
Was der Pharmastandort Schweiz (nicht) braucht
Die Branchenvertretung Interpharma kritisiert in einer neuen Publikation das Fehlen einer eigenen Strategie für den Pharmastandort Schweiz. Bei acht von zehn gesetzten Schwerpunkten sieht sie weiterhin Handlungsbedarf.
Basel. Die Interpharma, Branchenvertretung der Pharmaindustrie, warnt in einer neuen Publikation vor einem Zurückfallen des Pharmastandorts Schweiz. Mit einem Anteil von knapp 40 Prozent an den Gesamtexporten sei die Branche immerhin die wichtigste Exportbranche der Schweiz. Die internationale Konkurrenz würde aber grösser werden – «das liegt nicht zuletzt daran, dass diverse Länder eigene Strategien für Pharma und Life Sciences erarbeitet haben und umsetzen. In der Schweiz fehlt eine solche bis heute», meint Jörg-Michael Rupp, Präsident Interpharma. In dem 2019 erstellten und 2022 nach der Pandemie aufdatierten und publizierten Strategiepapier «Pharmastandort 2030» skizzierte die Interpharma bereits, in welchen Bereichen und mit welchen Massnahmen die Rahmenbedingungen geschaffen und optimiert werden können, damit die Schweizer Pharmabranche auch im Jahr 2030 ein führender Pharmastandort in Europa ist. Bei acht von den dafür festgelegten zehn Schwerpunkten gibt es laut der Branchenvertretung weiterhin Handlungsbedarf.
Sogar dringenden Handlungsbedarf sieht die Interpharma in den Bereichen Zulassung und Vergütung von Arzneimitteln sowie der Nutzung von Gesundheitsdaten. Mit 301 Tagen läge die Zeit zwischen der Zulassung durch Swissmedic und der Aufnahme in die Grundversicherung weit über dem Schwellenwert von 60 Tagen. Darüber hinaus sei die Zahl der zugelassenen, aber nicht vergüteten Arzneimittel mit über 200 Stück «stark angewachsen». Nur 70 Prozent der von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA zugelassenen Medikamente wurden laut Publikation auch in der Schweiz zugelassen und nur 48 Prozent sind auf der Spezialitätenliste und werden vergütet. Auch bei der Sekundärnutzung von Gesundheitsdaten in Europa ist die Schweiz laut Interpharma Nachzügler. Nur im europäischen Mittelfeld läge die Schweiz bei der Anzahl der klinischen Studien pro Einwohner:in. Der Branchenverband pocht in der neuen Publikation ausserdem auf ein Exportabkommen mit den USA sowie eine Regelung der bilateralen Beziehung mit der EU. Weitere Unklarheiten mit der Europäischen Union sowie Steuerbelastungen würden zusätzlich die Attraktivität des Arbeitsmarktes gefährden.
Für gut befindet die Interpharma hingegen die Rahmenbedingungen rund um den Schutz von geistigem Eigentum. Sie hebt ausserdem die politische Stabilität der Schweiz und die gegebene Rechtssicherheit hervor. Dennoch: «Der Bundesrat ist jetzt gefordert und muss sich im Interesse der Schweiz auch auf internationaler Ebene klar und standhaft gegen diese innovationsfeindlichen Tendenzen positionieren», schreibt René Buholzer, Geschäftsführer und Delegierter des Vorstandes der Interpharma, in seinem Vorwort. (kagr)
Quelle: Interpharma
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