oft nur im Zusammenhang mit Influenzadaten erh&auml;ltlich.</p> <h2>RSV bei Kindern</h2> <p>Unter den Viren, die schwere Atemwegserkrankungen bei S&auml;uglingen und Kleinkindern hervorrufen, ist RSV mit Abstand das gr&ouml;&szlig;te Problem.<sup>4</sup> Obwohl man in der Erforschung der Virusstruktur und der Pathogenese der Erkrankung gro&szlig;e Fortschritte gemacht hat, ist weiterhin keine Impfung in Sicht. Laut einer aktuellen Metaanalyse<sup>5</sup> erkranken weltweit jedes Jahr 33 Millionen Kinder schwer an RSV, 3,2 Millionen werden station&auml;r behandelt. Kinder unter sechs Monaten sind besonders schwer betroffen.<br /> Die WHO hat nun die Entwicklung eines Impfstoffs gegen RSV zu einem vorrangigen Ziel erkl&auml;rt. Auch die Entwicklung von Medikamenten gegen RSV steht auf dem Aktionsplan.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Launay O et al.: ECCMID, Madrid 2018. Poster P0020 <strong>2</strong> Harrer T et al.: ECCMID, Madrid 2018. Oral Presentation #0654 <strong>3</strong> O bando-Pacheco P e t a l.: J I nfect D is 2 018; 217(9): 1356-64 <strong>4</strong> Aberle J: Vir Ep Inf 2018; (06): 6-8 <strong>5</strong> Shi T et al.: Lancet 2017; 390(10098): 946-58</p> </div> </p>
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