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Kalkulierte Initialtherapie: neue PEG-Empfehlung
Jatros
Autor:
Dr. Norbert Hasenöhrl
30
Min. Lesezeit
08.06.2017
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<p class="article-intro">In der S2K-Leitlinie der Paul-Ehrlich-Gesellschaft zur kalkulierten Initialtherapie bakterieller Erkrankungen sind einige Neuerungen enthalten, wie Dr. Béatrice Grabein aus München erläuterte. Sie betreffen unter anderem die Therapie von respiratorischen Erkrankungen und von Infektionen, bei denen resistente gramnegative Erreger wahrscheinlich sind.</p>
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<p class="article-content"><p>Was ursprünglich nur eine Empfehlung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft war, hat sich nun zur S2K-Leitlinie ‚Kalkulierte parenterale Initialtherapie bakterieller Erkrankungen bei Erwachsenen‘1 gemausert“, erklärte Dr. Béatrice Grabein, Leiterin der Stabsstelle Klinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität, München.</p> <h2>Was steht drin?</h2> <p>Die Leitlinie stellt die zur Verfügung stehenden Antibiotika kurz dar, einschließlich Daten zu Sicherheit und Toxizität, gibt Hinweise zum Erregerspektrum und zur aktuellen Resistenzsituation (PEG-Resistenzstudie), bietet einen Überblick über die wesentlichen pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Parameter sowie – neu – auch über therapeutisches Drug-Monitoring (TDM) und gibt Empfehlungen zur kalkulierten parenteralen Initialtherapie beim Erwachsenen für alle wichtigen Infektionslokalisationen.<br />Neu aufgenommen wurden die seit der letzten Auflage 2010 zugelassenen Antibiotika. Dies sind: Ceftarolin, Ceftobiprol, Ceftolozan/Tazobactam, Ceftazidim/Avibactam, Tedizolid sowie Dalbavancin/Oritavancin/Telavancin. Die Einteilung der Cephalosporine wurde überarbeitet und einige neue Kapitel wurden eingefügt. Die Therapieempfehlungen wurden aktualisiert. So wurden Ceftolozan/Tazobactam und Ceftazidim/Avibactam in eine neue Cephalosporin-Gruppe 3c eingereiht. Ceftarolin und Ceftobiprol bilden die ebenfalls neue Gruppe 5 der Cephalosporine (Wirksamkeit gegen MRSA). (Diese Einteilung entspricht nicht der international üblichen Klassifikation, sondern wurde von der PEG entwickelt.)</p> <h2>Einige wichtige Änderungen</h2> <p>„Was respiratorische Infektionen angeht, so gibt es ja eine Änderung der einschlägigen S3-Leitlinien“, so Grabein. Darin wird die Verwendung des CRB-65-Scores ergänzt um die Evaluierung des funktionellen Status, die klinische Beurteilung potenziell instabiler Komorbiditäten und die Messung der Oxygenierung.<br />In der kalkulierten Initialtherapie der ambulant erworbenen Pneumonie („community aquired pneumonia“, CAP) hat sich wenig verändert. Es gibt aber den Hinweis, dass Cefuroxim immer, Ampicillin/Sulbactam wenigstens initial, nur i.v. verabreicht werden sollten. Fluorchinolone sind in allen Schweregraden als Alternativtherapien genannt.<br />Was Infektionen durch multiresistente gramnegative Erreger (MRGN) angeht, so gibt es dazu wenig Evidenz. Dennoch hat man sich zu einer Empfehlung entschlossen. Bei ESBL-Bildnern stehen Carbapeneme im Vordergrund; bei Pneumonie und Sepsis kann zusätzlich Fosfomycin oder auch das (allerdings schwer erhältliche) Temocillin gegeben werden. Bei intraabdominellen Infektionen durch ESBL-Bildner kommen neben einem Penem auch Tigecyclin, Ceftolozan/Tazobactam oder wiederum Temocillin infrage; bei komplizierten Harnwegsinfektionen Ertapenem, Piperacillin/Tazobactam, Ceftolozan/Tazobactam oder Temocillin.<br />Bei Carbapenemase-bildenden Enterobakterien (CPE) können bei Pneumonie Meropenem plus Colistin oder Colistin plus Tigecyclin (ggf. plus Fosfomycin) zum Einsatz kommen, bei CPE-Sepsis wieder Meropenem plus Colistin oder Colistin plus Fosfomycin (ggf. plus Aminoglykosid). Bei Carbapenem-resistentem Acinetobacter baumannii werden Colistin oder Sulbactam, bei Pneumonie auch Tigecyclin verwendet. Quelle: „PEG-Richtlinie: parenterale Antibiotikatherapie“, Vortrag von Dr. Béatrice Grabein, München, im Rahmen des Symposiums 10; 11. Österreichischer Infektionskongress, 1. April 2017, Saalfelden 1 Diese PEG-Leitlinie ist bereits konsentiert, war aber zum Zeitpunkt der Drucklegung noch nicht veröffentlicht (siehe auch www.p-e-g.org).</p></p>