<p class="article-intro">Die Arbeitsgruppe (AG) Hepatologie der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH) stellt sich mit diesem Artikel vor. Nach einem Überblick über aktuelle epidemiologische Trends in Europa mit spezieller Berücksichtigung der Datenlage für Österreich möchten wir aktuelle Ergebnisse, Problemstellungen und Vorhaben für die nächsten Monate zusammenfassen.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Konkret stellt sich die AG Hepatologie folgenden Aufgaben, um als übergeordnetes Ziel die Prävention, Diagnostik und Therapie von Lebererkrankungen zu verbessern und die wissenschaftliche Weiterentwicklung der hepatologischen Forschung in Österreich zu fördern:</p> <ul> <li>Unterstützung von österreichweiten Kooperation in der experimentellen und klinischen Hepatologie durch Planung gemeinsamer Forschungsprojekte</li> <li>Organisation österreichweiter Fortbildungsveranstaltungen aus dem Bereich der Hepatologie</li> <li>Erstellung klinischer Standards zur Prävention, Diagnose und Therapie von häufigen Lebererkrankungen </li> <li>Förderung des hepatologischen Nachwuchses</li> <li>Vertretung Österreichs innerhalb internationaler hepatologischer Gesellschaften und Arbeitsgruppen</li> </ul> <p>Wir freuen uns auf ein spannendes Betätigungsfeld und auf eine aktive und produktive Zusammenarbeit, um die Zukunft der Hepatologie in Österreich mit innovativen Konzepten im Rahmen der ÖGGH zu verbessern.</p> <h2>Nationale und internationale Aktivitäten</h2> <p>Zu den bisherigen Erfolgen der AG für Hepatologie zählt die Weiterführung des bereits zu einer Tradition gewordenen Transplantationskurses mit jährlichen Updates und „State of the Art“-Vorträgen in Innsbruck. Als weiteres jährlich stattfindendes Veranstaltungshighlight hat sich der „Hepatologische Frühling“ in Graz etabliert. <br />Hinzu kommt die Abhaltung von Konsensus- Meetings zur Erstellung von klinischen Behandlungsrichtlinien, wie zum Beispiel dem Österreichischen Billroth-III-Konsensus zum Management der portalen Hypertension. <br />Zuletzt war die AG Hepatologie der ÖGGH auch an der Erstellung von zwei S3-Leitlinien zu autoimmunen Lebererkrankungen sowie zur Therapie der Virushepatitis C (HCV) beteiligt. <br />AG-Leiter Thomas Reiberger fungiert in der aktuellen Periode zudem als Sekretär der Baveno-Kooperation der European Association for the Study of Liver Diseases (EASL), die den internationalen Standard in der Versorgung und Erforschung der portalen Hypertension mitdefinieren. Reiberger ist derzeit überdies auch der österreichische Repräsentant des Chronic Liver Failure Consortium der EASL (EASL-CLIF).</p> <h2>Epidemiologie von Lebererkrankungen in Europa und Österreich</h2> <p><strong>Europa</strong><br /> Bedingt durch den immensen Erfolg in der Entwicklung direkt wirksamer antiviraler Substanzen (DAA) gegen das Hepatitis- C-Virus sind mit den neueren Therapien gegenwärtig Heilungsraten von 95 % und höher zu erreichen. Auch die Virushepatitis B ist heute gut therapierbar, sodass Inzidenz und Prävalenz dieser Erkrankungen europaweit rückläufig sind. Im Hinblick auf die Prävalenz der Hepatitis D ist in den letzten Jahren ein Anstieg durch die Immigration aus Hochprävalenzländern nach Europa zu verzeichnen, was in Zukunft ein Problem in der medizinischen Versorgung darstellen könnte.<br /> Demgegenüber ist die Verschärfung einer weiteren Problematik mit Auswirkungen auf die Lebergesundheit von Europäerinnen und Europäern bereits vorprogrammiert: Durch die Epidemie von Adipositas und Diabetes wird auch die Zahl der Patienten mit Fettlebererkrankungen in Zukunft dramatisch zunehmen.<br /> Prävalenz und Inzidenz autoimmuner Lebererkrankungen liegen zwar seit Jahrzehnten auf einem stabilen Niveau, allerdings besteht die primäre Problematik hierbei nach wie vor im unzureichenden Verständnis der komplexen Pathophysiologie dieser Krankheiten.<br /> Alkoholbedingte Leberschädigungen stellen in der Epidemiologie von Lebererkrankungen weiterhin das bedeutendste Problem in Europa dar, wie auch aktuelle Übersichtsdaten zeigen. Erfreulicherweise zeigen die Langzeitergebnisse nach Lebertransplantation aufgrund Alkohol-assoziierter Lebererkrankung geringe Rückfallsraten zum Alkoholkonsum und niedrige Mortalität. Einem flächendeckenden Screening auf hepatozelluläre Karzinome (HCC), wären durch eine gute Verfügbarkeit von abdominelle Ultraschall heute zumindest technisch keine Grenzen mehr gesetzt, die Zielpopulation und Screeningintervalle bzw. -modalitäten müssen aber noch besser definiert werden. <br /><br /><strong>Österreich</strong><br /> In Österreich ist die Hepatitis C seit der durchgesetzten Kostenübernahme von DAA-Therapien durch die Krankenkassen heute frei und sehr gut therapierbar, wobei Real-Life-Ergebnisse mit erreichten „Sustained virologic response“(SVR)-Raten von 95 % verzeichnet werden können. Eine Risikogruppe stellen Patienten mit rezentem oder aktivem intravenösen Drogenkonsum dar, für deren Versorgung derzeit groß angelegte Therapieprogramme wie am Wiener Wilhelminenspital unter Leitung von Prim. Michael Gschwantler laufen. Eine weitere Risikogruppe sind Inhaftierte, die ebenfalls durch Screening-Programme erfasst werden. Eine weitere Risikogruppe ist die Population der HIV/HCV-koinfizierten Patienten, die aktuell zumeist in einer Spezialambulanz für Lebererkrankungen bei HIV an der Medizinischen Universität Wien betreut werden.<br /> Die Hepatitis B ist in Österreich sehr gut behandelbar, Hepatitis D stellt hierzulande aktuell noch kein bedeutendes klinisches Problem dar, die Impfraten gegen Hepatitis A und B sind allerdings verbesserungswürdig und eine ausreichende Awareness für Hepatitis E muss erst geschaffen werden.<br /> Die Lebertransplantation als Ultima Ratio und lebensrettende Therapie wird an den Zentren in Innsbruck, Graz und Wien flächendeckend für ganz Österreich angeboten. Die Verfügbarkeit von Organspenden ist durch die geltende Opt-out-Regelung in Österreich zwar gut, Verbesserungsbedarf besteht allerdings bei der Meldung möglicher Spender und bei der Vorbehandlung/Präservierung der Spenderorgane (Perfusion etc.).<br /> Alkohol stellt auch in Österreich aus hepatologischer Sicht das Hauptproblem dar, wobei hier ein deutliches Ost-West- Gefälle zu verzeichnen ist. Zentrales Anliegen unserer AG ist es in diesem Zusammenhang, die Zusammenarbeit mit suchtmedizinischen Zentren weiter zu verbessern und größeres Bewusstsein für das Risiko Alkohol-induzierter Leberschäden zu schaffen.<br /> Auch für die zentrale metabolische Rolle der Leber soll eine bessere Awareness geschaffen werden. Hier gilt es, insbesondere die Zusammenarbeit mit Diabetes- und Adipositaszentren zu verbessern und auch in der Allgemeinbevölkerung mehr Bewusstsein für das Krankheitsbild der Fettlebererkrankung zu schaffen.<br /> Zur Versorgung von Varizenblutungen (wie auch von anderen gastrointestinalen Blutungen) ist zu berichten, dass diese flächendeckend und im Allgemeinen gut gemanagt werden können, ein Problem ist dabei allerdings in der unzureichenden Verwendung von nicht selektiven Betablockern (NSBB) zur Sekundärprophylaxe von Varizenblutungen bei Patienten mit Leberzirrhose zu erkennen.<br /> Und auch beim Einsatz transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunts (TIPS) ist ein zu geringer Verbrauch festzustellen. Angesichts einer „number needed to treat“ (NNT) von lediglich 4 Patienten, um einen Todesfall zu verhindern, besteht hier dringender Handlungsbedarf, den wir mit dem AUTIPS-Projekt und durch zusätzliche geplante Schulungen zu decken versuchen.</p></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p>bei den Verfassern</p>
</div>
</p>