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Antivirale Therapie

Favipiravir: jenseits der Influenza

<p class="article-intro">Obwohl der Wirkmechanismus von Favipiravir noch diskutiert wird, ist das Medikament in Japan bereits gegen Influenza zugelassen. Es wirkt aber auch noch gegen eine ganze Reihe anderer Viren, unter anderem gegen so gefürchtete Erreger wie das Ebola- oder das West-Nil-Virus. Im Folgenden eine kurze Zusammenstellung von Daten.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Favipiravir ist eine antivirale Substanz, welche die RNA-Polymerase einer Reihe von RNA-Viren hemmt (siehe dazu auch den Artikel auf S. 6). Eigentlich als Medikament gegen Influenzaviren entdeckt (und in Japan auch bereits gegen Influenza zugelassen), war bald klar, dass Favipiravir auch gegen andere RNA-Viren wirkt. Das liegt daran, dass die RNA-Polymerase zwischen verschiedenen RNA-Virustypen hoch konserviert, also sehr &auml;hnlich ist. Diese Virusgattungen umfassen Arenaviren (z.B. Lassafieber), Bunyaviren (z.B. Krim-Kongo-Fieber) und Filoviren (Ebolafieber) &ndash; von denen viele ein letales h&auml;morrhagisches Fieber ausl&ouml;sen k&ouml;nnen.<sup>1</sup></p> <p>Im Folgenden Favipiravir-Daten zu zwei bedeutsamen Erkrankungen: West-Nil-Fieber, das auch in &Ouml;sterreich vorkommt (siehe dazu auch den Artikel auf S. 10), und Ebolafieber.</p> <h2>West-Nil-Fieber</h2> <p>Etwa 80 % aller Infektionen mit dem West-Nil-Virus (WNV), einem Flavivirus, verlaufen asymptomatisch, 20 % sind symptomatisch und 1 % verl&auml;uft mit schweren neurologischen Komplikationen wie Meningitis, Enzephalitis und schlaffer L&auml;hmung. In diesen F&auml;llen kann die Erkrankung zum Tod f&uuml;hren.<br /> Bisher gibt es keine zugelassene medikament&ouml;se Therapie gegen irgendein Flavivirus, daher auch nicht gegen WNV. In einer rezenten Arbeit wird anhand experimenteller Daten die Frage diskutiert, aufgrund welchen Mechanismus die Wirkung von Favipiravir gegen WNV zustande kommt.<sup>2</sup> Der erw&auml;hnte Hemmeffekt gegen die virale RNA-Polymerase d&uuml;rfte nicht allein daf&uuml;r verantwortlich sein. Vielmehr scheint Favipiravir bei WNV zu einer sogenannten letalen Mutagenese zu f&uuml;hren.<sup>3</sup> Manche Mutationen k&ouml;nnen bei Viren die biologische Fitness erh&ouml;hen, ein Beispiel w&auml;re das Influenzavirus. Die meisten Mutationen verringern aber die Fitness. Deshalb kann eine stark erh&ouml;hte Mutationsrate einen antiviralen Effekt aus&uuml;ben. Ob im konkreten Fall von WNV die Wirkung von Favipiravir mehr auf der Hemmung der RNA-Polymerase als auf der Induktion einer letalen Mutagenese beruht, ist nicht restlos gekl&auml;rt.<br /> In Tierversuchen (M&auml;use, Hamster) sch&uuml;tzte Favipiravir vor WNV-Infektionen bzw. reduzierte es die WNV-Viruslast im Gewebe.</p> <h2>Ebolafieber</h2> <p>Auch gegen das Ebolavirus gibt es Tierversuchsdaten, die zeigen, dass die infizierten M&auml;use durch eine Therapie mit 2x t&auml;glich 150mg/kg Favipiravir zu 100 % &uuml;berlebten, sofern die Behandlung innerhalb von sechs Tagen nach der Infektion begonnen wurde.<br /> Favipiravir kann oral verabreicht werden, ist in einer anderen Indikation, Influenza, bereits in Japan zugelassen und wurde weltweit, im Rahmen von Studien, bereits bei Tausenden Menschen angewandt. Nun hat eine Studie in Guinea zur Anwendung von Favipiravir gegen Ebolainfektionen begonnen.<sup>4</sup><br /> Aufgrund pharmakokinetischer und -dynamischer Berechnungen wird Favipiravir in dieser Studie am Tag 1 in einer Dosis von 2400 &ndash; 2400 &ndash; 1200mg alle acht Stunden gegeben, danach als Erhaltungsdosis 2x 1200mg t&auml;glich. Um Rezidive zu vermeiden, wird die Behandlung zehn Tage dauern.<sup>4</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Infekt_1901_Weblinks_jatros_infekt_1901_s8_abb1.jpg" alt="" width="550" height="328" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Furuta Y et al.: Favipiravir (T-705), a broad spectrum inhibitor of viral RNA polymerase. Proc Jpn Acad Ser B Phys Biol Sci 2017; 93: 449-63 <strong>2</strong> Escribano-Romero E et al.: Extinction of west nile virus by favipiravir through lethal mutagenesis. Antimicrob Agents Chemother 2017; 61: e01400-17 <strong>3</strong> Bull JJ et al.: Theory of lethal mutagenesis for viruses. J Virol 2007; 81: 2930-9 <strong>4</strong> Mentre F et al.: Dose regimen of favipiravir for Ebola virus disease. Lancet Infect Dis 2015; 15: 150-1</p> </div> </p>
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