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Studie zeigt soziale Ungleichheit und Covid-19

Schwere Covid-19-Verläufe mit Spitalaufenthalt standen unter dem Einfluss von Demografie, Vorerkrankung, Sozialstatus und Expositionsrisiken, zeigen neue Analysen.

Neuchâtel. Das Schweizerische Gesundheitsobservatorium (Obsan) hat in einem Bulletin soziale Ungleichheiten in der Covid-19-Pandemie untersucht. Auf Basis einer Datenverknüpfung zwischen der Strukturerhebung (SE) und der Medizinischen Statistik (MS) wurde untersucht, welche Teile der Schweizer Bevölkerung in den Pandemiejahren 2020 und 2021 ein erhöhtes Risiko für einen Spitalaufenthalt wegen Covid-19 aufwiesen und welche Rolle dabei die soziale Lage, die Wohnsituation und der Beruf spielten. Ausserdem thematisiert das Bulletin die Rolle schwerer Vorerkrankungen und zeigt auf, wie sich die sozialen Ungleichheiten bei schweren Covid-19-Verläufen mit der Zugänglichkeit von Impfungen verändert haben.

Bereits bekannt: Schon kurz nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie zeigten sich soziale Unterschiede im Ansteckungsrisiko wie auch in Bezug auf das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Zudem wurden durch die Pandemie bestehende Ungleichheiten verstärkt, da benachteiligte Gruppen häufiger an chronischen Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes mellitus leiden, die das Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf erhöhen. Auf Basis von geografisch aggregierten Daten konnte für die Schweiz bereits gezeigt werden, dass Menschen aus sozioökonomisch benachteiligten Wohngegenden sich seltener testen liessen, gleichzeitig aber häufiger positiv getestet und ins Spital eingeliefert wurden sowie häufiger an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben sind.

Im vorliegenden Bulletin wurden nun soziale Ungleichheiten in der Covid-19-Pandemie erstmals für die gesamte Schweiz auf der Basis von Individualdaten analysiert. Wichtigste Ergebnisse:

  • Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau und dem Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf.

  • Dieser Zusammenhang verstärkte sich in der Phase mit beschränkter Impfverfügbarkeit.

  • Beengte Wohnverhältnisse sowie Berufe mit vielen Kontakten, niedrigem Anforderungsniveau und wenig zeitlicher und örtlicher Flexibilität sind mit erhöhten Risiken assoziiert.

  • Zeitnahe und adressatengerechte Informationen für benachteiligte Gruppen sowie verbesserte Schutzmassnahmen und Impfangebote am Arbeitsplatz könnten in künftigen Pandemien zur Reduktion sozialer Ungleichheiten beitragen.

  • Höheres Risiko für schweren Covid-19-Verlauf bei Männern, älteren Personen und schweren Vorerkrankungen.

  • Mit dem Alter nimmt das Risiko für eine Hospitalisierung wegen Covid-19 zu. Grundsätzlich weisen Personen in der Altersgruppe bis 39 Jahre ein vergleichsweise geringes Risiko für einen Spitalaufenthalt wegen Covid-19 auf. Ab 40 Jahren nimmt das Risiko allerdings stark zu, wobei der Anstieg bei Männern deutlich akzentuierter ist als bei Frauen. Insgesamt verzeichneten Männer ein rund 70% höheres Risiko für einen Spitalaufenthalt wegen Covid-19 als Frauen.

  • War eine Person in den Jahren 2015 bis 2019 wegen einer relevanten, schweren Vorerkrankung im Spital, hatte sie in den Pandemiejahren 2020 und 2021 ein um 80% erhöhtes Risiko, wegen Covid-19 hospitalisiert zu werden, im Vergleich zu einer Person ohne eine schwere Vorerkrankung. (red)

© Obsan 2024

Quelle: Schweizerisches Gesundheitsobservatorium (Obsan)

Service: Bulletin

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