
Kardiovaskuläre Protektion mit Semaglutid
Bericht: Reno Barth
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Direkte Vergleichsdaten zwischen relativ neuen Medikamenten sind selten. Für die Inkretin-Mimetika Semaglutid und Tirzepatid liegen sie nun zumindest aus einer grossen Real-World-Studie mit kardiovaskulären Endpunkten vor, deren Daten als Latebreaker Abstract im Rahmen des ESC-Kongresses 2025 in Madrid präsentiert wurden.
Der GLP-1-Rezeptoragonist Semaglutid ist in Europa und den USA für das Management von Typ-2-Diabetes sowie für die Behandlung der Adipositas zugelassen. Semaglutid ist das einzige zur Gewichtskontrolle eingesetzte Medikament, für das bislang eine Reduktion harter kardiovaskulärer Endpunkte gezeigt werden konnte, erklärte Lauren Wilson, Senior Manager Evidence Generation, Novo Nordisk Inc., in seiner Präsentation im Rahmen der Late-breaking Clinical Science am 31. August. In der Studie SELECT reduzierte Semaglutid die Inzidenz schwerer kardiovaskulärer Ereignisse (MACE) um 20%.1 Tirzepatid ist ein dualer GIP- und GLP-1-Agonist und wird ebenfalls sowohl zur Diabetesbehandlung als auch zur Gewichtskontrolle eingesetzt.
In der retrospektiven Real-World-Studie STEER (Semaglutide and Tirzepatide Effects on Cardiovascular Outcomes in People with Overweight or Obesity in the Real World) wurden Semaglutid und Tirzepatid in einer Population von mehr als 20000 Erwachsenen ab 45 Jahren mit Übergewicht oder Adipositas und kardiovaskulärer Erkrankung, aber ohne Diabetes, im Hinblick auf Tod und kardiovaskuläre Endpunkte verglichen. Es handelte sich dabei um die erste direkte Vergleichsanalyse von Semaglutid und Tirzepatid.
Die Studie wurde auf Basis von Daten aus der Komodo-Research-Datenbank von 2016 bis 2025 durchgeführt. Jeweils die Hälfte der Teilnehmer:innen hatte im Mai 2022 die Behandlung mit Semaglutid 2,4mg oder einem Tirzepatid-Präparat unbekannter Dosierung begonnen. Der Vergleich wurde mittels eines Propensity-Score-Modells, also auf Basis gematchter Paare von Patient:innen durchgeführt. Nach dem Matching betrug die Anzahl der Patient:innen pro Arm 10625. Die Mehrzahl der Patient:innen litt unter Hypertonie und Dyslipidämie und wurde entsprechend behandelt.
Ausschlussgründe waren eine Diagnose von Typ-2-Diabetes, eine Vorbehandlung mit einem GLP-1-Rezeptoragonisten oder ein bariatrischer Eingriff. Primäre Endpunkte waren 3-Punkt-MACE (Gesamtmortalität, Myokardinfarkt, Schlaganfall) und 5-Punkt-MACE (Gesamtmortalität, Myokardinfarkt, Schlaganfall, Hospitalisierungen wegen Herzinsuffizienz, koronare Revaskularisation).
Semaglutid in der Per-Protocol-Analyse überlegen
Die Intention-to-Treat-Analyse, für die Patient:innen bis zum Ende des Follow-ups beobachtet wurden, auch wenn sie davor die Therapie umstellten, zeigte für Semaglutid im Vergleich zu Tirzepatid eine signifikante Reduktion des Risikos für 3-Punkt-MACE um fast ein Drittel (HR: 0,71; 95% CI: 0,50–0,99; p=0,046). Das mittlere Follow-up für diese Analyse betrug 8,5 Monate. Die Inzidenzrate pro 100000 Patient:innenjahre lag bei 10,8 für Tirzepatid und 7,6 für Semaglutid. Ein ähnliches Bild ergab sich für den Endpunkt 5-Punkt-MACE mit einer Risikoreduktion um 22% (HR: 0,78; 95% CI: 0,62–0,99; p=0,040). Hinsichtlich der einzelnen Komponenten der Endpunkte zeigte sich durchgehend ein Trend in Richtung eines Vorteils von Semaglutid, der jedoch Signifikanz verfehlte. In einer Per-Protocol-Analyse wurde der Vorteil für Semaglutid deutlicher, mit einer signifikanten Risikoreduktion für den 3-Punkt-MACE um 57% im Vergleich zu Tirzepatid (HR: 0,43; 95% CI: 0,24–0,78; p=0,005). Die Inzidenzraten beliefen sich auf 4,4 pro 100000 Personenjahre für Semaglutid im Vergleich zu 10,3 auf 100000 Personenjahre für Tirzepatid. Diese Ergebnisse bestätigten sich auch für 5-Punkt-MACE mit einer Risikoreduktion von 43% zugunsten von Semaglutid (HR: 0,57; 95% CI: 0,39–0,83; p=0,003). In der Per-Protocol-Analyse wurden auch die Vorteile von Semaglutid hinsichtlich Myokardinfarkt und Hospitalisierungen wegen Herzinsuffizienz signifikant. Da unter Therapie mit einem der beiden Inkretinmimetika keine Todesfälle auftraten, konnte keine Analyse im Hinblick auf den Endpunkt Mortalität durchgeführt werden.
«Unsere Ergebnisse unterstützen die zunehmende Evidenz, dass der etablierte kardiovaskuläre Benefit von Semaglutid molekülspezifisch ist und nicht generalisierend auf die gesamte Klasse der Inkretin-Mimetika umgelegt werden kann», kommentierte Wilson die Ergebnisse der Studie.
Quelle:
ESC-Kongress 2025, Late-breaking Clinical Science: cardiometabolic medicine. Vortrag Lauren Wilson: Semaglutide is associated with lower risk of cardiovascular events compared with tirzepatide in patients with overweight or obesity and ASCVD and without diabetes in routine clinical practice. 31.8.2025, Madrid
Literatur:
1 Lincoff AM et al.: Semaglutide and cardiovascular outcomes in obesity without diabetes. N Engl J Med 2023; 389(24): 2221-32 2 Wilson L et al.: Semaglutide is associated with lower risk of cardiovascular events compared with tirzepatide in patients with overweight or obesity and ASCVD and without diabetes in routine clinical practice. Late-breaking Clinical Science, presented at ESC 2025, 31.8.2025, Madrid
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