
Schweizer Pharmakonzerne umgarnen Trump
Der US-Markt ist offenbar trotz Pharma- und Wissenschaftskritik der US-Regierung für die Pharmabranche lukrativ. Auch der Zollkrieg lockt Schweizer Pharmariesen.
Basel. Der Schweizer Pharmakonzern Roche will in den nächsten fünf Jahren umgerechnet 50 Milliarden US-Dollar in den Geschäftsausbau in den USA investieren und könnte so zumindest teilweise mögliche Einfuhrzölle umgehen. Sobald alle neuen und erweiterten Produktionskapazitäten in Betrieb genommen sind, werde Roche mehr Medikamente aus den USA exportieren als in die USA importieren, teilte der Konzern am Dienstag mit. Zuvor hatte bereits der Pharmakonzern Novartis angekündigt, 23 Milliarden US-Dollar in den Ausbau seiner Anlagen in den USA zu investieren. Insgesamt will Novartis in den USA damit fast 1000 neue Jobs schaffen.
Roche wiederum will im Rahmen der Investitionen seine bestehende Präsenz mit mehr als 25 000 Mitarbeiter:innen an 24 Standorten in acht US-Bundesstaaten erweitern. Die Expansion soll mehr als 12 000 neue Arbeitsplätze schaffen, darunter fast 6500 Jobs im Bau sowie 1000 bei Roche. Die Pläne sehen unter anderem den Ausbau der US-Produktions- und Vertriebskapazitäten für das Medikamenten- und Diagnostikportfolio in den Bundesstaaten Kentucky, Indiana, New Jersey, Oregon und Kalifornien vor. Eine Produktion für Gentherapie soll in Pennsylvania entstehen, in Indiana eine neue Anlage zur kontinuierlichen Glukoseüberwachung und ein neues 84 000 Quadratmeter grosses Produktionszentrum zur Unterstützung des wachsenden Geschäfts mit neuen Medikamenten zur Gewichtsreduktion.
«Roche ist ein Schweizer Unternehmen mit einer starken Tradition in über 130 Ländern weltweit. Die heute angekündigten Investitionen unterstreichen unser langjähriges Engagement für Forschung, Entwicklung und Produktion in den USA», erklärte Konzernchef Thomas Schinecker. Der Manager erwähnte die drohenden US-Zölle nicht. Die Schweiz muss mit einer Einfuhrgebühr von 31 Prozent für ihre Lieferungen in die USA rechnen. Vergangene Woche leitete die US-Regierung unter Präsident Donald Trump eine Untersuchung der Arzneimittelimporte ein, um Zölle auf die Branche zu erheben. Zeitpunkt und Umfang der Abgaben sind noch ungewiss, doch die Auswirkungen könnten erheblich sein: Laut der Handelsdatenbank der Vereinten Nationen wurden im vergangenen Jahr Pharmaprodukte im Wert von fast 213 Milliarden Dollar in die USA importiert – fast dreimal so viel wie 2014. (red)
Quellen: Roche, Novartis, Agenturen
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