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12. Österreichischer Infektionskongress

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<p class="article-intro">Das letzte Symposium des 12. Österreichischen Infektionskongresses behandelte so unterschiedliche Themen wie parasitäre Würmer, die Rolle von Generika bei der Entstehung von Antibiotikaresistenzen und Neuigkeiten aus der Welt der humanpathogenen Viren.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>W&uuml;rmer in &Ouml;sterreich</h2> <p>&bdquo;Es gibt ca. 340 Wurmspezies, die Parasiten des Menschen sein k&ouml;nnen&ldquo;, berichtete Assoz.-Prof. Univ.-Doz. Mag. Dr. Julia Walochnik, Institut f&uuml;r Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin, MedUni Wien. Die Symptomatik des Wurmbefalls ist oft unspezifisch, sie kann jedoch auch spezifisch sein, etwa im Fall der sogenannten Badedermatitis. Eine genaue Anamnese ist meist hilfreich. Im Labor findet sich &ndash; vor allem bei extraintestinal parasitierenden W&uuml;rmern oder Wurmlarven &ndash; h&auml;ufig eine Eosinophilie.</p> <p>Der in &Ouml;sterreich wohl h&auml;ufigste parasitische Wurm ist der Madenwurm <em>(Enterobius vermicularis)</em>. Ein Weibchen kann bis zu 16 000 Eier legen, die mitunter 20 Tage infekti&ouml;s bleiben. Etwa ein Drittel der Infestationen verl&auml;uft asymptomatisch (vor allem bei Erwachsenen). Mittel der Wahl ist Mebendazol, das auch auf die Wurmeier wirkt.</p> <p>Ebenfalls in &Ouml;sterreich sehr h&auml;ufig ist der Hunde- bzw. Katzenspulwurm <em>(Toxocara canis/cati)</em>, der durchaus zu einer unspezifischen, aber unangenehmen Symptomatik f&uuml;hren kann. Bei Kindern kann es zu einer leichten, febrilen Erkrankung kommen, bei der unter anderem auch Husten, Schlafst&ouml;rungen, Bauch- oder Kopfschmerzen und Verhaltensst&ouml;rungen auftreten k&ouml;nnen. Die Migration der Larven durch innere Organe kann zu Symptomen wie M&uuml;digkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Husten, Fieber, Pneumonie, Bronchospasmen, Bauch- und Kopfschmerzen, Exanthem und gelegentlich auch zu Krampfanf&auml;llen f&uuml;hren. Behandelt wird mit Albendazol.</p> <p>Hauptwirte der Vogelbilharzien (<em>Trichobilharzia spp.</em> und andere) sind Wasserv&ouml;gel, Schnecken sind Zwischenwirte. Die Zerkarien, die aus den Schnecken hervorgehen und Wasserv&ouml;gel befallen, k&ouml;nnen auch beim Menschen durch die Haut eindringen, was zu teilweise massiven Hautreaktionen mit starkem Juckreiz und Bl&auml;schenbildung f&uuml;hrt. Eine spezifische Therapie gibt es nicht.</p> <p>Echinokokken sind die Erreger seltener, aber gef&auml;hrlicher Parasitosen, wobei <em>E. granulosus</em> meist importiert wird (oft aus der T&uuml;rkei). <em>E. multilocularis</em> kommt in &Ouml;sterreich vor &ndash; noch vor wenigen Jahren gab es hierzulande j&auml;hrlich circa einen Fall, mittlerweile sind es jedoch zehn oder mehr (Abb. 1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Infekt_1802_Weblinks_jatros_infekt_1802_s12_abb1.jpg" alt="" width="1474" height="1117" /></p> <h2>F&uuml;hren Generika zu Resistenzen</h2> <p>&bdquo;In der Humanmedizin werden in &Ouml;sterreich j&auml;hrlich 71,6 Tonnen Antibiotika verwendet, davon 70 Prozent im niedergelassenen Bereich&ldquo;, sagte Prim. Univ.- Prof. Dr. Petra Apfalter, Institut f&uuml;r Hygiene, Mikrobiologie und Tropenmedizin, Ordensklinikum Elisabethinen Linz. Generika machen hierzulande 50 % des generikaf&auml;higen Teilmarktes und 38 % des Gesamtmarktes an Arzneimitteln aus. &bdquo;Es gibt auch schon M&auml;rkte mit bis zu 80 Prozent Generikaanteil&ldquo;, so Apfalter.</p> <p>Die derzeit geltende Regelung zur Zulassung von Generika verlangt, dass Bio&auml;quivalenz nachgewiesen wird. Dieser &bdquo;Nachweis&ldquo; besteht darin, dass die aktive pharmazeutische Komponente hinsichtlich Potenz, Konzentration und Pharmakokinetik dem Original in einem bestimmten Toleranzbereich entspricht. Sicherheit und Wirksamkeit eines Generikums werden aber nicht gepr&uuml;ft, sondern aufgrund der derart ermittelten &bdquo;Bio&auml;quivalenz&ldquo; abgeleitet.</p> <p>&bdquo;Es h&auml;ufen sich experimentelle Beweise daf&uuml;r, dass bio&auml;quivalente generische Antibiotika in vivo dem Original unterlegen sind und zu klinischem und mikrobiologischem Versagen &ndash; Therapieversagen und Ausbildung von Resistenzen &ndash; f&uuml;hren k&ouml;nnen&ldquo;, warnte Apfalter. Ein Faktor, der solche Unterschiede erkl&auml;ren k&ouml;nnte, ist die &bdquo;dissolution&ldquo;, d.h. jener Anteil einer Substanz, der unter definierten Bedingungen pro Zeiteinheit in L&ouml;sung geht. In einer Studie<sup>1</sup> mit Amoxicillin/Clavulans&auml;ure zeigten 54 % der untersuchten Generika ein signifikant anderes L&ouml;slichkeitsverhalten als das Original. Zudem fanden sich signifikante Unterschiede zwischen verschiedenen Chargen des gleichen Generikums und Unterschiede zwischen verschiedenen Generika desselben Herstellers.</p> <p>Trotz pharmazeutischer &Auml;quivalenz sind gro&szlig;e Effizienzunterschiede bei i.v. Verabreichung zwischen Original und Generika beschrieben f&uuml;r Vancomycin, Piperacillin/ Tazobactam, Oxacillin, Gentamicin, Meropenem, Lincomycin, Ampicillin und Penicillin. &bdquo;Pharmazeutische &Auml;quivalenz bedeutet also noch nicht eine therapeutische &Auml;quivalenz in vivo im Tierversuch&ldquo;, folgerte Apfalter. M&ouml;gliche Erkl&auml;rungen neben den Unterschieden bei der L&ouml;slichkeit k&ouml;nnen Abbauprodukte, Inhibitoren, Verunreinigungen (antagonistische Effekte) und mangelnde Reinheit der Inhaltsstoffe sein. &bdquo;Therapeutisch nicht &auml;quivalente generische Antibiotika k&ouml;nnen resistente Subpopulation selektieren. Das wurde experimentell mehrfach eindeutig bewiesen. Demnach ist ein Wirkungs- und &Auml;quivalenznachweis in vivo auch f&uuml;r Generika zu fordern&ldquo;, schloss Apfalter.</p> <h2>Neue Viren, die man kennen sollte</h2> <p>&bdquo;Das <em>West-Nil-Virus</em> wird von M&uuml;cken auf V&ouml;gel, Pferde, aber auch auf den Menschen &uuml;bertragen&ldquo;, erkl&auml;rten Univ.-Prof. Dr. Norbert Nowotny, Institut f&uuml;r Virologie der Veterin&auml;rmedizinischen Universit&auml;t Wien sowie Mohammed Bin Rashid University of Medicine and Health Sciences, Dubai. Der nat&uuml;rliche &Uuml;bertragungszyklus des Virus findet zwischen M&uuml;cken und V&ouml;geln statt, w&auml;hrend Pferd und Mensch &ndash; eher zuf&auml;llige &ndash; Endwirte darstellen (weil sie keine f&uuml;r eine R&uuml;ck&uuml;bertragung auf die M&uuml;cke ausreichende Anzahl von Viren im Blut erreichen).</p> <p>&bdquo;Das <em>West-Nil-Virus</em> ist das weltweit am weitesten verbreitete Flavivirus, und es hat sich inzwischen auch in Mitteleuropa festgesetzt&ldquo;, erg&auml;nzte Nowotny. &bdquo;Und wo das <em>West-Nil-Virus</em> einmal ist, dort bleibt es auch.&ldquo; Zwar verlaufen circa drei Viertel der Infektionen asymptomatisch; diese sind aber dennoch problematisch, weil das Virus durch Blutspenden asymptomatisch infizierter Personen &uuml;bertragen werden kann.</p> <p>Ein verwandtes Flavivirus mit geringerer Pathogenit&auml;t ist das <em>Usutu-Virus</em>, das auch bereits in &ouml;sterreichischen Blutspenden gefunden wurde.</p> <p>Bei einem in Salzburg geschossenen Gamsbock wurde ein mit dem <em>FSME-Virus</em> verwandtes <em>Flavivirus</em> entdeckt, das zur &bdquo;Louping ill&ldquo;-Gruppe geh&ouml;rt. Dieses Virus ist vermutlich jedoch wenig bis gar nicht humanpathogen. &bdquo;Dies ist das erste Mal, dass ein anderes Virus aus der FSMEGruppe in Mitteleuropa gefunden wurde&ldquo;, kommentierte der Virologe.</p> <p>Das <em>Bornavirus</em> hat vor Kurzem erstmals drei menschliche Todesf&auml;lle verursacht. Zuvor waren nur Infektionen bei Tieren, vor allem bei Pferden und Schafen, bekannt, das allerdings bereits seit dem 18. Jahrhundert. Als Reservoir stellte sich die Feldspitzmaus heraus, die selbst lebenslang infiziert ist und das Virus ausscheidet. &bdquo;Das Vorkommen des <em>Bornavirus</em> ist auf bestimmte Endemiegebiete beschr&auml;nkt, z.B. in Sachsen-Anhalt und in Bayern, es gibt aber auch ein Ostschweizer Endemiegebiet, das au&szlig;erdem Vorarlberg und wahrscheinlich Tirol umfasst&ldquo;, so Nowotny. Vor Kurzem wurde auch in Ober&ouml;sterreich ein Endemiegebiet identifiziert.</p> <p>Die humanen Infektionen traten in Deutschland bei Empf&auml;ngern von Organen eines postmortalen Organspenders auf, der selbst nicht an einer <em>Bornavirus</em>-Infektion gestorben war. Bei zwei weiteren, voneinander unabh&auml;ngigen F&auml;llen von schwerer akuter Enzephalitis konnte der &Uuml;bertragungsweg bisher noch nicht gekl&auml;rt werden.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: „Breaking News“, Symposium 10 des 12. ÖIK, 14. April 2018, Saalfelden </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Al Ameri MN et al.: Results Pharma Sci 2011; 2: 1-8</p> </div> </p>
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