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Uraltes Herzmedikament verhindert Metastasen

Schweizer Forschende haben eine spannende Entdeckung gemacht: Eines der ältesten Herzmedikamente erzielte gute Resultate bei Krebspatient:innen.

Zürich. Weltweit sterben zehntausende Frauen an metastasierendem Brustkrebs. Mithilfe eines uralten Herzmittels könnte dem in Zukunft entgegengewirkt werden. In einer neuen Studie, die soeben in der Fachzeitschrift «Nature Medicine» erschienen ist, zeigt ein Forschungsteam der ETH Zürich, der Universitätsspitäler von Basel und Zürich sowie des Kantonsspitals Baselland die vielversprechende Rolle von Digoxin. Dass Digoxin, eines der ältesten Medikamente gegen chronische Herzschwäche, auch im Zusammenhang mit Brustkrebs wirksam sein könnte, entdeckten die ETH-Forschenden bereits im Jahr 2019. Sie führten ein umfangreiches Screening durch, bei dem sie mehr als 2400 verschiedene Substanzen systematisch in Zellkulturen testeten, um aktive Wirkstoffe gegen Cluster von zirkulierenden Tumorzellen (CTC) zu finden.

In einer klinischen Studie verabreichten die Forschenden neun Patientinnen mit metastasierendem Brustkrebs eine Woche lang das Medikament Digoxin in niedriger und sicherer Dosierung. Mit Erfolg: Die Zahl der Zellen pro Cluster nahm signifikant ab – im Durchschnitt um 2,2 Zellen. Angesichts der typischen Clustergrössen von nur einer Handvoll Zellen bedeutet dies eine deutliche Reduktion des Metastasenrisikos. Denn je kleiner die Cluster sind, desto weniger sind sie in der Lage, erfolgreich Metastasen hervorzubringen. Die Achillesferse der CTC-Cluster sind dabei die Natrium-Kalium-Pumpen, die in den Membranen der Tumorzellen sitzen und dafür verantwortlich sind, dass Natrium aus den Zellen und Kalium in die Zellen befördert wird. Digoxin blockiert diese Ionenpumpen und unterdrückt somit den Ionenaustausch. Die Zellen nehmen deshalb verstärkt Kalzium von der Aussenseite der Zellmembran in sich auf, was den Zusammenhalt der Krebszellen im Cluster schwächt, sodass diese auseinanderfallen.

Digoxin alleine beseitigt den bestehenden Tumor jedoch nicht. Das Mittel müsste in Kombination mit anderen Substanzen, die bestehende Krebszellen töten, abgegeben werden. In einem nächsten Schritt wollen die Forschenden auf Basis von Digoxin neue Moleküle entwickeln, die die CTC-Cluster noch besser auflösen. Der ETH-Spin-off Page Therapeutics arbeitet bereits daran. Darüber hinaus will Studienleiter Nicola Aceto, Professor für Molekulare Onkologie an der ETH Zürich, seine Forschung auf weitere streuende Krebstypen wie Prostata-, Darm- oder Pankreaskrebs sowie das Melanom ausweiten. In seinem Labor sind erste Versuche dazu bereits angelaufen. (red)

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Quelle: ETH Zürich

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